Stromtarife steigen 2015 spürbar in Teilen Österreichs

(c) FABRY Clemens
  • Drucken

In Wien, der Steiermark und Klagenfurt wird der Strom ab 2015 teurer. Der Grund: Vorangegangene hohe Investitionen der Stromversorger.

Wegen intensiver Investitionen der Stromversorger in Wien, der Steiermark und Klagenfurt werden die Netztarife dort Anfang 2015 bei der jährlichen Anpassung spürbar erhöht. Der E-Control-Entwurf, der nun in Begutachtung ist, gesteht diesen Netzbetreibern auf Haushaltskundenebene Tarifanhebungen von 2,89 bzw. 5,47 und 6,33 Prozent zu - vom Gesamtstrompreis entfällt knapp ein Drittel auf die Tarife.

Hauptgrund der Netztarif-Anstiege sei, dass die Netzbetreiber in manchen Regionen deutlich mehr in die Netze investiert hätten, so Energie-Control-Vorstand Martin Graf zur APA. Im Jahr 2013, das die Basis für die Neufestsetzung darstellt, wurde österreichweit brutto mit über 750 Mio. Euro mehr in die Stromnetze investiert als in den Jahren davor. Es war der vierte Anstieg in Folge, nur 2009 gab es ähnlich hohe Netz-Investments. Für die Veränderung der Netznutzungsentgelte sind aber auch die Mengenentwicklungen ausschlaggebend. In Klagenfurt und der Steiermark hatten sich zudem der Ausgleich von Plan- mit Ist-Erlösen sowie die Glättung bestimmter Kostenentwicklungen entgeltsteigernd ausgewirkt.

Kommt auch zu Entgeltsenkungen

Deutliche Senkungen der Netzverlustentgelte würden freilich - aufgrund einer erneut starken Reduktion der Energiepreise - den insgesamt steigenden Entgelten entgegenwirken, betont E-Control-Vorstand Graf: "Gesamthaft betrachtet kommt es daher in vielen Netzbereichen vorrangig zu Entgeltsenkungen."

Die jährlichen Grundpauschalen sollen mit der Novelle 2015 der Systemnutzungsentgeltverordnung 2012 (SNE-VO) österreichweit angeglichen werden, beispielsweise für einen Wiener "Muster"-Stromkunden mit 2.500 kWh Jahresverbrauch von 0,552 auf 0,7704 Cent/kWh. Die gesamten Netzentgelte schlagen sich dagegen für diesen Abnehmer künftig mit 5,0204 ct/kWh um 4,1 Prozent stärker nieder als heuer. Auch in den letzten Jahren sei es in Wien zu Anhebungen gekommen, für 2014 um 4,5 Prozent und für 2013 um 8,6 Prozent (stärker wegen der Pensionsdotierungen), parierte Graf eine Wortmeldung des E-Wirtschafts-Spartensprechers Netze, Reinhard Brehmer. Der Geschäftsführer der Wiener Netze hatte nämlich Ende Oktober bei einer Tagung in Graz Kritik an den "sinkenden" Netztarifen geübt.

Seit 2001 immense Einsparungen

Langfristig sind die Netzentgelte seit der Liberalisierung 2001 allerdings schon kräftig gesunken und haben den Haushaltskunden seither laut E-Control eine jährliche Ersparnis von knapp 640 Mio. Euro gebracht. Im Schnitt lägen die Entgelte heute um mehr als 28 Prozent unter den Werten von 2001, auf der für Haushalte maßgeblichen Netzebene 7 sogar um über 30 Prozent.

Dennoch werde laufend in die Stromnetze Geld gesteckt, sagt Graf, der davon ausgeht, dass der regulatorische Rahmen den Unternehmen auch künftig weiterhin hohe Investitionen ermöglicht. Das sei ja die Intention der gesamten 3. Periode der Anreizregulierung, die noch bis Ende 2018 läuft. Gestartet wurde mit der Anreizregulierung 2006. Bei den Tarifen - errechnet nach der Formel Kosten durch Menge - werden den EVU neben der Abschreibung (Afa) auch gewichtete Kapitalkosten von 6,42 Prozent p.a. zugestanden, im aktuellen Zinsumfeld viel.

