Heta: Sehr viel Rat ist teuer

PK LR SCHAUNIG: 'ZWISCHENBILANZ ZUR HETA'
PK LR SCHAUNIG: 'ZWISCHENBILANZ ZUR HETA'APA/ROLAND SCHLAGER
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Das Drama um den geplanten Rückkauf von Anleihen der Skandalbank Hypo ist an Spannung kaum zu überbieten. Wer wird sich am Ende durchsetzen? Eine Gruppe von Siegern steht schon fest: die Berater.

Eine brisante Sitzung, über die nachher keinerlei Informationen nach außen dringen – so etwas hat in Österreich Seltenheitswert. Am Mittwoch ist aber genau das passiert. „Die Gans ist noch nicht knusprig gebraten“, sagte der Gastgeber kryptisch. „Wir haben Stillschweigen vereinbart“, meinte ein Gesprächsteilnehmer. „Wenn ich etwas verrate, bin ich tot“, so ein anderer. Ende der Durchsagen.

Zu dem diskreten Termin hatte am Mittwoch ÖVP-Finanzminister Hans Jörg Schelling gebeten. Eineinhalb Stunden dauerte der Spuk, nachher hieß es lapidar, es habe sich lediglich um einen Informationsaustausch gehandelt. Keinesfalls um eine Verhandlungsrunde.

Wieso dann aber das strenge Schweigegelübde?
Ganz einfach: Weil in der Angelegenheit schon viel Porzellan zerschlagen worden ist. Und weil sie gar so heikel ist. „Es geht um eine der weltweit größten Finanztransaktionen“, sagt ein Betroffener. Es geht um die Frage, ob zahlreichen Gläubigern der Skandalbank Hypo – jetzt Heta – landesgarantierte Anleihen um 7,8 Milliarden Euro zurückgekauft werden. Oder um den tatsächlichen Nominalwert, nämlich um 11,2 Milliarden Euro.
Unschwer zu erraten: Den geringeren Betrag will das Land Kärnten bezahlen. Ein Gutteil der Gläubiger – allesamt ausländische Finanzinstitutionen – beharrt auf einer hundertprozentigen Auszahlung.

Die Zahlen muss man sich aber eh nicht merken. Denn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird sich keine Seite durchsetzen. Das Angebot Kärntens, nämlich 75 Prozent des Nominales zu bezahlen, steht bis zum 11. März. Der Termin wird wohl ohne Einigung verstreichen. „Alles andere wäre ein Wunder“, sagen nicht wenige Beteiligte.

Andererseits: Es haben beide Seiten jede Menge zu verlieren. Eine drohende Insolvenz Kärntens steht im Raum, jahrelang dauernde Prozesse ebenfalls. Das will natürlich keiner.

Schelling hat also am Mittwoch offenbar eingeladen, um Gesprächsbereitschaft und guten Willen zu signalisieren. Zuvor legte er aber ausdrücklich Wert darauf, dass ausschließlich Gläubigervertreter kommen dürften. Keine Berater. Seien es Rechtsanwälte, Investmentbanker oder Lobbyisten.

Im durchaus geräumigen Büro des Finanzministers hätten die wohl auch ein enormes Platzproblem verursacht. Böse Zungen behaupten gar, dass die Fülle an Beratern auch ein Scherflein dazu beigetragen habe, dass die Situation so verfahren ist, dass sich die gegnerischen Parteien so einzementiert haben.

Tatsache ist: Das Angebot Kärntens ist ein öffentliches, das vor Fristende gar nicht nachgebessert werden kann. So viel zur einen Seite. Die andere: Eine große Gläubigergruppe mit einem Volumen von immerhin 5,5 Milliarden Euro will das ganze Geld sehen. Diese Gläubiger haben schon im Dezember vertraglich Treue vereinbart – das Ausscheren Einzelner ist damit denkunmöglich. Womit eine erforderliche mehrheitliche Annahme des Angebots außer Reichweite ist.

Trotzdem gibt es in der leidigen Causa Heta-Rückkauf jetzt schon klare Sieger. Nämlich die unzähligen Berater.
Sehen wir uns dazu einmal das Land Kärnten an. Sein Angebot, 75 Prozent des Anleihe-Nominalwertes zu bezahlen, soll so funktionieren: Kärnten finanziert 1,2 Milliarden Euro. Der Rest wird vom Bund vorfinanziert – die Schuld soll dann aus den Erlösen der Heta beglichen werden.

