Casinos Austria: Wenn Vorstände um Verträge zittern müssen

Karl Stoss
Karl Stoss APA/HANS PUNZ
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Lange ist um die Vertragsverlängerung der Casinos-Vorstände Stoss und Hoscher gefeilscht worden. Viel Lärm um nichts: Die Sache wird wohl auf Ende März verschoben.

Es ist oft mühsam. Am Beispiel der Casinos Austria: Dort werden die amtierenden Vorstände Karl Stoss und Dietmar Hoscher auf die Folter gespannt: Werden ihre Verträge verlängert? Für wie lange? Oder werden ihre Posten gar ausgeschrieben?

Fragen über Fragen. Eine Antwort hätte es schon am Dienstag, dem 22. November, geben sollen. Da tagte nämlich der sogenannte Personalausschuss des Casinos-Aufsichtsrates – mit entsprechender medialer Begleitmusik über die finanziell üppigen Verträge der beiden Vorstände. Es kam aber, wie in Österreich so oft: Der Ausschuss beendete seine Sitzung unverrichteter Dinge. Die vier Mitglieder des Ausschusses – Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner, Münze-Chef Gerhard Starsich, VIG-Generaldirektorin Elisabeth Stadler und Rechtsanwalt Leonhard Romig – hatten sich einfach nicht einigen können.

Dabei wäre höchste Eile geboten: In den Verträgen von Stoss und Hoscher steht nämlich explizit, dass „bis spätestens ein Jahr vor Ablauf der Funktionsperiode das Einvernehmen über die Wiederbestellung zum Vorstandsmitglied“ hergestellt werden muss. Und die Verträge laufen Ende 2017, also in einem Jahr, ab.

Halb so schlimm. Am 14. Dezember tagt der Casinos-Aufsichtsrat heuer zum letzten Mal. Für den 12. Dezember wurde eine nochmalige Sitzung des Personalausschusses anberaumt. Der muss ja dem Aufsichtsrat eine Empfehlung, über die abzustimmen ist, übermitteln. Es könnte sich also alles ausgehen.

Wird es aber eher nicht. Am vergangenen Freitag traf der Aufsichtsrat zu einer Vorbesprechung zusammen, und da formulierte Walter Rothensteiner einen erstaunlichen Vorschlag: Über die Vertragsverlängerung sollte, so meinte er lapidar, heuer nicht mehr entschieden werden. Sondern erst im März des nächsten Jahres.

Wohlgemerkt: Es handelte sich um einen Vorschlag Rothensteiners, über den die Gremien noch offiziell abzustimmen haben werden. Doch der Vorschlag wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit angenommen werden. Weil er einiges für sich hat. Sich just dieser Tage auf die berufliche Zukunft der amtierenden Vorstände festzulegen, wäre nämlich alles andere als opportun.

Über ein Jahr dauernde Schlammschlacht

Wer es verdrängt haben sollte:  Die Frage der neuen Eigentümerstruktur für die Casinos Austria gestaltet sich einigermaßen mühsam. Anfang des Jahres hatten sich die gegeneinander kämpfenden Interessenten für die Mehrheit an dem Unternehmen – Novomatic und ein tschechisches Konsortium – darauf geeinigt, gemeinsame Sache zu machen. Eine über ein Jahr dauernde Schlammschlacht wurde damit beendet.

Doch Ende August machte das Kartellgericht dem Projekt einen Strich durch die Rechnung: Es untersagte Novomatic den schönen Plan bzw. stellte harte Bedingungen. Jetzt ist die Sache beim Obersten Gerichtshof anhängig.

Wie „Die Presse“ allerdings in Erfahrung bringen konnte, kommt nun doch einiges in Bewegung. Und zwar schon am 14. Dezember. An diesem Tag will Maria Theresia Bablik, die über eine Stiftung 17,2 Prozent der Casinos hält, ihre Anteile an Novomatic abtreten. Der niederösterreichische Glücksspielkonzern wiederum wird damit durchgerechnet mehr als die erlaubten 25 Prozent an den Lotterien halten und Anteile daran an die Tschechen weiter geben.

Eine Änderung der Eigentümerstruktur ist also zum Greifen nah. Die neuen Eigentümer also mehr oder weniger gleichzeitig mit frisch unterzeichneten Vorstandsverträgen zu begrüßen – so etwas kommt eher nicht so gut.

Schon Ende 2015 waren die Verträge in Erwartung neuer Eigentümer bloß um ein weiteres Jahr, auf Ende 2017, verlängert worden. Was theoretisch auch diesmal möglich wäre. Allerdings soll Vorstand Dietmar Hoscher auf einen Fünfjahresvertrag pochen.

Stoss: "Kann das durchaus nachvollziehen"

Karl Stoss hingegen gibt sich gelassen: Sollte man die Entscheidung „im Lichte der derzeit stattfindenden Veränderungen in der Eigentümerstruktur vertagen, kann ich das durchaus nachvollziehen“, sagt er.

Was bleibt ihm auch anderes übrig? Mit neuen Eigentümern ist auch mit neuen Aufsichtsräten zu rechnen. Derzeit ist etwa immer noch die Münze Österreich im Aufsichtsrat vertreten, obwohl sie ihren Casinos-Anteil längst an die Staatsholding Öbib verkauft hat. Im Kontrollgremium sitzt auch Anwalt Romig für die Bablik-Stiftung.

Die korrekte Reihenfolge soll also eingehalten werden: neuer Aufsichtsrat, neuer/alter Vorstand. So weit jedenfalls der Plan.

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