"DrillCo" - der letzte Schrei in der US-Frackingindustrie.

AFP (MLADEN ANTONOV)
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Die US-Frackingbranche wird bei der Finanzierung kreativ. Sie zapft mit Gemeinschaftsunternehmen die Geldtöpfe der Finanzinvestoren an.

Den Einbruch der Ölpreise hat sie überlebt und mit neuen Bohr- und Produktionstechnologien den Bemühungen der OPEC um eine Eindämmung des weltweiten Öl-Überangebots getrotzt. Nun nutzen einige der US-Schieferölproduzenten kreative Finanzierungsideen, um noch mehr schwarzes Gold zu fördern. Dazu werden Gemeinschaftsunternehmen gegründet, auf englisch kurz "DrillCos" genannt, in denen das Geld von Finanzinvestoren wie Carlyle oder KKR mit dem Land der Produzenten zusammen gelegt wird. Den Investoren ist in wenigen Jahren eine zweistellige Rendite sicher, während die Produzenten ihre Produktivität steigern können, ohne selbst mehr Geld in die Hand nehmen zu müssen. "Es gibt eine Menge Geld, das ein Zuhause sucht, insbesondere in diesem Niedrigzinsumfeld", sagt Mingda Zhao von der Kanzlei Vinson & Elkins LLP, der solche Vereinbarungen schon ausgehandelt hat.

In den vergangenen zwei Jahren haben die DrillCos mindestens zwei Milliarden Dollar eingesammelt - ein kleiner Teil der gesamten Frackingfinanzierung. Er zeigt aber, wie Investoren und Produzenten noch mehr Öl sprudeln lassen können und damit der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) bei der Unterstützung der Preise einen Strich durch die Rechnung machen. Das Ölkartell erwartet 2018 trotz einer Verlängerung der Förderbremse, die den Ölpreis stabilisieren soll, ein weltweites Überangebot. Denn insbesondere in den USA wird dank der aus Umweltschutzgründen umstrittenen Fracking-Technik wieder mehr Öl gefördert. Dabei wird das in tiefliegenden Gesteinsschichten lagernde Öl oder Gas unter hohem Druck mit Hilfe von Chemikalien gelöst. Angetrieben davon dürfte die US-Ölproduktion in diesem Jahr nach Einschätzung des US-Amts für Energiestatistik um 570.000 Barrel pro Tag (bdp) auf 9,9 Millionen bdp steigen.

Keine Risiken für die Bilanz

Die DrillCos übernehmen gewöhnlich die Kontrolle über potenzielle Fördergebiete und übergeben den Investoren in der Regel über 100 Prozent des Cash-Flows aus der Öl- und Gasproduktion, bis sie eine Rendite von 15 Prozent erzielen. Ab diesem Zeitpunkt geht die Kontrolle an die Produzenten zurück, wobei der Anteil der Investoren auf rund zehn Prozent der verbleibenden Produktion sinkt. Bislang waren ein Tausch der Kontrolle über das Land und eine garantierte Rendite nicht üblich. "Es ist eine Art von chirurgischem, zeitweiligem Kapital", beschreibt es Mark Stoner, Partner beim Investor Bayou City Energy, der im vergangenen Jahr 256 Millionen Dollar an ein Joint Venture des privaten Ölproduzenten Alta Mesa Holdings vergab. "Wir bekommen Zugang zu großen, produktiven Öl-Vorkommen ohne die bilanziellen Risiken übernehmen zu müssen."

Auch Firmen wie EOG Resources, einer der finanzstärksten US-Schieferölproduzenten, wendet sich den DrillCos zu. Vor zwei Monaten schloss das Unternehmen eine 400 Millionen Dollar schwere Vereinbarung mit Carlyle, um Ölförderbohrungen im US-Bundesstaat Oklahoma zu finanzieren. Dank des Deals kann sich EOG mit seinen eigenen Mitteln auf das Permian-Becken, das größte US-Ölfeld, konzentrieren und seine Produktion ausbauen, ohne seine Ausgaben zu erhöhen. Das Joint Venture erlaubt EOG zudem, den Wert seines Landes in den Büchern zu verdoppeln oder zu verdreifachen, wie Lloyd Helms, Leiter der Exploration und Produktion bei EOG erklärt.

Seit 2015 haben 34 US-Ölproduzenten DrillCos mit einem Wert von mehr als 2,05 Milliarden Dollar geschmiedet. Das Geld kam von Investoren wie Blackstone, Carlyle oder KKR. "Das half uns, auf Flächen nach Öl zu bohren, die wir ansonsten nicht sofort hätten angehen können", sagt Mike McCabe, Finanzchef bei Alta Mesa. Das Interesse der Investoren wurde trotz der niedrigen Ölpreise von unter 50 Dollar das Barrel von den potenziell hohen Renditen angefacht. Ganz risikofrei sind die Gemeinschaftsunternehmen aber nicht. Wenn die Ölpreise wieder abstürzen, schwindet die Möglichkeit, hohe Renditen innerhalb weniger Jahre zu erzielen. Die Schieferölproduzenten müssen daher auch bereit sein, mehr Informationen über das Land zu liefern als sie es bei gewöhnlichen Darlehensverträgen müssten.

Für Carlyle war die Vereinbarung mit EOG dennoch ein vergleichsweise wenig riskanter Weg, in die Schieferölbranche zu investieren. "Auch mit den gegenwärtigen Ölpreisen gibt es genügend wirtschaftliche Möglichkeiten für uns dort draußen", urteilt Carlyle-Manager David Albert. 

(Reuters)

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