Eine Anti-Lobby-Gruppe hatte wegen Draghis Mitgliedschaft in der „Group of 30“ Beschwerde eingereicht.
Wien/Brüssel/Ag. Steht der Chef der Europäischen Zentralbank wegen seiner Mitgliedschaft in der sogenannten „Group of 30“ vor einem möglichen Interessenkonflikt? Der Europäische Bürgerbeauftragte, der Beschwerden über Missstände bei EU-Institutionen nachgeht, hat Untersuchungen gegen Mario Draghi eingeleitet. Dies bestätigte die Sprecherin des Ombudsmanns Nikiforos Diamandouros am Montagabend. Dieser kann nur seine Meinung mitteilen, aber keine Strafen verhängen. Die EZB bestätigte, dass ein entsprechendes Schreiben eingegangen sei und in der vorgegebenen Frist beantwortet werde.
Gegen Draghis Mitgliedschaft in der „Group of 30“ hatte die Anti-Lobby-Gruppe „Corporate Europe Observatory“ Beschwerde beim Ombudsmann eingelegt. „Wir fürchten, dass Draghi als Mitglied der Gruppe seine Ansichten mit großen Investmentbanken abstimmt“, sagte Beschwerdeführer Kenneth Haar.
In der „Group of 30“ treffen sich hochkarätige Vertreter von öffentlichen und privaten Banken und Akademiker. Neben Draghi gehören dem Zirkel unter anderem der ehemalige EZB-Chef Jean-Claude Trichet und Nobelpreis-Ökonom Paul Krugman an.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2012)