So weit, so teuer. Die zuständige SPÖ-Landesrätin für Finanzen, Gaby Schaunig, hat zur Umsetzung dieses Plans freilich allerlei Experten an der Hand. Alles wunderbar beleumundete, internationale Berater: Das Investmenthaus Lazard, Experte für Schuldenrestrukturierungen, wurde ebenso zurate gezogen wie Citigroup und JP Morgan.
Juristische Expertise gibt es von gleich drei Anwaltskanzleien: Skadden Arps Slate Meagher & Flom aus Frankfurt ist mit einem Team von zehn Anwälten dabei. Dazu kommen zwei Juristen der Wiener Kanzlei Hausmaninger Kletter sowie der Chef der Kanzlei Abel & Abel.

Lobbying ist in der Angelegenheit natürlich auch immens wichtig – die Kärntner haben dafür die Londoner Brunswick-Gruppe verpflichtet.
Im Budget für 2015 hat das Land Kärnten Kosten für solche Beratungen in Höhe von zehn Millionen Euro angegeben. Für 2016 sind weitere 20 Millionen Euro veranschlagt.

Ein durchaus ansehnliches Sümmchen, das allgemein aber noch als „sehr optimistisch“ bezeichnet wird. Allein seitens der Investmentbanken wird nämlich ein zweistelliger Millionenbetrag für realistisch erachtet. Hinzu kommen Anwalts- und Beraterkosten, die laut Branchenschätzung durchaus an der Millionengrenze schrammen. Im Monat, freilich.

Rechtsanwälte verrechnen nämlich in der Regel auf Stundenbasis. Bei renommierten Großkanzleien fallen da schon für namhafte Anwälte gut 500 Euro pro Stunde an. Werden innerhalb dieser Kanzleien auch noch umfangreiche Teams gebildet, dann multipliziert sich dieser Stundensatz mit der Kopfzahl. Da kommt dann schon einiges zusammen.

Die Kosten für die Lobbyisten sind da nachgerade vernachlässigbar. Zumal diese bloß monatliche Pauschalhonorare in Rechnung stellen. Weniger bekannte geben sich mit 10.000 Euro zufrieden. Namhafte verlangen 25.000 Euro im Monat. Auch das ergibt allerdings im Lauf der Zeit ein durchaus feines Honorar.

Aufseiten der Gläubiger tummeln sich überhaupt etliche Anwälte und Lobbyisten. Die können sich jedenfalls freuen: Die Gläubiger haben sich zwar in sogenannten Pools zusammengetan, um Interessen zu bündeln und Beraterkosten zu sparen. Allerdings gibt es immerhin drei große Pools. Und die benötigen alle höchst umtriebigen Beistand von Juristen und Lobbyisten.

Der größte Gläubigerpool, die sogenannte Ad-hoc-Gruppe, hat in Deutschland die Kanzlei Kirkland & Ellis engagiert. In Österreich arbeiten fünf Anwälte von Binder Grösswang an der Causa. Binder Grösswang stehen überdies zwei Berater zur Verfügung: der ehemalige Kärntner Landeshauptmann Christof Zernatto – nunmehr Lobbyist – sowie der frühere ÖVP-Abgeordnete Günter Stummvoll. Darüber hinaus lobbyiert auch Ecker & Partner in Kooperation mit dem früheren SPÖ-Kommunikationschef Dietmar Ecker für Ad hoc.

Auch der zweitgrößte Gläubigerpool, die sogenannte Par-Gruppe, lässt sich nicht lumpen. In Deutschland wurde die Kanzlei Görg mit einem fünfköpfigen Juristenteam engagiert. In Wien sind es ebenfalls fünf Anwälte von Dorda Brugger Jordis. Das Lobbying wird von Wolfgang Rosams Agentur unter Federführung von Ex-ÖVP-Abgeordneter Silvia Grünberger erledigt.
Gläubigergruppe Nummer drei gibt sich relativ bescheiden: Sie hat die Wiener Kanzlei Wolf Theiss mit einem dreiköpfigen Team mandatiert. Für Lobbying zeichnet Greenberg Advisory verantwortlich.
Sie alle werden wohl noch länger schwer beschäftigt sein. Vor allem, wenn es bis zum 11. März keine Einigung gibt. Dann wird's erst recht langwierig. Und für die Berater dreht sich das Glücksrad von Neuem.

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