Der iLint wurde heute auf der Bahnmesse Innotrans vorgestellt. Noch vor Ende 2017 sollen 14 Züge in Deutschland eingesetzt werden.
Die Deutsche Bahn will bald emissionsfreie Züge mit Wasserstoff-Antrieb aufs Gleis setzen. Von Ende kommenden Jahres an solle der neue Zug mit Brennstoffzellen zunächst im Nahverkehr in Niedersachsen unterwegs sein. Der Zug mit Namen iLint wurde am Dienstag in Berlin auf der Bahnmesse Innotrans vorgestellt. Auf längere Sicht sollen die Brennstoffzüge jene mit Dieselantrieb ersetzen. Die neue Technik biete eine "echte Alternative zum Diesel", erklärte der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gegenüber der "Welt". Die neuen Züge seien "emissionsfrei, energieeffizient, kostengünstig". Die ersten Exemplare des iLint, der Der außerdem deutlich leiser als ein Dieseltriebwagen ist, sind bereits fertiggestellt.
Im Herbst beginnt das Zulassungsverfahren beim Eisenbahn-Bundesamt. Von Ende kommenden Jahres an sollen 14 Wasserstoffzüge die ersten Fahrgäste transportieren.
Wasserstofftank auf dem Dach
Der iLint trägt auf dem Dach einen Wasserstofftank und die Brennstoffzelle. Diese wandelt den Wasserstoff direkt in elektrische Energie um. Der Zug kommt mit einer Tankladung 600 bis 800 Kilometer weit und hat eine Höchstgeschwindigkeit von 140 Stundenkilometern.
Alstom
Bisher gibt es wenige Tankstellen, denn Wasserstoff lässt sich nur mit großem Energieaufwand herstellen. Dieses Problem will Alstom lösen, indem es den Wasserstoff als Abfallstoff aus Chemieanlagen bezieht. Der Konzern verspricht, das Tankstellennetz entlang der Bahnstrecken auszubauen: "Wir werden ein entsprechendes Versorungssystem dafür aufbauen, einen Partner dafür haben wir bereits", so Didier Pfleger, Alstom-Vizepräsident für Deutschland und Österreich, gegenüber der "Welt".
Nach Informationen der "Welt" förderte das deutsche Verkehrsministerium die Entwicklung des iLint mit acht Millionen Euro. Vier weitere Millionen Euro erhalte der Hersteller Bombardier für einen batteriebetriebenen Triebzug.
Zwölf Wagen, 830 Sitzplätze, ein Viertel davon in der ersten Klasse: Das sind einige Eckdaten des "neuen Rückgrat des Fernverkehrs", die die Deutsche Bahn den ICE 4 nennt. Bis Juni 2023 sollen 85 zwölfteilige und 45 siebenteilige Modelle Deutschlands Metropolen verbinden. Nun wurde der neue Zug der Öffentlichkeit im Berliner Hauptbahnhof erstmals von innen präsentiert. REUTERS
Die hohe Zahl an Sitzen ist möglich, weil die Waggons länger sind und weitgehend auf Schränke für Steuersysteme verzichtet wurde. Um trotzdem Beinfreiheit zu ermöglichen, gleiten die Rückenlehnen beim Verstellen in die Sitzschale. REUTERS
50 Millionen zusätzliche Fahrgäste will der Konzern mit seinem neuen Baby gewinnen, das die alten ICE 1 und ICE 2 sowie einige IC und EC ab Ende 2017 kontinuierlich ersetzen soll. Bestellt sind zunächst 130 Züge bei Generalunternehmer Siemens und seinem Hauptlieferanten Bombardier. Dafür zahlt die Bahn rund 5,3 Milliarden Euro - der größte Auftrag in ihrer Geschichte. APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
Der ICE 4 wird langsamer sein als sein Vorgänger und je nach Ausführung 230 bis 250 Stundenkilometer schaffen. Der ICE 3 ist auf bis zu 330 Kilometer pro Stunde ausgelegt, dafür beschleunigt Nummer 4 schneller. Die Probefahrten auf der Strecke Hamburg-München ab diesem Herbst werden weiter nicht unter sechs Stunden zu schaffen sein. APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
Wichtiger ist der Bahn eine neue Flexibilität. Durch die Verteilung der Antriebe auf einzelne Wagen - sogenannte Powercars - kann die Länge des Zugs bei Bedarf geändert werden. Defekte Wagen können so schneller ausgetauscht werden. APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
Die Beleuchtung war den Konstrukteuren besonders wichtig. Die Fenster sind breiter als bei den Vorgängern. Eine neue LED-Lichtsteuerung soll die Fahrgäste in der Früh zudem mit einem warmen Gelb empfangen, abends mit einem schummrigen Rot-Ton. APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
Tagsüber leuchten die Lichtstreifen über den Sitzreihen blau. APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
Die Klimaanlagen in den ICE, die unter Reisenden schon längst zum Running Gag geworden sind, sollen auch bei Temperaturen über 30 Grad nicht den Geist aufgeben. Sie bestehen aus zwei Kältekreisläufen. Gibt es bei einem Probleme, funktioniert die Kühlung trotzdem weiter. Zudem ist die Anlage für Umgebungstemperaturen von minus 25 bis plus 45 Grad Celsius ausgelegt - bisher Standard für Züge in Südeuropa. REUTERS
Darüber hinaus kommt der ICE 4 mit vielen kleineren Änderungen daher: Die Platzreservierungen werden nicht mehr oben an der Gepäckablage angezeigt, sondern an den Kopfstützen der Sitze. APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
Außerdem gibt es an jeder Fahrzeugseite einen Hublift für Rollstühle sowie vier Plätze dafür im Inneren. APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
Im Vergleich zum ICE 2, der etwa zwischen Köln und Berlin fährt, ist das Kleinkindabteil im neuen Modell von acht auf fünf Sitzplätze geschrumpft. Dafür gibt es im offenen Familienbereich zwei Stellplätze für Kinderwagen. APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
Kritik muss die Bahn bereits für die Gestaltung des Endwagens einstecken: Vorgesehen sind acht Stellplätze für Fahrräder, absolutes Novum in einem ICE. Zu wenig, meint der Verkehrsclub VCD. WLAN soll auch in der zweiten Klasse kostenlos zur Verfügung stehen - allerdings nur bis zu einer bestimmten Datenmenge, die in einem ausgebuchten Zug auch mal knapp werden kann. Außerdem wird das freie Internet weiter an das Mobilfunknetz gekoppelt sein, was ebenfalls keine einwandfreie Nutzung garantiert. APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
Der bleibt schon länger hinter den Erwartungen zurück. Der seit 2012 währende Abwärtstrend beim Gewinn hält auch 2016 an, in die roten Zahlen rutsche das Geschäft auf der Langstrecke aber nicht. Trotz kritischer Zeiten setzt Deutsche-Bahn-Chef Rüdiger Grube auf Wachstum: Bis 2030 soll das Fernverkehrsangebot um ein Viertel wachsen, das sind über 150 ICE-Fahrten pro Tag und bis zu zwei ICE-Verbindungen pro Stunde mehr. Der ICE 4 soll dabei eine Schlüsselrolle spielen. APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
ICE 4: Deutsche Bahn zeigt "neues Rückgrat des Fernverkehrs"
