Frischer Wind für Erneuerbare

Firmen im Sektor Wind- und Sonnenenergie haben sehr volatile Phasen hinter sich. Die Voraussetzungen für einen Aufschwung sind derzeit nicht die schlechtesten.
Firmen im Sektor Wind- und Sonnenenergie haben sehr volatile Phasen hinter sich. Die Voraussetzungen für einen Aufschwung sind derzeit nicht die schlechtesten.(c) Bloomberg (Chris Ratcliffe)
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Die Menschen sind grüner, wenn der Ölpreis hoch ist. So gesehen dürften die zuletzt schwächelnden Aktien im Sektor erneuerbare Energie allmählich wieder interessanter werden.

Nimmt man die Dynamik der Börsen in der abgelaufenen Woche her, so trifft die alte Anlegerregel, der zufolge man sich im Mai vom Parkett verabschieden sollte, ehe man im September zurückkehrt, dieses Jahr eher nicht zu. Schließlich sind die Leitindizes in Europa nach einigen lust- und orientierungslosen Wochen zur Wochenmitte nach oben ausgebrochen und haben sich im Unterschied zu vorher auf dem neuen Niveau auch gehalten. Im Fall des deutschen DAX etwa bedeutet dies ein Wochenplus von 3,73 Prozent.

Getragen ist die Euphorie vorerst freilich nur von einigen institutionellen Anlegern. Die Stimmung unter den Privatanlegern bleibt aufgrund vieler belastender Faktoren zurecht skeptisch und deutet eher eine mittelfristige Seitwärtsbewegung an (siehe unten).

Von sich reden gemacht hat zuletzt der Ölpreis, der eine rasante Erholung von seinem Mehrjahrestief an den Tag gelegt hat. Auch wenn die Luft nach 80Prozent Preissteigerung seit Ende Jänner demnächst dünn wird, sind die jetzigen rund 50 Dollar je Barrel doch ein Niveau, von dem man vor Kurzem nur geträumt hat.

Das kommt nicht nur Ölfirmen zugute. Es bringt paradoxerweise auch den Alternativenergien wieder Impulse. Ist Öl nämlich billig, schieben Konsumenten geplante Investitionen in alternative Energiequellen hinaus. Das hat der Wind- und Solarenergiebranche etwas zugesetzt. Zudem haben Aktien aus diesem Sektor nach zuvor steilen Anstiegen in den vergangenen Monaten teilweise stark Korrekturen durchgemacht. Nun aber haben einige von ihnen ausgesprochen gute Quartalszahlen vorgelegt, weshalb sie allmählich wieder ins Blickfeld zu nehmen sind.
So der deutsche Windenergie-Primus Nordex(ISIN DE000A0D6554), der den Umsatz im ersten Quartal um 28 Prozent auf 637 Mio. Euro und den Gewinn um 72 Prozent auf 25,5 Mio. Euro gesteigert hat. Die Konkurrenz ist groß, auch von Konzernen wie Siemens. Und natürlich vom dänischen Weltmarktführer, Vestas(ISIN DK0010268606), der zuletzt auch dadurch Auftrieb erhielt, dass die USA, wo Vestas ein Drittel des Geschäftes macht, neue Steuervorteile für den Bau von neuen Anlagen bietet.

Nordex hingegen, die ihren Kurs zwischen 2012 und Ende 2015 verzehnfachte und seither korrigierte, übernahm im April den spanischen Mischkonzern Axiona und ist nun breiter aufgestellt. Mehrere große Analystenhäuser haben dieser Tage die Kaufempfehlung für Nordex, die in der Vorwoche aus dem Seitwärtstrend ausgebrochen ist und nun bei 25,6 Euro notiert, mit Kurszielen zwischen 32 und 39 Euro bestätigt. Wer in der Alternativenergie aktiv ist, kommt nicht umhin, sich vermehrt auch in den Schwellenländern zu engagieren. Bezeichnend, dass große Spieler ohnehin von dort kommen – speziell aus China, wo die Regierung den Klimaschutz aktiv vorantreibt.

Eines der Flaggschiffe der chinesischen Solarbranche ist die hier schon öfter besprochene Jinkosolar(ISIN US47759T1007), die seit ihrem Absturz während des vorjährigen China-Crashs in einem recht breiten Band pendelt (mit großen Volatilitäten muss man freilich im ganzen Sektor rechnen) und den großen Ausbruch noch nicht geschafft hat. Dabei liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei bescheidenen vier.

Im Vorfeld der am Freitag präsentierten Quartalszahlen hat die Aktie wieder kräftig zugelegt und sogar ein Kaufsignal generiert. Die Quartalszahlen haben die Erwartungen der Analysten haushoch übertroffen. Jinkosolar werden Kursgewinne von bis zu 50 Prozent prophezeit. Jinkosolar profitiert auch von der Erholung des kanadischen Konkurrenten Canadian Solar(ISIN CA1366351098), der nach einem fast 50-prozentigen Kursverlust seit Jahresbeginn soeben großartige Quartalszahlen vorgelegt und die Rückbesinnung auf das Kerngeschäft sowie eine höhere Absatzprognose verkündet hat.

Als technologisch bestens aufgestellt gilt übrigens Solaredge(US83417M1045) mit Stammsitz in Israel und starker Präsenz in den USA, wo sie in Kooperation mit dem Elektroauto-Pionier Tesla steht. Die Quartalszahlen lagen über den Erwartungen, allein die Prognosen blieben etwas verhaltener. Das hat auch damit zu tun, dass einer der Großkunden einen sehr schwachen Ausblick abgab, womit Solaredge in der ersten Maihälfte um ein Drittel absackte. Die Konsensempfehlung von 13 Analystenhäusern ergibt ein „Kaufen“ mit Kursziel 31,00 Dollar (27,7 Euro). Aktuell notiert die Aktie bei 19,4 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.05.2016)

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