Sinn: "Keinerlei Anzeichen einer Besserung in Athen"

Hans-Werner Sinn
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Der ifo-Chef stellt den Griechen und Portugiesen ein schlechtes Zeugnis aus: Entgegen der Marktmeinung seien sie kaum wettbewerbsfähiger geworden.

Trotz aller Mühen um Einsparungen und Reformen haben die Krisenländer Griechenland und Portugal kaum Fortschritt beim Umbau ihrer Wirtschaft gemacht. Zu diesem ernüchternden Urteil kommt die europäische Forschergruppe EEAG, zu der unter anderem das deutsche ifo-Institut gehört. Vor allem Griechenland habe sehr wenig getan, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. "Es gibt keinerlei Anzeichen einer Besserung trotz der zuletzt positiveren Einschätzung der Finanzmärkte", sagte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Von 2007 bis 2011 konnten Griechenland und Portugal der Studie zufolge das Defizit in der Leistungsbilanz um ein paar Prozentpunkte reduzieren. Allerdings habe dies fast nur am Einbruch der Einfuhren gelegen und nicht an einem Zuwachs von Ausfuhren, der Wirtschaftswachstum bringen würde.

Preise legten in Portugal zu

Wettbewerbsfähiger können die Krisenländer den Volkswirten zufolge nur werden, wenn sie intern abwerten - also Preise und Löhne senken. Gegenüber Deutschland als Messlatte gingen die Preise in Griechenland in den vergangenen fünf Jahren aber nur minimal zurück, während sie in Portugal sogar noch leicht zulegten. Die Lohnstückkosten gingen in Griechenland von 2007 bis 2011 zwar bei der Güterproduktion um sieben Prozent zurück, im Dienstleistungssektor stiegen sie aber sogar um elf Prozent.

>>> KARTE: Lohnentwicklung in der Eurozone

Bei ihrer Konjunkturprognose erwartet die Forschergruppe EEAG für die Eurozone so wie auch andere Institutionen ein weiteres Jahr der Rezession, auch wenn das Bruttoinlandsprodukt nur leicht um 0,1 Prozent schrumpfen soll. Sieben Staaten haben demnach noch eine Durststrecke vor sich. Griechenland wird mit voraussichtlich fünf Prozent Einbruch am härtesten getroffen. Auch die anderen Krisenherde Spanien, Italien, Portugal, Slowenien und Zypern sollen einen BIP-Rückgang vor sich haben. Von den überwiegend stabilen Nordländern werden die Niederlande das zweite Jahr infolge in einer Rezession stecken.

(APA/Reuters)

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