Moskau zahlt Milliarden an Griechenland

Tsipras und Putin
Tsipras und Putin(c) APA/EPA/ALEXANDER ZEMLIANICHENKO (ALEXANDER ZEMLIANICHENKO/POOL)
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Wie „Die Presse“ aus Verhandlungskreisen in Moskau bestätigt bekam, bereitet Russland für nächste Woche ein Energieabkommen in Milliardenhöhe mit Griechenland vor.

„Ja, es stimmt“. So kommentiert eine russische Quelle, die mit den vorwöchigen Verhandlungen zwischen Kremlchef Wladimir Putin und dem griechischen Premier Alexis Tsipras vertraut ist, gegenüber der „Presse“ die Information, dass Russland nächste Woche ein milliardenschweres Energieabkommen mit Griechenland unterzeichnen will. „Wir bereiten derzeit aktiv ein solches Abkommen vor“, so die Quelle: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass es dazu kommen wird“.

„Spiegel Online“ hatte in der Nacht auf Samstag unter Verweis auf einen hochrangigen griechischen Beamten berichtet, dass ein solches Abkommen für nächste Woche bevorstehe. Die Vereinbarung würde dem von der Pleite bedrohten Land kurzfristig zwischen drei und fünf Milliarden Euro in die Staatskasse spülen, hieß es. Dem Bericht zufolge soll das Geld eine Vorauszahlung auf zukünftige Gewinne sein, die Griechenland durch Transitgebühren für die neue Pipeline Turkish Stream einnehmen könnte. Die Pipeline, die russisches Gas über die Türkei und Griechenland nach Europa bringen soll, versteht sich als Ersatz für das im Dezember geplatzte Pipeline-Projekt South-Stream.

Unterzeichnung am Dienstag ist nicht fix

Wie die russische Quelle der „Presse“ erklärte, gehe es tatsächlich um Vorauszahlungen auf zukünftige Gewinne. Über die genaue Höhe der Vorauszahlung lässt sie sich allerdings nicht aus. Der genannte Rahmen von drei bis fünf Milliarden Euro „klingt realistisch“. Ob es schon am Dienstag zur Unterzeichnung der Vereinbarung komme, wie „Spiegel Online“ berichtete, sei nicht fix. Vielleicht auch erst gegen Ende der Woche, so die russische Quelle.

Im russischen Energieministerium wollte man die Vorbereitung des Abkommens auf Anfrage nicht kommentieren. Kremlchef Putin hatte Griechenland allerdings schon in der Vorwoche "hunderte Millionen" Dollar versprochen, falls sie sich an Turkish Stream beteiligen. Für die Pipeline besteht derzeit freilich erst eine Absichtserklärung. Das Projekt hängt davon ab, ob Europa eine Anschlusspipeline aus der Türkei baut.

Keine Finanzhilfe, aber Gasabkommen

Wie der Kreml ab abend klarstellte, darf Griechenland nicht mit Finanzhilfen aus Russland rechnen. Es habe keine entsprechenden Absprachen zwischen Präsident Wladimir Putin und dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras beim Treffen Anfang April gegeben, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Samstag dem Radiosender Business FM. Moskau habe keine konkrete Finanzhilfe angeboten, und Athen habe keine beantragt.

Russland kommt Griechenland übrigens auch in anderen Bereichen entgegen. So werde der Gaspreis fortan „vergleichbar“ dem für die Ukraine sein, wie Energieminister Alexandr Nowak im Interview mit der „Presse“ am Samstag erklärte. Die Ukraine zahlt nun nur noch 248 Dollar je 1000 Kubikmeter. Griechenland habe Russland außerdem die Teilnahme an der Erschließung von Schelf-Lagerstätten für Öl und Gas angeboten. „Das prüfen wir jetzt“, so Nowak.

Milliarden auch aus China. Hohe Zahlungen sollen auch aus Peking kommen: Griechische Medien sprachen gestern, Samstag, von bis zu zehn Milliarden Euro. Die Regierung in Peking könnte diese Gelder als eine Art Vorauszahlung für die Nutzung des Hafens von Piräus und einen Einstieg bei der griechischen Eisenbahn leisten.

>> Bericht von „Spiegel Online“

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