SuperMarkt: Arme Beamte?

SuperMarkt Arme Beamte
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Die Vorrechte österreichischer Beamter werden gern als Gegengeschäft für niedrigere Aktivbezüge verkauft - obwohl das eine glatte Lüge ist. So verdienen 30- bis 39-jährige Beamte durchschnittlich 37.734 Euro brutto.

Wer hierzulande nach seiner Ausbildung bei Vater Staat anheuert, tut dies nicht zuletzt mit der Zusicherung, von seinem Arbeitgeber jederzeit gegen die eiskalten Winde der neoliberalen Leistungsgesellschaft abgeschirmt zu werden. Allerdings muss man sich in den gut gewärmten Schutzhütten des Wohlfahrtsstaates auch mit einer bescheideneren Mahlzeit zufriedengeben und dabei zusehen, wie tollkühne Seilschaften zum Gipfel stürmen und den ganzen Ruhm sowie jede Menge Geld einstreifen. Weshalb die kurz gehaltenen Beamten auch heftigen Widerstand anmelden, sollte ihnen angesichts des aufkommenden Schneesturms der Nachschlag zur ohnehin kargen Mahlzeit gekürzt werden.

„Da lachen ja die Hühner. Denn mit meiner Gewerkschaft wird es das sicher nicht spielen“, wie Fritz Neugebauer, neuerdings offenbar Besitzer der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, die angekündigte Nulllohnrunde für Beamte jüngst kommentierte. Von der Nebensächlichkeit, dass das Bild der geschützten, aber schlecht verdienenden Staatsdiener mit der Realität längst nichts mehr zu tun hat, werden sich die furiosen Gewerkschafter wohl nicht nachhaltig beeindrucken lassen.


Willkommen in der Schampusliga. Wie die Statistik Austria errechnet hat, verdienten Beamte 2008 im Schnitt 49.458 Euro brutto im Jahr. Und damit um 45Prozent mehr als ein durchschnittlicher Angestellter. Oder 2,6-mal so viel wie ein Arbeiter. Das wiederum hat sehr viel mit der Schlagkraft der Beamtengewerkschaft zu tun, die ihren Mitgliedern seit Jahren den größten Anteil am Wohlstandszuwachs sichert.

Allein zwischen 1998 und 2008 (aktuellere Zahlen sind von der Statistik Austria noch nicht ausgewertet) erhöhten sich die Bezüge der Beamten inflationsbereinigt nahezu um ein Fünftel. Während die Löhne der Arbeitnehmer real um etwas weniger als vier Prozent zulegen konnten und jene der Arbeiter rückläufig waren. Die schwach wachsenden bzw. sinkenden Löhne sind nicht zuletzt mit dem steigenden Anteil an Teilzeitkräften zu erklären, die den Durchschnitt bei „normalen“ Arbeitnehmereinkommen naturgemäß nach unten ziehen.

Aber was ist mit den großen Unterschieden in den oberen Etagen? An dieser Stelle schwärmen Beamtengewerkschafter gern mit dem Killer-Argument aus, wonach ja auch der Akademikeranteil im Staatsdienst am höchsten sei. Was nicht gelogen ist: Mit 22Prozent haben Beamte weit öfter einen Hochschulabschluss in der Tasche als Beschäftigte der „Privatwirtschaft“ (sechs Prozent) – und das kostet. So verdienen die bestverdienenden zehn Prozent der Beamten im Schnitt 73.341Euro brutto im Jahr. Das wiederum sind 9,6Prozent mehr als die obersten zehn Prozent der jederzeit zu kündigenden Arbeitnehmer, die derartige Summen wohl auch nicht als Anerkennung für eine überdurchschnittlich schlechte Ausbildung überwiesen bekommen.

Worauf Gewerkschafter gern entgegnen, dass Beamte ja weit älter wären, weil Junge nicht mehr pragmatisiert würden, sondern als Vertragsbedienstete über die Runden kommen müssten. Und Ältere verdienten nun einmal mehr. Was nichts daran ändert, dass Beamte nicht nur in sämtlichen Einkommensgruppen, sondern auch in allen Altersgruppen vorne liegen: So verdienen 30- bis 39-jährige Beamte durchschnittlich 37.734 Euro brutto – um 14 Prozent mehr als in der sogenannten „Privatwirtschaft“.

Worüber Hühner wirklich lachen. Unkündbare Staatsbedienstete für hohe Bezüge zu kritisieren wäre freilich lächerlich. Vielmehr kann man der Beamtengewerkschaft nur aufrichtig zu deren Durchschlagskraft gratulieren (auch wenn es vermutlich kein ausgesprochen großer Nachteil sein dürfte, dass Beamte üblicherweise mit Beamten über höhere Löhne verhandeln).

(c) Die Presse / Statistik Austria

Im Gegenzug könnten die Gewerkschafter aber schön langsam die traurige Geschichte von schlecht verdienenden Beamten, die hohe Pensionen und das Privileg der Unkündbarkeit mit niedrigeren Aktivbezügen „bezahlen“ müssten, sein lassen. Denn darüber lachen wirklich die Hühner. Schließlich haben Beamte hierzulande längst alles: höhere Einkommen, höhere Pensionen und einen umfassenden Kündigungsschutz.

franz.schellhorn@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2010)

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