Europa spart bei sauberer Energie

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Sternenhimmel(c) APA/dpa/Julian Stratenschulte
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Schwellenländer pumpten 2015 erstmals mehr Geld in neue Wind- und Solarparks als die reichen Industrienationen. Vor allem die EU steht nach Jahren des Alleingangs auf der Bremse.

Wien. Nicht nur die Rockefellers sagen sich vom Erdöl los: Weltweit ist im Vorjahr mehr als doppelt so viel Geld in Ökostromanlagen geflossen als in Öl- und Gasprojekte, so das Ergebnis eines aktuellen UNO-Berichts. Investoren haben demnach 2015 weltweit das Rekordvolumen von 256 Milliarden Euro vorrangig für neue Solar- und Windkraftwerke ausgegeben. Die Fossilbranche musste sich mit 116 Mrd. begnügen.

Anders als in den Jahren zuvor wurde dieser Ökostrom-Boom nicht von großzügigen Förderungen reicher Länder getrieben. Erstmals gaben die Schwellenländer mehr Geld für neue saubere Energie aus als alle Industriestaaten zusammen. China allein stemmte ein gutes Drittel der globalen Investitionen.

Ökostrom made in China

Grund dafür ist nicht nur der steigende Energiebedarf der Schwellenländer: „Die stark gesunkenen Kosten für Solar und Wind haben Projekte in ärmeren Ländern realisierbar gemacht, während reichere Staaten begonnen haben, ihre Förderungen zu kürzen“, schreiben die Studienautoren – und meinen damit vor allem Europa.

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Denn während die Ausgaben für Erneuerbare in den USA auch 2015 stiegen, sackten Europas Investitionen seit 2011 um 60 Prozent ab. In Deutschland, dessen Stromkunden Europas Solarboom bis 2011 bezahlten, sanken die Ausgaben allein 2015 um die Hälfte. Auch in Italien, Frankreich und Spanien wurde nur noch ein Bruchteil früherer Summen investiert.

Nachdem die EU lang im Alleingang den Umbau des fossilen Energiesystems mit hohen Förderungen vorangetrieben hat, lehnt sie sich zurück, kaum, dass das Ziel in Griffweite kommt. Regierungen kürzen Zuwendungen mit Blick auf die Stromrechnung ihrer Bürger. Spanien und Rumänien sogar rückwirkend. Investoren zögern, weil sie nicht mehr auf langjährige fixe Vergütungen vertrauen können. Geht es nach der EU-Kommission, werden die Förderungen in ihrer heutigen Form fallen. Berlin arbeitet an einer Reform des Förderregimes. Österreich will im Herbst beginnen – verteilt vorher aber noch einmal kräftig Geld.

Ein Viertel grüner Strom

Wohin die Reise gehen könnte, zeigen die Schwellenländer, die den Aufschwung derzeit treiben: Südafrika setzt auf Auktionen statt auf fixe Einspeisetarife. Windprojekte, die 2015 zum Zug gekommen sind, haben 41 Prozent weniger Zuschuss verlangt als 2011. Bei einer Auktion in Indien setzte sich der Gewinner mit einem Preis von 5,4 Euro je Kilowattstunde Solarstrom durch. In der EU fließt dafür mitunter doppelt so viel Förderung.

Solange Atomkraft und fossile Energie nicht ihre wahren Kosten abbilden müssten, seien Subventionen für Erneuerbare aber notwendig, um den Umbau des Energiesystems zu schaffen, argumentiert die Ökostrombranche in Europa. Blickt man auf die absoluten Zahlen, ist das Ende der fossilen Welt tatsächlich noch ein Stück entfernt. Wind, Wasser und Sonne lieferten 2015 ein Viertel des weltweiten Stroms. Der große Rest kam aus Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2016)

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