Ökostrom-Projekte für neun Milliarden Euro in der Schublade

FOLTIN Jindrich / WB
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Österreichs E-Wirtschaft möchte bis zum Jahr 2030 die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen um rund 15 Prozent erhöhen und dafür neun Milliarden Euro investieren.

"Eine Vielzahl an Wasser- und Windkraftprojekten stehen in den Startlöchern" und würden auf ihre Umsetzung warten, erklärte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber in seiner Funktion als Präsident von Oesterreichs Energie.

Konkret weist die E-Wirtschaft in ihrer aktuellen Liste Vorhaben ihrer Mitgliedsunternehmen für über acht Terawattstunden (TWh) aus - noch ohne zusätzliche Projekte privater Kraftwerksbauer. Von den gut 8 TWh entfallen 5 1/2 TWh auf ganz konkrete Projekte, die teils auch schon im Bau sind, weitere 3,1 TWh auf Konzepte, also fernere Pläne, sagte Karl Heinz Gruber, Spartensprecher Erzeugung von Oesterreichs Energie. Zum Vergleich: Der heimische Gesamt-Stromverbrauch liegt bei etwa 70 TWh, davon stammen 50 TWh oder 70 Prozent aus Erneuerbaren Energie, zusätzliche rund 8 TWh entsprächen 15 Prozent.

Insgesamt soll die heimische Stromproduktion aus Erneuerbaren bis 2030 gemäß der "Empowering Austria"-Strategie der Branche um 20 TWh, also 20 Milliarden kWh, gegenüber dem Jahr 2015 gesteigert werden. Das ließe sich zu ungefähr gleichen Teilen durch einen Ausbau der Erzeugung aus Wasserkraft, Windenergie und Photovoltaik um je 6 bis 8 TWh bewerkstelligen.

Jede Menge Projekte

An Wasserkraft-Projekten verfolgt die Branche derzeit in Summe 50 mit zusammen 4 TWh, davon sind laut Gruber neun für 1,4 Milliarden Euro in Bau. Samt Konzeptideen über 5,5 Milliarden Euro resultiert insgesamt allein im Wasserkraft-Bereich ein Volumen von 6,9 Milliarden Euro an Investitionen. Darüber hinaus seien im Kleinwasserkraft-Bereich noch weitere 2 bis 3 TWh realisierbar.

Bei Windkraft verfolgen Mitglieder von Oesterreichs Energie den Bau von Anlagen für 3,4 TWh, die knapp 1,8 Milliarden Euro kosten sollen. Damit wolle die Strombranche selbst rund 50 Prozent des Ausbauziels umsetzen, den Rest würden Private liefern.

Photovoltaik-Anlagen werden generell primär von Privaten und Gewerbe hingestellt, die seien hier die Haupttriebfeder, so Gruber. Von knapp 3 1/2 TWh Ausbauvorhaben stamme nur ein Bruchteil, weniger als ein Zehntel, von Verbandsmitgliedern.

Gebaut würden sie neuen Kraftwerke nur, wenn sie sich rentieren, so Verbandspräsident Anzengruber. Orientieren würden sich die Projektanten an den Strompreisprognosen. Beschleunigt oder verzögert werden könnten Projekte, sollte wieder ein marktwirtschaftliches System vorherrschen. Selbst die billigste Stromerzeugungs-Technologie komme nach Vollkosten auf 60 Euro pro Megawattstunde (MWh), die Forward-Preise lägen derzeit dagegen nur bei der Hälfte, etwas über 30 Euro/MWh.

Gegenüber früheren Kraftwerkslisten der Branche ist die neue, was das Stromerzeugungsvolumen betrifft, laut Gruber etwa gleich geblieben. Es sind zwar einige neue Vorhaben hinzugekommen - etwa durch geplante Effizienzsteigerungen und Erweiterungen -, einige aber herausgefallen, und einige wurden zeitlich nach hinten verschoben. Rund die Hälfte der 50 Wasserkraft-Projekte beziehe sich auf Effizienzsteigerungen an bereits bestehenden Standorten, betonte Gruber.

Die heimische Umsetzung der EU-Wasserrahmen-Richtlinie sei nicht schuld daran, ob ein Kraftwerk gebaut werde oder nicht, es könnten sich nur spezifische Kosten verdoppeln oder vereineinhalbfachen. Die Restwassermengen würden im Nationalen Gewässerplan II zur EU-WRRL "vernünftig ausgelegt", erwartet Gruber. Den NGP II, der ursprünglich schon Ende 2015, hat der zuständige Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) noch nicht vorgelegt, er soll jetzt bis Ende März kommen, heißt es.

Die kürzlich zum Elektroauto aufgeworfene Frage, ob in einigen Jahrzehnten überhaupt genug Strom für die E-Mobilität da sein wird, beantwortete Anzengruber mit einem eindeutigen Ja. Wenn irgendwann 90 Prozent der rund viereinhalb Millionen Autos elektrisch unterwegs seien, gehe es dabei um einen um 12 Prozent höheren Strombedarf als heute. "Wenn wir die CO2-Emissions-Senkung zustande bringen wollen, wird es nicht ohne den Bereich Mobilität gehen, der der größte Emittent ist."

(APA)

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