Tausche Ferraris gegen Internet

Intelligente Stromz�hler - Der Z�hler denkt mit / Smart Electric Meters - Stabilizing the Grid
Intelligente Stromz�hler - Der Z�hler denkt mit / Smart Electric Meters - Stabilizing the Grid(c) Siemens AG
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Die intelligenten Stromzähler kommen, aber sie kommen viel später als geplant. Gegen den Einbau wehren kann man sich nicht mehr.

Wien. Die heimische Energiebranche verpasste die nationalen Vorgaben zur Smart-Meter-Umstellung klar. Bis heuer sollten die Unternehmen 70 Prozent aller 5,5 Millionen Ferraris-Stromzähler auf neue, internettaugliche Geräte umgerüstet haben. Schaffen werden sie gerade einmal zwölf Prozent, erklärte die Generalsekretärin des Branchenverbandes Oesterreichs Energie, Barbara Schmidt, am Mittwochabend. Ende 2016 waren überhaupt erst fünf Prozent aller Geräte ausgetauscht. Grund für die Verzögerung sei vor allem die mehrmalige Änderung der gesetzlichen Vorgaben, so die Argumentation. Die Branche baut nun darauf, dass der zuständige Wirtschaftsminister, Reinhold Mitterlehner (ÖVP), die nationalen Vorgaben lockert bzw. an jene der EU angleicht.

Demnach müssten bis 2020 rund 80 Prozent aller Stromzähler in der EU „intelligent“ sein, also dem Kunden häufiger und zeitnäher als bisher den Stromverbrauch anzeigen, damit dieser seinen Konsum entsprechend anpassen kann. Auch diese Vorgabe sei ambitioniert, aber schaffbar, zeigten sich die Netzbetreiber optimistisch. In Summe dürfte das Mammutprojekt 1,6 bis 1,8 Mrd. Euro an Kosten verursachen. Eine Erhöhung der Netztarife ist deswegen nicht geplant.

Mittlerweile sehen sich die meisten Netzbetreiber der Landes auf einem guten Weg. Oberösterreich hat bekanntlich schon vor Jahren mit dem Roll-out der Smart Meter begonnen. Das mit 1,6 Millionen Geräten größte Austauschprojekt im deutschsprachigen Raum verantwortet Karin Zipperer, Geschäftsführerin der Wiener Netze. Im Schnitt sollen sieben Stromzähler pro Minute getauscht werden. Noch hat Wien nicht entschieden, wer die Smart Meter liefern soll. Im Westen haben sich die Netzbetreiber in Salzburg, Vorarlberg, Tirol und Innsbruck zusammengeschlossen, um die notwendigen 1,2 Millionen neuen Messgeräte anzuschaffen. Der Zusammenschluss soll bessere Preise ermöglichen, sagte Salzburg-Netz-Geschäftsführer Herwig Struber.

„Trägerrakete der Digitalisierung“

„Smart Meter sind die Trägerrakete für die Digitalisierung der Energiewirtschaft“, sagte Wien-Energie-Chef Michael Strebel. Kunden könnten damit nicht nur ihren eigenen Verbrauch optimieren, sondern – ähnlich wie in den USA – künftig auch damit Geld verdienen, wenn sie ihren Versorgern erlauben, bei Stromengpässen manche Stromfresser kurzfristig vom Netz zu nehmen.

Funktionen wie diese sind es allerdings, warum manche Österreicher vor der neuen Technologie zurückschrecken. Obwohl das Gesetz eine Opt-out-Regel vorsieht, kann sich niemand gegen den Einbau des Smart Meter wehren. Lediglich die Funktionen werden je nach Kundenwunsch beschränkt. Bisher ist die Ablehnung allerdings niedriger als zunächst vermutet. In Salzburg liegt die Quote bei unter einem Promille, und selbst Wien rechnet nur mit zwei bis drei Prozent Totalverweigerern. (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2017)

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