Verbrennungsmotoren bleiben noch eine Weile, aber sie werden kleiner

Montage eines BMW i8 in Leipzig. Unter der Motorhaube brummt ein Dreizylinder mit 362 PS.
Montage eines BMW i8 in Leipzig. Unter der Motorhaube brummt ein Dreizylinder mit 362 PS.(c) Christoph Busse/BMW Group
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Unter dem Begriff Downsizing schrumpfen die Motoren: Weniger Hubraum und Zylinder sollen den Verbrauch senken. Speziell Dreizylinder boomen.

Elektromotoren neigen bauartbedingt nicht zum Stottern, im übertragenen Sinn tun sie das aber doch: Die Nachfrage nach Autos, die damit ausgestattet sind, hält sich in engen Grenzen. In der aktuellen Betrachtung stellen sie eine winzige Fußnote des Individualverkehrs dar: 2200 davon sind derzeit in Österreich zugelassen, verglichen mit 4,5 Millionen konventionell angetriebenen Autos. Gut, kann man sagen: Das wird schon. Doch selbst sehr optimistische Prognosen sehen nicht mehr als 15 Mio. E-Fahrzeuge in ganz Europa bis zum Jahr 2025. Diese Zahl entspricht den Zielvorgaben der EU, die dafür aber erst die Rahmenbedingungen schaffen muss. Ein Selbstläufer ist das E-Auto, das bei höheren Anschaffungskosten eine beschränkte Reichweite bietet, nämlich nicht. Weltweit dürfte sich der Kfz-Bestand zudem von derzeit einer Milliarde auf eine weitere erhöhen. Dem Verbrennungsmotor, wie er seit über 120 Jahren ratternd sein Werk verrichtet, ist damit noch ein längeres Leben vorgezeichnet. Während das Prinzip des Hubkolbenmotors im Grunde unverändert geblieben ist, hat sich technisch drum herum so gut wie alles geändert.

Abspecken im Motorraum

Das Gebot der Stunde lautet Downsizing – das konsequente Reduzieren nicht nur des Hubraums, sondern auch der Zahl der Brennkammern, sprich: Zylinder. Das geht durch alle Klassen und Modelle. Was vor wenigen Jahren noch einem stolzen V8 übertragen wurde, erledigt heute ein schlanker Sechs- oder Vierzylinder. Das Zauberwort lautet Aufladung, also der Einsatz eines Turbos oder Kompressors, um den Verlust an Hubraum zu kompensieren und die gewünschte Power zu erzielen.

Während Ingenieure früher erst ab acht Zylindern so richtig ins Schwärmen gerieten, hat es der Zunft heute der Dreizylinder angetan. Fast jeder große Hersteller hat ihn mittlerweile im Programm: BMW, Ford, General Motors oder PSA (Citroën und Peugeot) ebenso wie Toyota und Volkswagen. „Der Dreizylindermotor ist in der Automobilindustrie angekommen“, konstatiert Hans Peter Lenz, Vorsitzender des Österreichischen Vereins für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK) und Organisator des Internationalen Wiener Motorensymposiums, das am 8. und 9. Mai im Kongresszentrum der Wiener Hofburg stattfindet.

Einsatz im Supercar

Der Dreizylinder hat sich schlicht als dankbares Format für geschrumpfte Motoren erwiesen. Er lässt sich ohne großen Aufwand laufruhig betreiben und entwickelt ein nicht unangenehmes Betriebsgeräusch, anders als der Zweizylinder. Entscheidend ist aber die Reibung der bewegten Teile, die bei drei Zylindern logischerweise geringer ist als bei vier oder mehr. Nachdem 500 Kubikzentimeter als Idealmaß des Zylindervolumens gelten, weisen die meisten Dreizylinder 1,5 Liter Hubraum auf. Mit Turboaufladung lässt sich dennoch jede Menge Leistung erzeugen. So ist eine Literleistung von 150 PS kein Mirakel mehr. Im 125 PS starken Ford Focus Ecoboost etwa käme man nicht auf die Idee, dass hier ein besonders schmales Motörchen antreibt.

Mit einem Leistungsangebot bis 200 PS oder auch darüber ist der Dreizylinder künftig durchaus für einen Einsatz in größeren Klassen vorgesehen. Derweil findet er in Kleinwagen und Autos der Kompaktklasse Verwendung.

Mit einer schillernden Ausnahme: BMW hat sein Supercar i8 mit einem Dreizylinder, der übrigens bei BMW Steyr in Österreich gefertigt wird, bestückt. Der Plug-in-Hybrid hat 362 PS Systemleistung und beschleunigt in 4,4 Sekunden auf 100 km/h. Mehr kann man für das Image des Zylindertrios kaum tun.

AUF EINEN BLICK

Waren früher Zwölfzylinder das Nonplusultra der Autowelt, sind nun diskrete und sparsame

Dreizylindermotoren die neuen Stars. Das sogenannte Downsizing lässt Verbrennungsmotoren zunehmend kleiner werden, reduziert die

Zylinderzahl und liegt voll im Trend.

Hubraumvolumen und Zylinderzahl können als Folge der zunehmenden Aufladung von Motoren per Turbo oder Kompressor reduziert werden. Immer mehr Autohersteller machen von diesen technologischen Möglichkeiten Gebrauch, um die Effizienz der Motoren zu erhöhen und

den Verbrauch zu reduzieren. Zu den Autoherstellern, die moderne Dreizylindermotoren einsetzen, zählen BMW, Ford, General Motors, PSA (Peugeot, Citroën), Toyota und Volkswagen.

Sogar ein veritables Supercarist mit einem Dreizylinder bestückt: der 362 PS starke i8 von BMW, der in Leipzig produziert wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2014)

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