Buwog: Bei Hochegger ist die Hölle los

(c) AP (Ronald Zak)
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Seitdem Peter Hochegger im Zusammenhang mit der Buwog-Affäre genannt wird, ist in seiner PR-Agentur die Hölle los. Doch der Plan, die Brüder Hochegger aus der Firma zu entfernen, ist gescheitert.

Montagabend am Schwarzenbergplatz 5: Die rund 50 Mitarbeiter von Österreichs zweitgrößter PR- und Lobbyingagentur erfahren, dass sich ein Geschäftsführer der Gruppe verabschieden wird. Die Stimmung ist eher gedrückt. Wenige Tage später, am gestrigen Freitag, dasselbe Schauspiel: Ein weiterer Geschäftsführer erklärt seinen Rücktritt, aber das haben die Mitarbeiter diesmal eh schon geahnt.

Überhaupt haben die vergangenen drei Monate ordentlich an ihren Nerven gezehrt. Seit Mitte September ist in der PR-Firma „Hochegger“ jedenfalls nichts mehr, wie es einmal war. Die Causa Buwog hat alles verändert.

Die Causa Buwog: Im September ist erstmals ruchbar geworden, dass es bei der Privatisierung der Bundeswohnungen im Jahre 2004 mutmaßlich nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Seitdem ist die Staatsanwaltschaft am Zug. Ebenfalls im Visier der Ermittlungen: jene 9,5 Millionen Euro an Provisionen, die Ex-FPÖ-Politiker Walter Meischberger und Peter Hochegger für Lobbying in der Angelegenheit kassiert haben.

Seitdem ist in Hocheggers Agentur der Bär los: Kunden drohten gleich im September mit dem Absprung. Mit einem Berater, bei dem es Hausdurchsuchungen gegeben hatte, der täglich negative Schlagzeilen machte, der im Verdacht steht, bei einer möglicherweise „unsauberen“ Privatisierung durch den damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser mitgeschnitten zu haben, wollte naheliegenderweise keiner zu tun haben. Rasch war also klar: Die Agentur, die vor rund 20 Jahren von den Brüdern Peter und Paul Hochegger gegründet wurde, steckt in massiven Schwierigkeiten. Da konnte noch so oft betont werden, dass der Buwog-Lobbyingauftrag nichts mit der Agentur zu tun habe, sondern „Privatangelegenheit“ Peter Hocheggers gewesen sei.

Schleunigst wurde an der Krisen-PR in eigener Sache gearbeitet. Und folgendes verlautbart: Per Ende Oktober wurde die renommierte Agentur – mit Kunden wie Telekom Austria, Asfinag, Flughafen Wien, Hewlett Packard und Sony Ericsson – umbenannt. Sie heißt jetzt Q-Com. Weiters, so wurde erklärt, würden sich die Brüder Hochegger von ihren Anteilen trennen. Ein scharfer Schnitt also. Drei operativ tätige Geschäftsführer sollten die 45 Prozent von Peter und die 40,2 Prozent von Paul Hochegger übernehmen. Und der Laden würde fortan in aller Ruhe seinen Geschäften nachgehen können.

Leichter gesagt, als getan. Bei der Übertragung der Anteile hakt es nämlich gewaltig.

Monatelang wurde verhandelt – ergebnislos. Denn die Standpunkte könnten unterschiedlicher nicht sein: Auf der einen Seite die Geschäftsführer, die von der Krise der Agentur völlig überrascht wurden und über Peter Hochegger entsprechend erbost sind. Schließlich halten die Geschäftsführer ja auch geringe Anteile an der Firma. Und sie finden es offenbar ziemlich kühn, dass sie für das wirtschaftliche Schlamassel, in dem sie jetzt stecken, auch noch Geld auf den Tisch legen sollen.

