Zypern: 40 Prozent der russischen Einlagen Schwarzgeld

Aktenkoffer voll mit Euroscheinen
Aktenkoffer voll mit Euroscheinen BilderBox
  • Drucken

Der Deutsche Auslandsgeheimdienst hat "systematische Faktoren" ermittelt und kam auf rund 26 Mrd. Dollar Schwarzgelder auf zypriotischen Konten.

Der Chef des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND), Gerhard Schindler, hat in einer vertraulichen Sitzung des Wirtschaftsausschusses des Bundestags auf die hohen Schwarzgeldsummen aus Russland bei zypriotischen Banken hingewiesen. Laut dem Protokoll der Sitzung, das in einem ersten Entwurf dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe) vorliegt, hat der BND nicht an Einzelfällen gearbeitet, sondern "systematische Faktoren" über in Zypern angelegtes russischen Geld aus Geldwäsche und Schwarzgeld zusammengestellt. Diese Faktoren, so Schindler vor den Bundestagsabgeordneten, "geben uns zu denken".

So seien etwas 40 Prozent der Nettogeldabflüsse aus Russland Schwarzgeld oder "aus Geldwäsche entstanden", schreibt das "Handelsblatt" vorab. Insgesamt seien aus Russland 2012 rund 40 Milliarden Dollar abgeflossen, davon ein großer Teil nach Zypern. Nach Informationen des BND liegen 26 Milliarden Dollar auf zypriotischen Banken. Dieser Betrag "ist höher als das Bruttosozialprodukt von Zypern insgesamt".

Dies sei zwar, so der BND-Chef, nicht alles Schwarzgeld, aber ein bestimmter Prozentsatz davon "muss dem Schwarzgeld zuzurechnen sein". Bei den allgemeinen Anteilen von Schwarzgeld an russischen Abflüssen dürften demnach, sagte ein Abgeordneter des Ausschusses zum "Handelsblatt", "wohl rund 40 Prozent" der russischen Einlagen auf Zypern Schwarzgeld sein.

13,6 Mrd. Dollar flossen nach Russland zurück

Wie der BND-Chef gegenüber dem Ausschuss feststellte, hätten die russischen Behörden selbst "ein Interesse an dieses Geld heranzukommen".

Zugleich wies Schindler dem Ausschuss-Protokoll zufolge auf die Rückflüsse von Geld aus Zypern nach Russland hin. Nach Erkenntnissen des BND seien 2011 13,6 Milliarden Dollar "aus Zypern nach Russland" zurückgeflossen. Damit sei Zypern weltweit "der größte Geldinvestor in Russland". Das werde wohl, so Schindler, "seine Gründe" haben. Er wies auf die einfachen Möglichkeiten hin, um als großer ausländischer Geldgeber die zypriotische Staatsangehörigkeit zu erwerben.

Dies könne man dort mit einem "Vermögen von 10 Millionen Dollar oder einem Immobilienbesitz von 1 Million Dollar". Das Fazit des Chefs des deutschen Auslandsgeheimdienstes: "Für russische Oligarchen ist Zypern also ein interessanter Standort".

(APA)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.