Deutschland: Versorger stellen Neubau von Kraftwerken in Frage

Ökostromanlagen produzieren bei fehlendem Wind und Sonnenschein keinen Strom - hier müssten weiter Kohle- und Gaskraftwerke bereitstehen, um einzuspringen.
Ökostromanlagen produzieren bei fehlendem Wind und Sonnenschein keinen Strom - hier müssten weiter Kohle- und Gaskraftwerke bereitstehen, um einzuspringen.(c) APA/dpa/Oliver Berg (Oliver Berg)
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Wegen des Ausbaus von Ökostrom bestehe ein Überangebot an Kraftwerken in Deutschland. Die Folge: Die Preise an den Strombörsen fallen zunehmend - nun zögern deutsche Versorger beim Bau neuer Kraftwerke.

Bis ins Jahr 2020 sind 74 neue Kraftwerke in Deutschland geplant. Wegen des Preisverfalls bei den Strom-Großhandelspreisen ist der Bau von 32 Anlagen jedoch ungewiss. Dies sagte die Hauptgeschäftsführerin des Stromlobbyverbandes BDEW, Hildegard Müller, am Montag auf der Hannover Messe. Vor einem Jahr waren es noch 22 Kraftwerke, deren Neubau wackelte.

Nach der EEG-Reform müsse sich die Bundesregierung nun umgehend um die Probleme auf dem Kraftwerksmarkt kümmern, fordert Müller. "Die Verunsicherung der Investoren wird immer größer und auch der wirtschaftliche Druck auf die bestehenden Anlagen nimmt ständig zu."

Überangebot an Kraftwerken

Durch den Ausbau des Ökostroms aus Wind und Sonne werden immer häufiger Kohle- und Gaskraftwerke aus dem Markt gedrängt. Zugleich fallen wegen des Überangebots die Preise an den Strombörsen. Große Versorger wie E.ON oder RWE legen reihenweise Anlagen vorübergehend oder ganz still.

Da die Ökostromanlagen zudem bei fehlendem Wind und Sonnenschein keinen Strom produzieren, müssten weiter Kohle- und Gaskraftwerke bereitstehen, um einzuspringen. Auch EU-Energiekommissar Günther Oettinger plädierte kürzlich für den Einsatz von Braunkohle. E.ON, RWE und viele Stadtwerke fordern außerdem, die Bereitstellung der sogenannten "gesicherten Leistung" zu vergüten - zulasten der Stromkunden. Bei der Bundesregierung treffen sie damit aber bisher auf wenig Gehör.

Derzeit herrscht ein Überangebot an Kraftwerken. Einige Branchenvertreter gehen davon aus, dass sich das etwa dann ändern könnte, wenn bis Ende 2022 das letzte Atomkraftwerk in Deutschland vom Netz geht.

Stromverbrauch gesunken

Der Stromverbrauch in Deutschland ging inzwischen zuletzt leicht zurück. Nach den am Montag vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) vorgelegten Zahlen sank er sowohl 2013 als auch im ersten Quartal 2014 um rund einen Prozent. Dabei habe sich 2013 die nachlassende Konjunktur und zum Jahresauftakt 2014 die milde Witterung bemerkbar gemacht.

Beim Erdgasverbrauch trieb der kalte Winter 2013 den Verbrauch bis Ende des Jahrs um 6,4 Prozent nach oben, während der milde Winter 2014 ihn in den ersten drei Monaten um acht Prozent nach unten drückte.

(APA/Reuters)

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