Wiener Stadtwerke: Ärger im roten Schlaraffenland

ROT-GR�NE KOALITION IN WIEN: PK / SIMA
ROT-GR�NE KOALITION IN WIEN: PK / SIMA(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Die Wiener Stadträtin Ulli Sima ist seit fast einem Jahr für die Wiener Stadtwerke zuständig – und will dort offenbar kräftig umrühren.

Die Wiener Stadtwerke Holding AG ist ein stolzes Unternehmen: Mit über 16.000 Mitarbeitern sind die Stadtwerke der größte kommunale Infrastrukturdienstleiter des Landes. Wien Energie, Wiener Linien, Bestattung – hier gibt es fast alles quasi aus einer Hand.

Wobei das mit dem Stolz ein wenig relativiert werden muss: Die Stadtwerke haben nämlich nicht gerade den Ruf, als Ausbund an Effizienz und Kostenbewusstsein Schlagzeilen zu machen. Sie genießen eher das Image, eine Art Sammelbecken für beruflich gestrauchelte brave Sozialdemokraten zu sein.

Doch jetzt gibt es Ulli Sima. Die rote Wiener Umweltstadträtin hat Ende 2015 die Verantwortung für die Stadtwerke übernommen. SPÖ-Finanzstadträtin Renate Brauner hatte ausgedient.

Das wirklich Interessante an der Rochade: Sima hat offenbar vor, in den Stadtwerken heftig umzurühren, Dinge zu hinterfragen, Änderungen herbeizuführen.

Die erste dieser Änderungen soll am kommenden Freitag offiziell werden: Im Rahmen der für Freitag anberaumten Aufsichtsratssitzung soll Robert Grüneis als Stadtwerke-Vorstand abdanken. Das wird in den Stadtwerken jedenfalls eifrig erzählt. Ein Unternehmenssprecher bestätigt gegenüber der „Presse“ allerdings nur den Sitzungstermin. Dass Grüneis gehen werde, könne er „nicht bestätigen“, sagt er. Womit er aber eigentlich eh alles sagt.

Lustig: Grüneis war vor nicht einmal zwei Jahren von der Geschäftsführung der Wien Energie in den Stadtwerke-Vorstand gehievt worden. Dort ist er neben dem Bereich Energie auch für die IT zuständig. Und angeblich ist Sima über die dort überbordenden Kosten mehr als unglücklich. Ende September musste immerhin auch der Geschäftsführer der WienIT, Walter Bogad, den Hut nehmen.

Jetzt also auch Robert Grüneis. Nach einem Nachfolger für ihn wird aber dem Vernehmen nach erst gar nicht gesucht. Sima soll eine Reduktion des Stadtwerke-Vorstands von vier auf zwei Köpfe vorschweben. Und das wird wohl auch nicht alles gewesen sein. Aufsichtsratsmitglieder erzählen, Sima sei ordentlich konsterniert darüber, dass es im großen Reich der Stadtwerke sage und schreibe 175 Geschäftsführerposten gibt. In dem Zusammenhang soll sie überlegen, die Holding AG in eine Ges.m.b.H. umzuwandeln, um einfacher durchgreifen zu können.

Man wird sehen. Robert Grüneis muss sich aber dem Vernehmen nach vorerst eh keine Sorgen machen. Ihm soll ein Geschäftsführerposten bei der Aspern Smart City Research GmbH winken. Erraten: Sie gehört mehrheitlich dem roten Wien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2016)

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