SuperMarkt: Heute schon im Haushalt geholfen?

SuperMarkt Heute schon Haushalt
SuperMarkt Heute schon Haushalt(c) BilderBox (BilderBox.com / Erwin Wodicka)
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Die SPÖ verteilt die Hausarbeit zwischen Mann und Frau, die Grünen sorgen für günstigen Wohnraum. Nur in Schweden greift die öffentliche Hand so stark in Mietverträge ein wie hierzulande.

Wir Männer sind so ziemlich das Letzte. Faule Chauvinisten, die nach einem erholsamen Tag am Arbeitsplatz am liebsten mit ihrem besten Freund, dem Fernseher, abhängen. Oder wie die Stadt Wien lustige Kinder in einem sehenswerten Videoclip („4Wände 4Hände“) sagen lässt: „Die Mama kocht Nockerln, und der Papa schaut fern“. Nirgendwo Väter, die sich zu Hause irgendwie nützlich machten, stattdessen nötigen sie ihre Frauen zum innerfamiliären Frondienst. So sieht die harte Wirklichkeit aus, wenn man gegen Ende des Jahres 2012 aus den sauber geputzten Fenstern des Rathauses in die Wohnzimmer der Wiener Gesellschaft schaut. „In mehr als der Hälfte aller Wiener Haushalte mit Kindern übernimmt die Frau die gesamte Arbeit“, wie Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) in der aktuellen Ausgabe der Wiener Stadtzeitung sagt.

So kann das natürlich nicht weitergehen. Was tun? Die Stadtregierung versucht es mit Bewusstseinserweiterung, indem sie allen Bürgern der Stadt einen penibel ausgearbeiteten Haushaltsplan zustellt. Mit dessen Hilfe wird schnell klar, wer sich in den vergangenen Wochen geschraubt und wer geschuftet hat. Bedienungsanleitung inklusive: „Tragen Sie Ihre Namen ein, haken Sie die erledigten Arbeiten ab, und vergleichen Sie nach einer Woche den Aufwand“. Wer hat die Kinder versorgt, wer den Mist entsorgt (für beide Tätigkeiten gibt es dieselben „Punkte“), wer hat gewischt, wer Fenster geputzt – wer Auto gewaschen, wer die Wäsche. Und so weiter und so fort. Dagegen ist nicht viel einzuwenden, Aufklärung schadet schließlich nie, zumal es ja tatsächlich hunderttausende Männer geben dürfte, die ihren Frauen genüsslich dabei zusehen, wie sie mit den Kindern lernen, sie erziehen und nebenbei auch noch den Haushalt schupfen.

Ausgangssperre für Männer. Allerdings geht es um weit mehr als um das Schärfen des Blicks. So hat Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) angeregt, die von Männern geleisteten Überstunden gesetzlich zu beschränken. Damit die Herren mehr Zeit mit ihren Familien verbringen können. Womit auch klar wird, wie ungeniert der Staat das Leben der Bürger unter seine Kontrolle zu bringen versucht. Aber was dann? Ein kommunaler Wohnanlagenbeauftragter, der in allen Haushalten nach dem Rechten sieht? Eine auf Männer zugeschnittene Ausgangssperre, um zu verhindern, dass die rücksichtslosen Gesellen das verhängte Überstundenverbot im Wirtshaus absitzen? Ein Gesetz, das faule Väter zwingt, mit ihren Kindern zu spielen?

Die Stadt Wien teilt nicht nur die Arbeit zwischen Mann und Frau, sie versorgt private Haushalte auch mit leistbaren Mieten. Mit sieben Euro pro Quadratmeter müssten die Immobilienhaie doch satt werden, wie die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou sinngemäß meint. Ganz so, als würden hunderttausende Wiener Mieter Monat für Monat von üblen Wohnraumspekulanten ausgenommen. Während gerade einmal fünf Prozent der Mieten in den 960.000 Wiener Wohnungen auf den Märkten festgelegt werden, 95 Prozent also reguliert sind. Nur in Schweden greift die öffentliche Hand so stark in Mietverträge ein wie hierzulande.

Welche Folgen das hat, zeigt eine jüngst veröffentlichte Dissertation an der WU Wien („Miete, Lage, Preisdiktat“ von Michael Pichlmair). Altmieter bleiben auch nach dem Auszug der Kinder in ihren großen Wohnungen, während neue Mieter aus dem Markt gedrängt werden und in kleineren Einheiten unterkommen müssen. Angemietete Wohnungen werden so zum lebenslangen „Eigentum“. Die Arbeitsmobilität sinkt, weil niemand aus der künstlich billig gehaltenen Wohnung auszieht, um schneller zur Arbeit zu kommen. Deshalb wird (staatlich subventioniert) gependelt. Und trotzdem steigen die Mieten rasant, nicht zuletzt wegen der öffentlichen Gebührenlawine und der Folgen der inflationären Geldpolitik.


Staatliche Interventionsspirale.
Höchste Zeit also, weite Teile des Wohnungsmarktes zu deregulieren – statt den umgekehrten Weg einzuschlagen. Spürbar verteuern würde sich das Wohnen in besten Innenstadtlagen, deren Mieter sich über unverschämt günstige Friedenszinsverträge freuen – zulasten der Hausbesitzer, die über derartige Konstrukte schrittweise enteignet werden und deren Besitz dem Verfall preisgegeben wird. Und für soziale Härtefälle halten Wohlfahrtsstaaten üblicherweise Zuschüsse bereit (das dürfte aber kaum 95 Prozent der Mieter betreffen).

Das zentrale Problem auf dem heimischen Wohnungsmarkt heißt schließlich nicht hohe Mieten, sondern niedrige Renditen für die Vermieter. Das reduziert zwangsläufig das Angebot, weshalb erst recht wieder nach dem Staat gerufen wird, um die Leute mit günstigem Wohnraum zu versorgen. Auf Pump versteht sich, weil das Geld an allen Ecken und Enden fehlt. Ein gutes Beispiel dafür, wie eine Intervention des Staates neue Probleme auslöst, die nach weiteren Eingriffen schreien.

Bezahlt wird die Rechnung natürlich von den Steuer zahlenden Teilen der Bevölkerung, die sich dann auch noch nachsagen lassen dürfen, Begünstigte der munter voranschreitenden „Umverteilung von unten nach oben“ zu sein. Man sieht also: Nicht nur wir Männer sind das Letzte, sondern auch alle Politiker, die so tun, als wären sie die Guten und alle anderen die Bösen.



franz.schellhorn@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2012)


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