Vermögensverwalter in Verruf

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Zores für Vermögensverwalter Michael Sares: Die Justiz ermittelt wegen Verdachts auf Insiderhandel. Hinzu kommen Schadenersatzforderungen von Ex-Kunden.

Es gab schon bessere Zeiten im Leben des Michael Sares. Zum Beispiel im Sommer 2005: Da hatte Sares, gerade einmal 37 Jahre alt, die Mehrheit am Heimtextilien-Unternehmen Inku übernommen. In den Medien wurde der Investor als jener Mann gefeiert, der „Inku vom Staub befreien“ würde.

Oder ein Jahr später, Mitte 2006, als Sares in den ebenfalls börsenotierten Computerspiele-Hersteller JoWood investierte.

Im Sommer 2007 wurde Sares sogar auf den Klatschseiten diverser Gazetten verewigt – Herz, was willst du mehr? Da hatte er zu einer pompösen Hochzeit ins Kärntner Schlosshotel Velden geladen. Die Kosten für das Großereignis, für das Sänger Seal extra eingeflogen worden war, wurden auf gut eine Million Euro geschätzt.

Keine Frage: Michael Sares war dort angekommen, wo er offenbar hinwollte: bei den oberen Zehntausend.

Mittlerweile hat sich im Leben des Michael Sares einiges verändert. Nicht, dass er sich um sein finanzielles Auskommen sorgen müsste. Er steht auch nach wie vor im Blickpunkt medialen Interesses. Aber da geht es nicht mehr um neue Investments oder Promi-Events. Sondern um seine zunehmenden Troubles mit der Justiz.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hat sich seiner schon längst angenommen. Dies deswegen, weil immerhin die Finanzmarktaufsicht (FMA) dort zwei Anzeigen deponiert hat: Einerseits aufgrund des Verdachts, dass es bei JoWood zu Bilanzmanipulationen gekommen ist. Andererseits wegen des Verdachts des Insiderhandels mit JoWood-Aktien. Für Sares gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung.

Aber angenehm ist die Angelegenheit trotzdem nicht. Ganz und gar nicht. Zumal sich die rechtlichen Zores nicht bloß auf jene mit der FMA beschränken. Just aus dem Kreis der Betuchten des Landes, deren Nähe Sares stets gesucht hatte, kommen ebenfalls Querschüsse: Die Industriellen Thomas Prinzhorn und Cornelius Grupp haben im Spätsommer 2011 ebenfalls Anzeige bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft erstattet. Und sie haben darüber hinaus Zivilrechtsprozesse angestrengt: Beide fühlen sich durch Investments von Sares geschädigt – und zwar um rund 2,5 Millionen Euro. Pro Person.

Das schmerzt natürlich. Die beiden Kläger sowieso. Aber auch Sares: Nicht nur, weil ihm die höchst prominenten Wirtschaftstreibenden als Kunden verlustig gegangen sind. Sondern auch, „weil sie meiner Reputation schaden“, wie Sares moniert.

Daran wird er noch länger zu kiefeln haben. Die Sache wird sich nämlich noch ein Weilchen hinziehen. Vor zwei Wochen gab es den ersten Prozesstag Grupp versus Sares. Am vergangenen Mittwoch fand die erste Verhandlung zwischen Prinzhorn und Sares statt. Sie begann um 10 Uhr und endete um 21:45 Uhr. Trotzdem wurde vertagt: Ein Gutachter soll bestellt werden. Bis zum Jahresende ist also kaum mit einem Abschluss des Verfahrens zu rechnen. Ironie des Schicksals: Prinzhorn (bzw. dessen Privatstiftung sowie dessen Holding) hatten, so wird erzählt, das zu veranlagende Geld im Jahre 2007 von der Meinl Bank abgezogen. Vermutlich, weil damals Julius Meinl ins Visier der Justiz kam. Prinzhorn wechselte zur Sares Invest AG, wo ihm für seine zur Disposition stehenden, rund 16 Millionen Euro gute, unabhängige Investments versprochen wurden. Detto seinem Freund, dem Industriellen Cornelius Grupp.

Sares veranlagte das Geld – wie für seine Kunden üblich – in sogenannten Spezialfonds. Was Prinzhorn und Grupp, wie sie in den Klagsschriften betonen, allerdings nicht wussten: Ein Teil ihres Vermögens wurde in die Firmen JoWood und Inku investiert. Und beide sind mittlerweile Pleite gegangen.

Der nunmehr erhobene Vorwurf der beiden Industriellen wiegt schwer: Sares habe in Wahrheit keine Veranlagung im klassischen Sinn vorgenommen. Vielmehr habe er Eigeninteressen verfolgt – nämlich ein Private-equity-Investment in marode Unternehmen, die theoretisch auf Vordermann gebracht werden sollten. Und dafür habe er Kundengelder verwendet. Ohne Wissen der Kunden, versteht sich.

Stimmt nicht, schwört Sares: „Unsere Kunden können online jederzeit Einblick in die Investments nehmen.“ Mag sein, einerseits. Andererseits: Darf man voraussetzen, dass die Kunden auch über die wirtschaftliche Situation der jeweiligen Investments Bescheid wissen? Konnten sie aufgrund der Liste erkennen, dass ihr Geld auch für Kapitalerhöhungen – etwa bei Inku – verwendet wurde?

Sares ist jedenfalls „zuversichtlich, dass der Prozess in meinem Sinne ausgehen wird“, die Klage sei nicht schlüssig. Unterm Strich habe es für seine Kunden ja Gewinne gegeben, „ich habe alle gut durch die Krise gebracht“.

Unschwer zu erkennen: Der Mann verfügt über ein gerüttelt' Maß an Selbstbewusstsein. Kein Vorwurf, auf den Michael Sares nicht eine passende Replik hätte.

Das gilt auch für den Verdacht des Insiderhandels, den die FMA gegen ihn hegt. Dabei muss sich Sares den Vorwurf gefallen lassen, wenige Monate vor der JoWood-Pleite Aktien in großem Stil verkauft zu haben. Und zwar Tausende. Täglich.

Michael Sares war Vorsitzender des JoWood-Aufsichtsrats. Und in einer Sitzung des Gremiums vom 29.Oktober 2010 wurde ausführlich über die katastrophalen Aussichten des Unternehmens debattiert. Anfang November startete Sares den groß angelegten Aktienverkauf. Wenige Wochen später war JoWood pleite.

Auch dafür hat Sares selbstredend eine Erklärung parat: Erstens habe er die Aktien ausschließlich „zugunsten unser Kunden verkauft“. Zweitens habe ohnehin jeder gewusst, „dass JoWood in groben Schwierigkeiten steckte“. Von Insiderwissen also keine Spur. Außerdem sei das Ganze von den Medien bloß hochgespielt worden: „Die Finanzmarktaufsicht leitet Sachverhaltsdarstellungen doch immer automatisch an die Staatsanwaltschaft weiter.“

Was freilich nicht ganz den Tatsachen entspricht. Richtig ist: Die FMA untersucht verdächtige Aktienkäufe beziehungsweise -verkäufe routinemäßig. Doch die Staatsanwaltschaft wird ausschließlich bei sehr begründeten Verdachtsmomenten eingeschaltet.

Das Interesse der Medien wird Michael Sares noch länger begleiten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2012)

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