Zypern-Hilfe: "Es gibt keine neue deutsche Haltung"

Wolfgang Schauble
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Einem Bericht zufolge gibt die deutsche Regierung ihren Widerstand gegen Euro-Hilfsmilliarden für Zypern auf. Ein Sprecher dementierte das nun.

Die deutsche Regierung gibt einem Zeitungsbericht zufolge ihren Widerstand gegen das geplante EU-Hilfspaket für Zypern auf. Zwar habe vor allem Finanzminister Wolfgang Schäuble weiter große Vorbehalte, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf Regierungskreise. Der Druck der anderen Euroländer, der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank sei aber so groß, dass man eine Rettungsaktion am Ende wohl werde mittragen müssen. Das Paket könnte allerdings geringer ausfallen als bisher befürchtet, hieß es in dem Bericht.

Berlin hat die Gerüchte als "sehr irreführend" zurückgewiesen. "Es gibt keine neue deutsche Haltung", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Bisher sei noch keine Entscheidung getroffen. Es müssten noch Fragen beantwortet werden. Für Zypern seien die gleichen Prinzipien wie bei anderen Ländern zu beachten. Hilfen sei gerechtfertigt, wenn die Stabilität der Eurozone als Ganzes gefährdet sei.

>>> Karte: Die Kreditwürdigkeit der EU-Länder

Die Regierung in Nikosia hatte im Sommer 2012 um finanzielle Hilfe gebeten. Bisher rechneten die Euro-Partner mit 17,5 Milliarden Euro. Mit dem Geld will der Mittelmeerstaat vor allem marode Banken stabilisieren. In einigen Euro-Staaten - vor allem in Deutschland - gibt es Vorbehalte gegen Hilfen, da Zypern die Banken mit Niedrigsteuersätzen ins Land gelockt hat und im Verdacht steht, halbherzig gegen Geldwäscheaktivitäten vor allem russischer Kontobesitzer vorzugehen.

Juncker: "Die Zeit drängt"

Jean-Claude Juncker warnte unterdessen erneut davor, "das Problem Zypern" zu "unterschätzen". "Die Zeit drängt. Wenn wir den Problemfall Zypern nicht entschlossen lösen, geht selbst von dieser sehr kleinen Volkswirtschaft eine Ansteckungsgefahr aus", sagte der kürzlich abgetretene Eurogruppen-Chef in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung". Juncker übte auch Kritik am britischen Premierminister David Cameron, der eine Reform der EU als Voraussetzung für den Verbleib Großbritanniens in der Union sieht. "Camerons Manöver enthält großes Erpressungspotenzial", so Juncker.

(APA/Reuters)

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