Auf den für Industrieabnehmer relevanten Ebenen 3 und 4 steigen die Netzentgelte nun zwar leicht - um ein halbes bzw. ein ganzes Prozent -, freilich auf niedrigem Niveau: Dort liegen die Entgelte bei unter bzw. knapp über 1 ct/kWh, und seit 2001 sind sie bis heuer kumuliert um 24,1 bzw. 16,0 Prozent gesunken.

Gastarife relativ stabil

Bei Gas weisen die Netznutzungsentgelte - außer Kärnten und Steiermark - eine im Schnitt leicht sinkende oder stabile Tendenz auf. In der "grünen Mark" sind Anpassungen durch die Investitionen in die "Südschiene" nötig, denen wegen der schlechten Marktlage für Gaskraftwerke (Mellach) viel weniger Absatzmenge gegenüberstand - die für Haushalte relevanten Entgelte sollen 2015 um 4,79 Prozent steigen (bei Gas Netzebene 3). In Kärnten mit geplanten 6,22 Prozent Anhebung wurden zusätzliche nicht beeinflussbare Kosten berücksichtigt, und auch das Kostenwälzungsmodell ordnet dem Netzbereich mehr Kosten des Gesamtsystems zu. In Wien sollen die Haushaltskunden-Netzentgelte bei Gas um 0,32 Prozent sinken, in NÖ um 3,25 Prozent.

Für die Investments in die Gas-Verteilnetze - in den letzten Jahren stets rund 100 Mio. Euro - erwartet Graf keine großen Zuwächse, nachdem Süd- und West-Schiene fertiggestellt wurden.

Der Novellierungs-Entwurf ist kürzlich in Begutachtung gegangen. Nach dieser Begutachtung befasst sich damit auch der Regulierungsbeirat, und abschließend - ebenfalls noch vor Weihnachten - wird mit einer Entscheidung durch die Regulierungskommission gerechnet. Nach Kundmachung im Bundesgesetzblatt ist das Inkrafttreten für 1. Jänner 2015 vorgesehen.

Die Zahlen im Detail

Im Österreich-Schnitt sollen die Netznutzungs- und Netzverlust-Entgelte nur um 0,21 Prozent auf 4,919 Cent pro Kilowattstunde steigen, im Schnitt gibt es also eine Seitwärtsbewegung. Besonders sollen sie aber in Klagenfurt klettern, nämlich um 6,33 Prozent auf 4,357 ct/kWh, und in der "grünen Mark" mit 5,47 Prozent auf 5,7226 ct. In Wien sollen es mit 4,8003 ct um 2,89 Prozent mehr werden, für Innsbruck wurde ein Plus von 2,62 Prozent auf 4,8606 ct/kWh errechnet.

Sinken sollen die Entgelte in dem schon derzeit am günstigsten Graz (-2,53 Prozent auf 3,9187 ct/kWh), in Vorarlberg (-3,08 Prozent), in Tirol (-0,58 Prozent), in Linz (-9,52 Prozent), in Niederösterreich (-2,82 Prozent auf 4,5524 ct/kWh), in Salzburg (-0,38 Prozent), im Burgenland (-0,25 Prozent) und in Oberösterreich (-2,75 Prozent), jeweils bezogen auf 3.500 kWh Jahresverbrauch. Berappen müssen diese Entgelte die "nicht gemessenen Entnehmer", also vor allem Haushalte. Die Entgelte für Industrie und Gewerbe weisen eine vergleichbare Entwicklung in den einzelnen Netzbereichen auf.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Energie

Kein Strom für meine Nachbarn

Was ein Paradebeispiel der Energiewende sein könnte, verbietet Österreich per Gesetz. Wer Strom erzeugt, darf seine Nachbarn nicht beliefern. Auch zum Schutz etablierter Versorger.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.