Der niedrige Ölpreis zwingt die OMV, drastisch Kosten zu sparen. Auch Ölfeldausrüster SBO steigt voll auf die Bremse. "Niemand weiß, wie heftig es noch wird", sagt SBO-Chef Grohmann.
Der niedrige Ölpreis fordert seine ersten Opfer in Österreich. So muss der Energiekonzern OMV seine Wachstumsziele drastisch nach unten schrauben. Statt geplanter 3,9 Milliarden Euro wird die OMV bis 2017 nur 2,5 bis drei Milliarden Euro jährlich in den Ausbau des Geschäfts stecken. Weitere Kostensenkungen seien möglich. Zudem muss der Konzern 700 Millionen Euro für das Tankstellennetz in der Türkei und das rumänische Gaskraftwerk Brazi beiseite legen. Bei welchen Projekten konkret gespart werden soll, wollte das Unternehmen nicht bekannt geben. Der Plan von Konzernchef Gerhard Roiss, schon im nächsten Jahr 400.000 Fass (159 Liter) Erdöl am Tag zu fördern, sei damit aber Geschichte. In den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres förderte die OMV rund 318.000 Fass Öl am Tag.
Seit dem Jahreshöchststand im Juni 2014 ist der Ölpreis im freien Fall. Wieviel Geld das den Mineralölkonzern gekostet hat, wird spätestens am 19. Februar bekannt, wenn das Unternehmen seine Jahreszahlen vorlegen wird. In jedem Fall ist die OMV mit ihrem düsteren Ausblick nicht alleine. Rund um den Globus mussten Erdölfirmen Kosten reduzieren und Mitarbeiter kündigen.
Öl-Nachfrage wächst kaum
Wirklich hart trifft es die großen Serviceunternehmen der Erdölindustrie. Ölkonzerne wie Shell oder BP reichen den Sparzwang direkt an die Unternehmen weiter, die in ihrem Auftrag nach Erdöl bohren. Die Branchenriesen Schlumberger und Halliburton haben bereits angekündigt, mehrere tausend Mitarbeiter kündigen zu müssen.
Vom Preisverfall getroffen ist aber auch der heimische Zulieferer für die Bohrindustrie Schoeller-Bleckmann Oilfield (SBO), dessen Aktie am Donnerstag bis zu sechs Prozent an Wert verlor. „2015 wird ein schwieriges Jahr“, sagte SBO-Chef Gerhard Grohmann zur „Presse“. Sein Unternehmen liefert der Gestänge und Motoren für die Bohrfirmen. „Derzeit führen wir mit fast allen Kunden intensive Gespräche“. Die Auftraggeber fordern Preisreduktionen, SBO wiederum will wissen, mit welchen Mengen das Unternehmen im heurigen Jahr rechnen kann. Das Problem: „Niemand weiß, wie lange es dauern wird und wie heftig es noch wird“, sagt Grohmann.
Glaubt man der Internationalen Energieagentur (IEA), dürfte der schwache Ölpreis noch für eine Weile Realität bleiben. Einerseits produziert die Welt trotz niedriger Preise viel zu viel Erdöl, andererseits entwickelt sich aber auch die Nachfrage nach Rohöl deutlich schwächer als erwartet. Im heurigen Jahr rechnen die IEA-Experten mit einem Anstieg der Nachfrage auf lediglich 93,5 Millionen Fass am Tag. Das sind 300.000 Fass weniger als zuletzt erwartet wurde. Der größte Konsument, die USA, werde nicht wesentlich mehr Öl kaufen und auch China stand zuletzt deutlich auf der Ölbremse.
"Produktion muss sinken"
SBO-Chef Grohmann sieht den Grund für den schwachen Ölpreis dennoch im massiven Überangebot. Seit dem Frackingboom der Nullerjahre werfen alleine die USA täglich zusätzliche vier Millionen Fass Erdöl täglich auf den Markt (über fünf Prozent der globalen Produktion). „Die Produktionsmengen müssen endlich zurückgehen“, so Grohmann. Derzeit würden die Ölfirmen unbeirrt weiterarbeiten, weil sie die Mengen in der Vergangenheit noch zu besseren Preisen verkaufen konnten. Solange das so bleibe, werde sich der Ölpreis nicht regulieren können.
Ein Kahlschlag wie bei Halliburton erwarte SBO nicht: „Wir waren viel früher dran“. Schon im Herbst wurde die Restrukturierung der britischen Tochter eingeleitet, kürzlich erst 70 Mitarbeiter gekündigt. Auch in den USA würden Jobs gestrichen. Österreich sei noch halbwegs gut ausgelastet. „Aber wir werden tun, was zu tun ist“.