Energie: Neue Boomzeit für die Solarindustrie

Solar panels donated by China are seen at a park in Havana
Solar panels donated by China are seen at a park in Havana(c) REUTERS (ENRIQUE DE LA OSA)
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Die Solarbranche war in den vergangenen Jahren von dramatischen Verwerfungen geprägt. Erstmals seit Jahren dürfte nun bald die Nachfrage das Angebot übersteigen.

Peking/Wien. In der Solarbranche könnte sich ein Ende der Krise abzeichnen. Erstmals seit Langem scheint das Angebot knapp zu werden. Davon könnten die großen Hersteller profitieren, unter ihnen Yingli Green Energy Holdings und Trina Solar aus China.

In den vergangenen Jahren waren Dutzende Solarhersteller in die Pleite geschlittert. Gleichzeitig hatten die verbliebenen Firmen ihre Investitionen zurückgefahren. Nun wird eine Zunahme der Solar-Installationen erwartet, und die Manager richten sich erstmals seit acht Jahren auf einen Nachfrageüberhang ein.

Nicht alle profitieren

Seit 2009 ist der Solarindex um rund die Hälfte eingebrochen. Heuer scheint sich der Markt wieder erholt zu haben. Für den Index ging es seit Jänner um rund 30Prozent nach oben. Doch freilich haben von dem Aufwärtstrend nicht alle profitiert. Aktionäre von Yingli-Solar bekamen seit Jahresbeginn Kurseinbußen von 25Prozent zu spüren. Bei Canadian Solar gab es indes ein Plus von 18Prozent, Jinko wiederum pendelt um die Nulllinie.

Das letzte Mal war das Angebot in der Solarbranche im Jahr 2006 knapp. Damals wurden 1,5 Gigawatt an Kapazitäten errichtet (heuer sollen es 52 Gigawatt sein). Im Jahr darauf nahmen die größten chinesischen Hersteller 1,8 Mrd. Dollar an der Wall Street auf, um neue Produktionsvolumina zu finanzieren. Von 2005 bis 2010 begaben die chinesischen Hersteller Aktien für rund fünf Mrd. Dollar und entrissen amerikanischen, deutschen und japanischen Herstellern die Kontrolle über den Markt. Die zusätzliche Kapazität drückte die Preise und trieb zahlreiche Hersteller in den Bankrott. Heute kosten Solarpaneele 58 Cent je Watt, Ende 2010 waren es noch 1,5 Euro gewesen. Allein in den vergangenen acht Monaten hat der Preis um rund zwölf Prozent nachgegeben. „Der Markt für Solarzellen und -module ist wirklich leergefegt. Es gibt keine großen Überkapazitäten mehr“, sagt Stefan de Haan, Analyst beim Technologieberater IHS. Dramatische Umwälzungen in der Branche erwartet deswegen aber niemand. In diesem Jahr dürfte die Produktionskapazität „mehr oder weniger gleich bleiben, wobei neue Anlagen die ausgemusterten ersetzen”, sagt Jenny Chase, Analystin bei New Energy Finance.

Manche Hersteller haben aber schon angefangen zu expandieren. Im Mai begann Canadian Solar mit dem Bau einer neuen Solarzellenfabrik in China, in einem Joint Venture mit GCL-Poly Energy Holdings. Das Werk soll eine jährliche Anfangskapazität von 300 Megawatt haben.

Preis dürfte nicht steigen

Angaben der Analysten von Solarbuzz zufolge, konnten die chinesischen Solarmodulproduzenten ihren Absatz im zweiten Quartal deutlich ausbauen. Jede dritte Anlage weltweit wird heuer in China gebaut. Das Land ist aber auch selbst der größte Markt für Solarstrom. Für 2014 strebt die Regierung in Peking an, Solaranlagen mit einer Leistung ans Netz zu nehmen, die fast der gesamten Stromerzeugung Finnlands entspricht.

Doch anders als in anderen Branchen hätte eine Knappheit keine höheren Preise zur Folge, erklärt Arno Harris, CEO von Recurrent Energy. Da die Produktionskosten sinken, könnten die Hersteller ihre Gewinne steigern, ohne die Preise anzuheben. Das sei wichtig, weil Solarenergie äußerst preisempfindlich sei, so Harris. „Es wäre schwierig, die Preise für Module anzuheben, weil es keine natürliche Nachfrage nach diesen Produkten bei höheren Preisen gibt”, erklärt er. „Wenn man den Preis zu sehr anhebt, dann geht die Nachfrage anderswohin – etwa zur Windkraft.“ (Bloomberg/nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2014)

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