Wettbewerb: Energieregulator will anonyme Hinweise

(c) BilderBox
  • Drucken

Auf einer Whistleblower-Plattform können der E-Control künftig Marktmanipulationen oder Wettbewerbsverstöße gemeldet werden. Dies soll Kunden zugutekommen, deren Rechnungen „um 25 Prozent“ zu hoch seien.

Wien. Eigentlich wollte der Kunde nur seinen Zählerstand an den Netzbetreiber melden, weil er neu in seine Wohnung eingezogen war. Den Strom sollte ein günstiger alternativer Anbieter liefern. Die Meldung reichte aber schon aus, dass der – eigentlich entflochtene – angestammte Energieversorger ihn auch gleich mit Strom belieferte und Rechnungen schickte. Ein klarer Missbrauch der Marktmacht, so die E-Control, die in diesem Fall Anzeige erstattete.

Bis zu 50.000 Euro Strafe hätte es für die Geschäftsführer des Energieunternehmens geben können. Schlussendlich sind es zwar „weniger als 1000 Euro geworden“, so E-Control-Vorstand Walter Boltz am Montag bei der Präsentation des Jahresberichts des Regulators. Dennoch erwartet sich Boltz dadurch einen abschreckenden Effekt – auch wenn die Behörde den Namen des betroffenen Unternehmens nicht nennen darf.

Im Ausland mehr Wettbewerb

Künftig will die E-Control noch stärker gegen etwaige Wettbewerbsverzerrungen vorgehen. Helfen sollen dabei Hinweise aus der Branche selbst. „Für uns ist der Nachweis der Verstöße oft schwierig“, so Boltz. Daher soll nun eine eigene Whistleblower-Plattform eingerichtet werden, in der Branchen-Insider anonym Hinweise geben können.

Dies sei deshalb notwendig, weil der Wettbewerb auf dem heimischen Energiemarkt auch nach fast 15 Jahren Marktliberalisierung noch nicht so gut funktioniert wie in anderen europäischen Ländern. So habe es zwar im Vorjahr mit 3,5 Prozent bei Strom und 4,6 Prozent bei Gas einen neuen Rekord bei der Zahl jener Kunden gegeben, die ihren Anbieter wechselten. „Wenn in Tschechien jedoch sieben Prozent pro Jahr wechseln und in Schweden sogar 30 Prozent, dann kann niemand sagen, dass bei uns alles super ist“, so Boltz.

Und die mangelnde Wettbewerbsintensität auf dem heimischen Strommarkt hätte auch direkten Einfluss auf die österreichischen Kunden – in Form von zu hohen Rechnungen. „Wir sind eigentlich in einer Phase der nachhaltig niedrigen Energiepreise.“ Am Großhandel gebe es mit Preisen von 35 Euro je Megawattstunde derzeit so niedrige Preise wie zuletzt in den Jahren 2002 und 2003. Davon würde aber nur die Industrie profitieren, die sehr stark auf die Kosten schaut.

Die Haushaltskunden würden trotz Senkungen bei den meisten Energieversorgern in den vergangenen Monaten in der Regel immer noch deutlich zu viel bezahlen. „Wir erwarten für heuer zwar eine weitere Senkung um zehn Prozent im Schnitt. Es sollten aber gut 25 Prozent sein“, sagt Boltz. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Gasflamme erines Gasherdes
Energie

Sinkende Gaspreise kommen kaum bei Haushalten an

Nach Erdöl wird auch Erdgas zusehends billiger. Damit die Österreicher davon etwas haben, heißt es für viele, Anbieter wechseln.
Thermostic value and money close up PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY HOH000146
Energie

Strom: Haushalte zahlen für niedrige Preise der Industrie

Die Spannen betrugen bis zu zwölf Prozent. Der Industrie hingegen werden die niedrigen Einkaufspreise auch weitergegeben, sagt die E-Control.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.