Der Hauptteil der weltweiten Eurogeschäfte wird in London abgewickelt. Das einflussreiche französische EZB-Mitglied Noyer will nun dagegen ankämpfen.
London soll nicht länger der wichtigste Finanzplatz für den Euro sein - zumindest wenn es nach dem Willen des einflussreichen französischen EZB-Ratsmitglieds Christian Noyer geht. Es gebe keine logischen Gründe, dass sich das Finanzzentrum der Eurozone im Nicht-Euroland Großbritannien befinde, sagte der französische Notenbank-Chef im Gespräch mit der "Financial Times" (FT). Der größte Teil der Euro-Geschäfte solle innerhalb der Euro-Zone abgewickelt werden. Dies hänge mit den Möglichkeiten der Europäischen Zentralbank (EZB) zusammen, Liquidität zur Verfügung zu stellen und die Aufsicht seiner eigenen Währung zu gewährleisten.
"Wir haben nichts dagegen, dass Geschäfte in London gemacht werden, aber der Hauptteil der Geschäfte sollte unter unserer Kontrolle sein. Das ist die Konsequenz der britischen Entscheidung, außerhalb der Eurozone zu bleiben", so Noyer.
London wichtigster Euro-Handelsplatz
Seit der Einführung des Euro ist London der wichtigste Handelsplatz für die europäische Gemeinschaftswährung, wie die "FT" schreibt. 40 Prozent der weltweiten Eurogeschäfte werden demnach in London abgewickelt - das ist mehr als in der gesamten Eurozone zusammen.
Noyers Forderung kommt zu einem äußerst heiklen Zeitpunkt. Am Dienstag wollen die europäischen Finanzminister die EU-Bankenunion auf Schiene bringen. Diese würde die EZB zum obersten Wächter der Banken machen. Großbritannien will aber nur zustimmen, wenn auch die Interessen von Nicht-Eurostaaten gewahrt bleiben.
Finanzplatz London unter Druck
Es wäre ein weiterer schwerer Schlag für den Finanzplatz London. Erst im August wurde bekannt, dass in der britischen Hauptstadt heuer noch 3000 Leute in der Finanzbranche abgebaut werden müssen, wie "Die Presse" berichtete. Im Vergleich: An der Wall Street werden hingegen noch 9000 Mitarbeiter eingestellt.
Ebenfalls im August war die britische Großbank Standard Chartered unter Beschuss geraten. Die New Yorker Finanzaufsicht drohte mit dem Verlust der US-Lizenz. Die Bank soll trotz bestehender Iran-Sanktionen Transaktionen mit dem Land abgewickelt haben und wie eine "Schurken"-Bank agiert haben. Ein britischer Parlamentsabgeordneter sprach damals von einer "konzertierten Aktion der US-Regierung": "Washington versucht hier eine Schlacht zu gewinnen, bei der es darum geht, den Handel von London nach New York zu verlegen. Das ist ein politischer Angriff." (mehr dazu...)
(APA/Reuters/Red.)