Niki Lauda will es wieder wissen

Former World Champion Lauda attends the first practice session of the Mexican F1 Grand Prix at Autodromo Hermanos Rodriguez in Mexico City
Former World Champion Lauda attends the first practice session of the Mexican F1 Grand Prix at Autodromo Hermanos Rodriguez in Mexico City(c) REUTERS (EDGARD GARRIDO)
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Der dreifache Formel-1-Weltmeister kehrt zu seinen Wurzeln zurück – allerdings nicht als Rennfahrer. Niki Lauda steigt wieder in das Fluggeschäft ein. Zum vierten Mal.

Der Deal ist kurz vor Weihnachten über die Bühne gegangen. Und Niki Lauda beschreibt die Ereignisse in seiner gewohnt trockenen Art: „Ronny Pecik hat mich gefragt, ob ich Interesse habe. Ich hab mir das angeschaut und zugeschlagen.“ Wer Interesse an ein bisschen mehr Details hat, dem kann geholfen werden: Niki Lauda, dreimaliger Formel-1-Weltmeister und später jahrelang Luftfahrtunternehmer, steigt wieder in das Geschäft mit dem Fliegen ein. Er hat das Bedarfsflugunternehmen Amira Air von Investor Ronny Pecik gekauft. Um wieviel, sagt er nicht. Nur soviel: „Es war irrsinnig teuer.“

Gesprächiger ist der 67jährige Schon-wieder-Unternehmer, wenn es um seine Pläne mit der Amira geht. Das im Jahre 2004 von Ronny Pecik gegründete Unternehmen mit Sitz in Wien-Schwechat zählt derzeit 70 Mitarbeiter und zwölf Flugzeuge – und bezeichnet sich als „exklusiver Flugzeugcharter im Executive-Bereich“. Sprich: Die gehobene Klientel kann sich via Amira einen Businessjet inklusive Piloten mieten. Sie kann aber auch den eigenen Jet bei Amira quasi unterstellen und von Amira betreiben lassen.

Lauda ist, für seine Verhältnisse jedenfalls, ziemlich euphorisch. Und also hat er vor, das Unternehmen auszubauen. „Ich will mehr draus machen“, sagt er lapidar. Weil das Potenzial gewaltig sei. Lauda zur „Presse“: „Ein österreichisches Bedarfsflugunternehmen ist eine tolle Sache, weil Flugzeuge mit dem Kürzel OE weltweit überall hinfliegen dürfen.“

"Da kenn' ich mich schon ein bissi aus"

Er muss es wissen. Denn die Luftfahrt ist ein Thema, das Niki Lauda offenbar nicht loslässt. „Da kenn' ich mich schon ein bissi aus“, sagt er. Welch Understatement: Lauda und die Luftfahrt – das ist wie Lauda und die Formel 1. So etwas wie eine ewige, leidenschaftliche Liebesbeziehung.

Begonnen hat sie im Jahre 1979, als der damals zweifache Formel-1-Weltmeister Lauda die erste „Lauda Air“ als reines Bedarfsflugunternehmen mit zwei Flugzeugen Fokker F-27 gründete. Das Unternehmen wurde Jahre später abermals neu gegründet und startete 1988 erste Linienflüge in den Fernen Osten. Im Jahre 1990 erhielt „Lauda Air“ eine weltweite Linienflugkonzession.

Es wurde ein jahrelanger Kampf. Deutsche Medien berichteten über eine erfolgreiche Inszenierung à la David gegen Goliath. Nämlich: Lauda Air gegen den bisherigen Monopolisten AUA. Der Rest ist Geschichte: 1993 beteiligte sich die Lufthansa an seinem Unternehmen, 1997 kam es zum Denkunmöglichen – die AUA übernahm 36 Prozent der Lauda-Fluglinie. „Ein großer Fehler“, räumte Lauda vor Jahren im Gespräch mit der „Presse“ ein. Die Dinge nahmen jedenfalls ihren Lauf: 2001 hatte die AUA sukzessive 99 Prozent an ihrem vergleichsweise kleinen Mitbewerber.

Intern gab es ständig Streit mit den AUA-Chefs Herbert Bammer und Mario Rehulka. Die Lauda Air fuhr gigantische Verluste ein. Und Niki Lauda, gleichsam das Liebkind der Medien, wurde kurzerhand auf die Straße gesetzt: Aus den Fernsehnachrichten erfuhr er, dass seine Dienste als Pilot nicht mehr erwünscht seien.

Er machte weiter. Besser gesagt: Er fing – wieder einmal – neu an. 2003 gründete Lauda noch einmal eine Fluglinie – diesmal mit dem klingenden Namen „flyniki“, später hieß sie bloß „Niki“.  Auch dieses Unterfangen kam ohne Kooperation mit einem „Großen“ nicht aus. Diesmal war allerdings der deutsche Luftfahrtkonzern Air Berlin Laudas Partner. Das war nicht das einzige Déjà-vu: Air Berlin hat vor wenigen Jahren die gesamten Anteile an „Niki“ übernommen. Niki Lauda war also raus.

Nicht seine schlechteste Entscheidung: Air Berlin kämpfte im vergangenen Jahr mit einem Rekordverlust, wiewohl die österreichische Tochter „Niki“ dort als Lichtblick gesehen wird: Ihre Kostenstruktur ist deutlich besser als jene der Muttergesellschaft, sie soll also in Hinkunft für den Konzern mehr Flüge übernehmen. Niki Lauda kann's egal sein – er hat jetzt ja sein neuerliches Flugprojekt. Es handelt sich um Luftfahrtunternehmen Nummer vier, wohlgemerkt.

Ob Lauda beim Namen "Amira" bleiben wird?

Die Frage ist nur, wie sich das Ding künftig nennen wird. Die bisherigen Namen „Lauda Air“ und „Niki“ waren ja durchaus probate Zugpferde – zumal seinerzeit mit Niki Lauda himself als Piloten. Doch die Namensrechte für „Niki“ und „Lauda“ sind vergeben. Ob er beim Namen „Amira“ bleiben wird? „Darüber denke ich noch nach“, sagt er knapp. Man darf getrost darauf wetten, dass er sich beim Namensproblem etwas einfallen lassen wird. Blöd nur, dass wohl niemand dagegen wetten wird – eine gewisse Affinität zu Marketingcoups kann Lauda nicht abgesprochen werden.

Coup Nummer eins ist schon fix: Lauda hat, so betont er, in den vergangenen Jahren immer wieder selbst seinen Privatjet pilotiert. Er wird – wohl zur Freude seiner nach wie vor großen Fangemeinde – bei Amira als Pilot tätig sein.

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