Auf der anderen Seite Peter Hochegger, der offenbar nicht geneigt ist, sich für sein Lebenswerk „billig abspeisen“ zu lassen. Zumal sein Lebensstil im Laufe der vergangenen Jahre entsprechend luxuriös geworden ist. Und nicht zu vergessen: sein Bruder Paul. Der beharrt darauf, dass er sich nichts zuschulden hat kommen lassen – mit den Buwog-Provisionen hatte er ja nie etwas zu tun. Nur aufgrund seines neuerdings weniger gut beleumundeten Nachnamens will er sich jedenfalls nicht zum Schleuderpreis aus der Firma drängen lassen.

Eine äußerst verfahrene Sache. In den vergangenen Monaten wurde jedenfalls beinhart gefeilscht. Zunächst, heißt es, sei den Brüdern der Abschied zum symbolischen Euro nahegelegt worden. Dann wurde Zug um Zug nachgebessert: Zuletzt wurde den Brüdern die zum Firmenimperium gehörende entschuldete Internetfirma Martrix angeboten (jene Firma, die durch die seinerzeitige Homepageaffäre von Ex-Finanzminister GrasserBerühmtheit erlangte), inklusive Besserungsschein. Soll heißen: Sollte die Agentur Jahre später verkauft werden, sollten die Brüder Hochegger auch einen Teil des Verkaufserlöses erhalten. Paul Hochegger schließlich wurde auch eine Leibrente zugesagt. Allerdings mit dem nicht unwesentlichen Schönheitsfehler: Garantien für diese Zusagen konnten offenbar nicht geliefert werden.

Die Streitigkeiten eskalierten schließlich, es mangelte nicht an persönlichen Untergriffen – wobei der gegenseitige Vorwurf, „von Gier getrieben“ zu sein, noch zu den harmloseren Vorhaltungen gehörte. Vor rund zwei Wochen wurde der Deal endgültig als geplatzt bezeichnet. Mit für die Agentur recht radikalen personellen Konsequenzen: Von jenen drei Geschäftsführern, die die Firma hätten übernehmen sollen, haben Dietmar Trummer und Severin Heinisch diese Woche das Handtuch geworfen.

Bleibt noch Mick Stempel, Chef der „Q-Com Financial Relations“. Das Unternehmen ist auf Kapitalmarktkommunikationsberatung spezialisiert und gilt als eines der Juwele der Gruppe – weil es bedeutende börsenotierte Unternehmen wie Strabag, Schoeller-Bleckmann, Bank Austria und Conwert betreut. Nachdem die Gesamtübernahme der Hochegger-Gruppe geplatzt ist, will Stempel nun die Firma – die ohnehin immer in der Gruppe sehr unabhängig agiert hat – kaufen. Das Angebot ist gelegt, die Verhandlungen laufen. Und wie geht es mit der Agentur generell weiter? War's das? Oder wird sie „aus der Krise gestärkt hervorgehen“, wie Peter Hochegger diese Woche den bedrückten Mitarbeitern nahelegte?

Die Mitarbeiter sind diese Woche jedenfalls schon darüber informiert worden, dass künftig Wolfgang Krainz und Laszlo Jakabffy die Anteile von Peter Hochegger in der Holding übernehmen werden. Krainz war zuletzt Chef des Sportmodenherstellers Besson, der im vergangenen Sommer in die Pleite schlitterte. Jakabffy ist Geschäftsführer der Hochegger-Tochter Martrix. Beide sind allerdings mit Peter Hochegger befreundet – was in der Branche Vermutungen nährt, dass sie die Anteile nur treuhändig für ihn übernehmen.

Paul Hochegger behält jedenfalls seine Anteile. Ganz offiziell.

auf einen blick

Die Agentur Q-Com, einst „HocheggerCom“, rangiert im aktuellen Branchenranking des Fachmagazins „Bestseller“ mit einem Honorarumsatz von 11,23Mio. Euro auf Platz zwei der österreichischen Agenturen. Größte PR- und Lobbyingagentur ist Pleon Publico mit 13,46 Mio. Jahresumsatz. Platz drei belegt Trimedia (7,72 Mio. Euro), gefolgt von Ecker& Partner (5,78 Mio. Euro).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2009)

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