EZB-Chefökonom: Vier Prozent Inflation kaum vorstellbar

ECB Peter Praet gives a speech during a meeting in Brussels
ECB Peter Praet gives a speech during a meeting in BrusselsREUTERS
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Goldman Sachs hält die EZB-Geldpolitik für zu locker und rechnet mit einem rasanten Anstieg der Teuerung. Peter Praet widerspricht den Analysten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist Sorgen vor einem kräftigen Anstieg der Verbraucherpreise entgegengetreten. Vier Prozent Inflation im Jahr 2014 sei kaum vorstellbar, sagte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Wir haben ein klares Mandat, das lautet Preisstabilität", fügte der Geldpolitiker hinzu. "Das heißt für mich persönlich: Ich habe ein Mandat unterschrieben, und daran halte ich mich." Kritiker wie die US-Investmentbank Goldman Sachs halten die Geldpolitik der EZB für zu locker und rechnen mit einem Anstieg der Teuerungsrate in Deutschland auf bis zu fünf Prozent. Andere Experten stellen sich mittelfristig sogar auf Inflationsraten von fünf oder sechs Prozent ein ("DiePresse.com" berichtete).

Leitzinsen auf Rekordtief

Die EZB hat ihren Leitzins wegen der Rezession in vielen Euro-Ländern auf das Rekordtief von 0,75 Prozent gesenkt und Hunderte Milliarden Euro durch den Kauf von Staatsanleihen in die Wirtschaft gepumpt. Goldman Sachs sieht darin die Gefahr einer Überhitzung der deutschen Konjunktur. 2012 zogen die Verbraucherpreise in Deutschland um 2,0 Prozent an, für dieses Jahr sagt die Bundesbank 1,5 Prozent voraus. Die EZB spricht bei Werten von knapp zwei Prozent von Preisstabilität. Sie geht davon aus, dass die Inflation dieses Jahr auch in der Euro-Zone wieder unter diese magische Grenze sinken wird, nachdem sie im November und Dezember mit 2,2 Prozent etwas darüber lag.

Im Ringen um eine Lösung der Euro-Krise forderte Praet die Regierungen auf, Konstruktionsfehler der Wirtschafts- und Währungsunion beheben. Nötig seien weitere Strukturreformen. "Die EZB hat ihre Rolle gespielt", sagte Praet. "Dadurch wurde Zeit gewonnen. Aber das ist nicht genug."

(APA/Reuters)

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