Holz: Geldverheizen mittels Biomasse

(c) Clemens Fabry
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Eine neue Studie des Umweltbundesamtes geht mit der Biomasseförderung hart ins Gericht: Mit Fördermitteln werden die Holzpreise hochgetrieben, der Umwelteffekt leidet darunter.

Wien. Zu einem eher vernichtenden Befund kommt das Umweltbundesamt in Sachen Biomasseförderung. Eine jetzt veröffentlichte Studie zum Thema „Effiziente Nutzung von Holz: Kaskade versus Nutzung“ (im Auftrag der Papiererzeuger Mondi, Zellstoff Pöls und Laakirchen) zeichnet ein Bild, das in dem Sektor eine Fehlallokation von Fördermitteln vermuten lässt, die volkswirtschaftlich und auch umwelttechnisch bedenkliche Folgen zeitigt.

Kurz zusammengefasst ergibt sich folgendes Bild:

► Die Förderung von Biomasse-Anlagen (Investförderungen und Einspeistarife) hat den Holzbedarf stark erhöht, womit die geförderten Kraftwerke auf dem Holzmarkt in Wettbewerb zu holzverarbeitenden Industriebetrieben (Spanplatten, Papier etc) treten.
► Die erhöhte Nachfrage treibt den Holzpreis, was den Industriebetrieben ernste Kostenprobleme verursacht, aber auch weniger effizient arbeitende (geförderte) Biomasseanlagen unrentabel macht. In dem Sektor hat es bereits ein paar spektakuläre Insolvenzen gegeben.
► Die hohe Nachfrage führt aber auch zu Lieferengpässen, die durch forcierte Importe ausgeglichen werden müssen. Weil diese Auswirkungen des Biomasse-Booms nicht nur Österreich, sondern ganz Westeuropa betreffen, stammen diese Importe zunehmend aus Übersee.
► Wenn, was schon passiert, Holz für die Papierindustrie etwa aus Venezuela herangeschippert werden muss oder im großen Stil Pellets-Lieferungen aus Westkanada nach Europa um die halbe Welt transportiert werden, sieht es mit der Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit des Biomasse-Einsatzes nicht mehr so toll aus. Umweltbundesamt-Prokurist Jürgen Schneider, der an der Studie mitgearbeitet hat, formuliert das im Gespräch mit der „Presse“ so: „Wenn Holz sehr weit angeliefert werden muss, ist die Nachhaltigkeit nicht immer zweifelsfrei gegeben.“

Kurzum: Vom Strom-Endkunden finanzierte erhöhte Einspeistarife für Strom aus Biomasseanlagen haben einen ziemlich zweifelhaften Effekt. Zumal die effizientesten Anlagen (nämlich jene der Industrie) nicht gefördert werden, viele weniger sinnvolle mit deutlich niedrigeren Wirkungsgraden aber schon.

Letztendlich könnte solcherart mittels Einsatzes von Fördermitteln beispielsweise die Papierindustrie nicht nur aus Österreich, sondern aus Europa vertrieben werden. Denn, so heißt es in der Studie, die geplante Intensivierung der energetischen Holznutzung werde die Konkurrenzsituation in ganz Europa so weit verschärfen, dass es Industriebetrieben unmöglich werde, „Holzsortimente zu darstellbaren Preisen zu beziehen“.
Die Studie schlägt deshalb eine völlige Neuorientierung des Biomasseeinsatzes vor:

► Holz sollte „kaskadisch“ genutzt werden. Das heißt, Vorrang hätte die „stoffliche“ Nutzung (etwa in der Möbel, Platten- oder Papierproduktion). Verbrannt werden sollte erst „am Ende der Kaskade“.
► Eingesetzt werden sollte Biomasse nur noch in hocheffizienten Heizwerken und wärmegeführten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK). Vorzuziehen seien industrielle Biomasse-KWK-Anlagen mit ganzjährigem Wärmebedarf. Reine Biomasse-Kraftwerke zur Stromerzeugung seien dagegen nicht sinnvoll. Auch die geübte Praxis, Biomasse in Kohlekraftwerken mitzuverfeuern, um so deren CO2-Bilanz aufzupeppen, sei wegen der geringen Umwandlungseffizienz „kritisch zu bewerten“.

Erhöhte Einspeistarife, verlangt das Bundesumweltamt, sollten nur noch bei Anlagen mit einer Brennstoffnutzung von mehr als 70 Prozent (viele alte Anlagen erreichen solche Wirkungsgrade nicht) und bei Anwendung von Filtern nach neuestem Stand der Technik bezahlt werden.
Beim Holzverbrennen fallen ja auch größere Mengen von umweltbelastenden Substanzen (etwa Feinstaub und Stickoxide) an. Keinesfalls, heißt es in der Studie, sollte es „Nachfolgeförderungen“ für ältere, bereits abgeschriebene Anlagen geben. Diese können bei Marktpreisen für Strom und Wärme wirtschaftlich betrieben werden.

Kritisch sieht das Umweltbundesamt in diesem Zusammenhang das geplante, mit 49 MW riesige Biomassekraftwerk in Klagenfurt: Ein Projekt zu fördern, das holzverarbeitende Betriebe in der Umgebung (St. Veit, Frantschach) bei der Holzversorgung konkurrenziert, sei volkswirtschaftlich nicht sinnvoll. Zumal es für die Wärmeversorgung Klagenfurts Alternativen gebe.

Auf einen Blick

Biomasse. Das Umweltbundesamt hat im Auftrag der Papierunternehmen Mondi, Zellstoff Pöls und Laakirchen die Effizienz bei der Nutzung des Rohstoffs Holz untersucht – und dabei Ineffizienzen und Fehlallokationen bei der Biomasseförderung entdeckt. Das Amt plädiert für eine wesentliche Verschärfung der Effizienzkriterien beim Biomasseeinsatz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2014)

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