Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble und der Chef der Europäischen Zentralbank Mario Draghi streiten über Hilfsgelder für Zypern. Schäuble hat erklärt, dass die Inselrepublik nicht „systemrelevant“ sei.
Frankfurt/ag. Ein Interview des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble sorgt für einen Disput. Der CDU-Politiker hat erklärt, dass die Inselrepublik nicht „systemrelevant“ sei und eine Pleite des Landes keine Gefahr für das Überleben der Eurozone darstelle. Dem widersprach der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, vehement. So etwas höre er allerorts von Juristen, konterte der Italiener. Die Frage, ob Zypern systemrelevant sei oder nicht, sei aber keine, die Juristen beantworten können. Das ist Sache von Ökonomen, meinte Draghi mit einem Seitenhieb auf den Juristen Schäuble. Unterstützung erhielt der EZB-Chef von EU-Währungskommissar Olli Rehn und vom Chef des Europäischen Rettungsschirms ESM, Klaus Regling.
Die drei hielten Schäuble entgegen, dass die beiden größten Banken Zyperns ein ausgedehntes Filialnetz in Griechenland unterhielten. Wären dort die Einlagen nicht mehr sicher, hätte das verheerende Folgen. Griechenland würde dann ein ernsthafter Rückfall drohen. Alle Zeichen stünden seit Wochen auf Besserung. Diese Erholung könne sich wieder umkehren, würde Zypern der Geldhahn zugedreht, meint Draghi.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2013)