Politischer Stallgeruch verschreckt die Wissenschaft

Josef Moser
Josef Moser Die Presse (Clemens Fabry)
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Eco-Austria-Chef Ulrich Schuh wird Sektionschef im Wirtschaftsministerium. Die Suche nach seinem Nachfolger gestaltet sich mühsam. Weil dort Ex-Rechnungshofpräsident Josef Moser sitzt.

Das sind die wirklich spannenden Personalrochaden der Republik: Wenn Ministerien neue Sektionschefs suchen, wird allgemein genüsslich getuschelt, gemutmaßt – manchmal auch intrigiert. Warum auch nicht? Sektionschefs sind hochrangige Beamte, genießen eine gute Portion Macht und können solcherart politisch einiges bewegen. Keine Frage also: Es ist alles andere als egal, wer Sektionschef wird. Und: Wird so ein Posten ausgeschrieben, stehen die Bewerber gewöhnlich Schlange.

Im Wirtschaftsministerium konnte dieses Spektakel in den vergangenen Wochen beobachtet werden. Dort war ja personaltechnisch einiges in Bewegung geraten: Vor wenigen Monaten verließ der bisherige Sektionschef für den Bereich Energie, Christian Schönbauer, das Haus. Er wechselte zum Energieregulator E-Control. Also wurde intern umdisponiert: Michael Losch, seit 2004 Chef der Sektion Wirtschaftspolitik, Innovation und Technologie, übernahm per 1. September die nicht ganz unwichtige Energiesektion.

Dafür wurde der bisherige Losch-Sessel frei. Probater Ersatz musste also her. Gesucht, gefunden, und im Ministerium ist die Freude groß. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner schwärmt gegenüber der „Presse“ folgerichtig davon, dass mit dem Neuzugang „unsere wirtschaftspolitische und wissenschaftliche Kompetenz gestärkt wird.“

Der Sektionschef für den Bereich Wirtschaftspolitik heißt ab 1. Jänner Ulrich Schuh.
Ulrich Schuh? Der Name ist dem wirtschaftspolitisch interessierten Publikum durchaus bekannt. Schuh ist seit fünf Jahren Chef des kleinen, aber feinen Wirtschaftsforschungsinstituts Eco Austria. Doch jetzt verlässt er sein „Baby“, das er quasi aus der Taufe gehoben hatte. Zweifellos ein großer Verlust für das Institut.

Eco Austria hat es ja prinzipiell nicht wirklich leicht: Es verfügt über ein jährliches Budget von lediglich 500.000 Euro. Und darbt nachgerade neben dem Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) mit einem Jahresbudget von 12,5 Millionen, dem Institut für Höhere Studien mit 9,3 Millionen und der Denkfabrik Agenda Austria mit 1,2 Millionen. Dazu kommt, dass das kleine Institut das vergleichsweise karge Budget nur zu 300.000 Euro von der Industriellenvereinigung finanziert bekommt – den Rest muss es mittels Auftragsarbeiten selbst stemmen.

Angesichts der zahlreichen konkurrierenden Institute gibt es leichtere Übungen.
Nicht zu vergessen: Schon die Gründung von Eco Austria war von lauten Misstönen begleitet worden. Damals hatte der Präsident der Industriellenvereinigung, Veit Sorger, seinem Ärger über das Wifo Luft gemacht. Seiner Meinung nach stand das Wifo ideologisch zu weit links, er kürzte die finanziellen Zuwendungen an das große Wirtschaftsforschungsinstitut von 250.000 auf 100.000 Euro jährlich. Und ließ das kleine Konkurrenzinstitut Eco Austria gründen.

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