OMV will bei Pipeline Nord Stream einsteigen

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Energie. Die OMV knüpft engere Bande zum russischen Gazprom-Konzern. Gemeinsam mit drei anderen Konzernen wollen die Österreicher die Ostsee-Pipeline Nord Stream verlängern.

Petersburg. Alle kamen sie, die Rang und Namen im russisch-europäischen Gastransportwesen haben. Ex-Kanzler Gerhard Schröder unterhielt sich gestern auf dem Petersburger Wirtschaftsforum vergnügt mit Gazprom-Chef Alexej Miller. Rainer Seele, Ex-Wintershall-Chef und in zwei Wochen schon Vorstandsvorsitzender der OMV, umarmte seine Freunde beim russischen Gaskonzern beherzt. Daneben noch Ben van Beurden, Chef von Royal Dutch Shell, und E.On-Vorstand Klaus Schäfer. Um zwei Uhr Nachmittag knallten die Korken. Und dann wurde bekannt, dass alle Beteiligten die Exportinfrastruktur für russisches Gas erweitern wollen.

Konkret kam man in einer Absichtserklärung überein, die Stränge drei und vier der Ostsee-Pipeline Nord Stream aus Russland nach Deutschland zu bauen. Wird das Projekt realisiert, können beizeiten weitere 55 Mrd. Kubikmeter Gas jährlich aus Russland nach Europa fließen. Ebenso viel beträgt die Kapazität der beiden bestehenden Stränge eins und zwei.

Paradigmenwechsel für OMV

Die Absichtserklärung zur Verdoppelung der Kapazität kam gestern ziemlich überraschend. Dies nicht zuletzt deshalb, da die Anschluss-Pipeline Opal von Norddeutschland bis nach Tschechien nur 35 Mrd. Kubikmeter transportieren kann und selbst diese Kapazität nur zur Hälfte für russisches Gas freigegeben ist, weil die EU die Marktmacht der Russen beschränken will. Für Überraschung sorgte auch der Umstand, dass die OMV und Shell in das Projekt einsteigen. Bei der OMV, die beim alternativen Gaspipelineprojekt Nabucco federführend war und später gemeinsam mit Gazprom das von der EU blockierte Projekt South Stream begraben musste, bedeutet der jetzige Schritt gewissermaßen den Beginn eines Paradigmenwechsels. Entsprechend der gestrigen Absichtserklärung nämlich wird die OMV eine mögliche Beteiligung an der Entwicklung von Fördergebieten im russischen Öl- und Gasgebiet Urengoj prüfen.

Bislang hielt sich die OMV von einem direkten Engagement in Russland fern. Der Schritt ist umso bemerkenswerter, als Gazprom Ende des Vorjahrs einen milliardenschweren Tausch von Vermögenswerten zwischen Wintershall und Gazprom platzen ließ. Dass Wintershall Russland herunterfährt und die OMV Russland stärker in den Fokus nimmt, wird denn auch als erster Effekt des Wechsels von Rainer Seele von Kassel nach Wien gesehen.

Die Ausweitung der Kapazitäten durch die Ostsee ist Teil der langfristigen Strategie Gazproms, die europäischen Hauptabnehmer künftig nicht mehr über den Transit durch die Ukraine, sondern auf möglichst direktem Weg zu versorgen. Der russische Konzern, der den 2019 auslaufenden Transitvertrag mit der Ukraine nicht mehr verlängern will, bereitet auch auf der Südroute eine neue Pipeline vor – die sogenannte Turkish Stream bis zur Westgrenze der Türkei. Wie das Gas von dort weiter nach Europa fließen soll, steht noch offen. Wie „Die Presse“ vor wenigen Tagen schrieb, ist Seele auch darüber bereits im Gespräch mit den Russen. (est)

Einweihung der Gas-Pipeline 'Nord-Stream'
Einweihung der Gas-Pipeline 'Nord-Stream'APA

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