Erste Banken lösen sich vom EZB-Tropf

An illuminated euro sign is seen in front of the headquarters of the European Central Bank in the late evening in Frankfurt
An illuminated euro sign is seen in front of the headquarters of the European Central Bank in the late evening in FrankfurtREUTERS
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Die durch die Krise aufgeblähte Bilanzsummer der EZB sinkt: 278 Institute wollen kommende Woche 137 Mrd. Euro an die Zentralbank zurückzahlen.

Erste Banken aus der Eurozone sich wieder vom Tropf der Europäischen Zentralbank zu lösen. Wie die EZB am Freitag in Frankfurt mitteilte, wollen kommende Woche 278 Institute die erste Gelegenheit nutzen und insgesamt 137,2 Milliarden Euro an die EZB zurückzahlen. Damit geben mehr als die Hälfte der beteiligten Häuser zur vorzeitigen Ablösung entschlossen. Das Geld hatten sie sich Ende 2011 von ihr beim ersten von zwei je drei Jahre laufenden Refinanzierungsgeschäften geliehen. Für die EZB beginnt damit der Ausstieg aus ihren Krisenmaßnahmen, mit denen sie angeschlagene Banken seit Jahren päppelt.

Welche Banken das Geld zurückgeben, blieb zunächst unklar. Einige Institute, etwa die Commerzbank oder die britische Lloyds, haben bereits angekündigt, zunächst einen Teil des geliehenen Geldes an die EZB zurückzuüberweisen. Die Institute nutzen die Option, bereits nach einem Jahr das Geld zurückzugeben, da inzwischen mehr und mehr Banken wegen der abflauenden Krise wieder auf anderen Wegen und billiger als bei der Zentralbank an frische Liquidität kommen. Die EZB hatte im Dezember 2011 und Februar 2012 zusammen gut eine Billion Euro ausgereicht, um Probleme an den Geldmärkten zu lindern.

Draghi konnte Geldmarkt beruhigen

Während sich die Lage der Geldhäuser in den Kernländern der Währungsunion seitdem deutlich gebessert hat, ist es etwa für griechische Banken nach wie vor kaum möglich, auf dem freien Geldmarkt an Mittel zu kommen. Insgesamt gesehen hat sich die Lage am Geldmarkt aber pürbar entspannt, nachdem EZB-Präsident Mario Draghi im Juli erklärt hatte, den Euro und die Eurozone mit allen Mitteln verteidigen zu wollen. Mit der Rückzahlung, die von nun an Woche für Woche möglich ist, sinkt die in der Krise aufgeblähte Bilanzsumme der EZB. Zugleich dürfte auch der für den Interbankenmarkt wichtige Referenzzinssatz EONIA schrittweise steigen, weil weniger Liquidität zirkuliert und die Überschussliquidität sinkt.

Die beiden drei Jahre laufenden Refinanzierungsgeschäfte der EZB sind Bestandteil eines Rundum-sorglos-Pakets der Notenbank für die Geschäftsbanken der Währungsunion. Diese erhalten von ihr Woche für Woche bei den regulären Refinanzierungsgeschäften zudem unbegrenzt Geld zum Leitzins von 0,75 Prozent. Außerdem hat die Notenbank seit Anfang 2012 die Mindestreservepflicht für die Institute von zwei auf ein Prozent ihrer Einlagen gesenkt und verlangt von den Geldhäusern im Gegenzug für Liquidität nur noch Sicherheiten von deutlich niedrigerer Qualität als vor der Krise. Mit all diesen Maßnahmen will die EZB die Banken flüssig halten und eine Kreditklemme verhindern.

(APA/Reuters)

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