Der neue Mr. Raiffeisen wird wohl ein Oberösterreicher

Heinrich Schaller
Heinrich Schaller(c) Die Presse - Clemens Fabry
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Sicheres Indiz, dass bei der Raiffeisen-Fusion etwas weitergeht: Die Spekulationen über den neuen Chef sind schon voll im Gange.

Eigentlich soll Karl Sevelda erst Mitte 2017 als Chef der Raiffeisen International Bank in Pension gehen. Also in einem Jahr. Trotzdem geht es schon dieser Tage unterm Giebelkreuz ganz schön unruhig zu. Über die Sevelda-Nachfolge wird munter diskutiert und spekuliert. Recht „pietätlos“, könnte man meinen.

Ist es aber natürlich nicht. Vielmehr zwingen die „Umstände“ zur Nachfolgediskussion.

Bekanntlich haben Raiffeisen International und Raiffeisen Zentralbank kundgetan, eine Fusion beider Institute zu prüfen. Die Sache kommt jetzt offenbar in die heiße Phase: Im September könnte es bereits einen formellen Fusionsbeschluss geben, wird der „Presse“ hinter vorgehaltener Hand erzählt. Personaltechnisch hat das natürlich Folgen. Undenkbar, dass ein RBI-Chef, der vor der Pensionierung steht, diesen Kraftakt orchestriert. Ein neuer Mann muss also her – auf das Gendern kann man im Reich des grünen Riesen an dieser Stelle getrost verzichten.

Bei den Spekulationen wird immer wieder ein Name genannt: Heinrich Schaller soll den ehrenvollen, aber mühsamen Job übernehmen. Das ist spannend, aus mehreren Gründen.

Heinrich Schaller ist Chef der überaus erfolgreichen Raiffeisen Landesbank OÖ. Er ist ein Raiffeisen-Machtfaktor. Einer, der mit kritischen Worten in Richtung Wien und Niederösterreich nie hinterm Berg gehalten hat.

Dass ausgerechnet er für den Job genannt wird, findet so manch einer nicht unoriginell: „Das ist so, als würde man dem Erwin Pröll sagen, er soll gleich die ganze ÖVP schupfen“, grinst einer. Das hat was: Erwin Pröll ist ja auch für sein zwiespältiges Verhältnis zur Bundespartei bekannt. Ob er gern zeigen würde, dass er es besser kann? Kaum.

Und Schaller? Würde er wollen? Nämlich nach Wien ziehen und den Raiffeisen-Laden auf Vordermann bringen? Das wissen nicht einmal Personen, die eng mit ihm zusammenarbeiten. Schaller betont stets, in Linz sehr glücklich zu sein und dort bleiben zu wollen. Aber eh schon wissen: So etwas sagt genau gar nichts aus.

Windet sich Heinrich Schaller etwa? Insider meinen, dass er in einer gewissen Zwickmühle ist: Einerseits ehrt es ihn natürlich sehr, für den Posten genannt zu werden. Und finanziell wäre er mit dem in Aussicht stehenden Job auch deutlich besser aufgestellt.

Aber: Der ist schon ein Tschoch. Und machtpolitisch stellt sich für Schaller natürlich die Frage, ob er als Aktionär des fusionierten Instituts nicht mehr zu sagen hätte als in der Funktion des CEO. Seine RLB OÖ ist Großaktionärin der Raiffeisen Zentralbank.

Doch Alternativen zu Schaller sind rar. Hausintern gilt Johann Strobl, Risikovorstand der RBI und Seveldas Stellvertreter, als Kandidat. Klaus Buchleitner,Chef der RLB Niederösterreich-Wien, würde den Job gern machen, hat aber nicht gerade viele Fürsprecher.

Offenbar wird aber ohnehin mit der Variante Schaller gerechnet. Denn über seine Nachfolge in Oberösterreich wird bereits spekuliert. Beste Chancen dafür hat sogar eine Frau: Michaela Keplinger-Mitterlehner, derzeit Schallers Stellvertreterin.

Jetzt muss Heinrich Schaller nur mehr Ja zum neuen Job sagen.

E-Mails an:hanna.kordik@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2016)

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