Neue, harte Zeiten für die OMV

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Der Ölpreis setzt der OMV drastisch zu. Im Rohöl-Bereich fiel der Gewinn im ersten Quartal um 95 Prozent. Die Aktie stürzt ab.

Wien. Es wird das letzte Quartalsergebnis gewesen sein, das vom scheidenden OMV-Chef Gerhard Roiss präsentiert worden ist. Denn wie mehrfach berichtet, wird Roiss nach verlorenem Machtkampf mit ÖBIB-Chef Rudolf Kemler (der ebenfalls gehen muss) per Ende Juni vorzeitig aus dem Konzern ausscheiden. Und Roiss dürfte sich für seine letzte Präsentation „schönere“ Zahlen gewünscht haben. Vermelden musste er aber einen drastischen Einbruch bei Umsatz und Gewinn, der auch an der Börse Schockwellen auslöste. Die OMV-Aktie lag am Nachmittag mit rund neun Prozent im Minus.

Wohl noch selten ist ein Quartalsergebnis des Ölkonzerns so im Interesse der Investoren und Analysten gestanden. Grund dafür ist, dass es sozusagen das erste Quartal in der neuen Zeitrechnung des Ölpreises darstellt – also nachdem sich der Ölpreis seit dem Herbst des Vorjahres halbiert hat und zuletzt wieder leicht auf etwa 67 Dollar je Fass anstiegen ist.

Probleme bei Cashcow

Diese neuen Zeiten sind für die OMV vor allem eines: hart. Konnte der Konzern in den ersten drei Monaten 2014 noch einen Umsatz von 9,8 Mrd. Euro erzielen, waren es heuer nur mehr 5,8 Mrd. Euro. Beim Gewinn waren die Spuren noch stärker: Das Betriebsergebnis (EBIT) ging im Vergleich zum Vorjahr um zwei Drittel auf 228 Mio. Euro zurück.

Wirklich schockiert dürften die Aktionäre jedoch über die Detailergebnisse gewesen sein – etwa jenes aus dem Rohöl-Bereich (Upstream). Dieser Geschäftsbereich war in den vergangenen Jahren die Cashcow des Unternehmens und wurde daher auch sukzessive ausgebaut. Im ersten Quartal ging nun der Betriebsgewinn um 95 Prozent von 601 Mio. im Vorjahr auf 29Mio. Euro zurück.

Erlöse fallen, Kosten steigen

Grund dafür ist aber nicht nur der gefallene Ölpreis. Durch die Lieferausfälle in Libyen änderte die OMV unter Roiss vor eineinhalb Jahren die Strategie und kaufte Ölfelder in der Nordsee. Dort sprudelt das Öl zwar sicherer, kostet mit 20 bis 25 Dollar je Fass auch zehnmal so viel in der Produktion wie in Libyen. Eine Änderung auf der Kostenseite, die besonders schmerzhaft ist, wenn sie mit einem Verfall des Ölpreises auf der Erlösseite zusammenfällt.

Abgemildert wurde der Ergebniseinbruch vom Raffineriegeschäft (Downstream). Dort stieg der Betriebsgewinn von 95 auf 217 Mio. Euro. Grund dafür ist auch hier der gefallene Ölpreis: Können die Raffinerien das Öl billiger beziehen, steigen ihre Margen. Doch just dieses Segment wurde von der OMV zuletzt massiv zurückgestutzt, da aufgrund von globalen Überkapazitäten die Profitabilität gegenüber dem Upstream-Geschäft zu niedrig war.

Eine Situation, die sich nun innerhalb weniger Monate umgekehrt hat und die strategischen Entscheidungen der OMV-Führung auf den Prüfstand stellt. Fraglich ist, wie lange der Ölpreis auf dem aktuellen, niedrigen Niveau verharrt. Laut einer aktuellen Analyse von Goldman Sachs wird es – dank US-Schieferöl – noch länger so sein. Die Bank erwartet, dass auch 2020 der Ölpreis nicht mehr als 55 Dollar je Fass (159 Liter) beträgt. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2015)

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