Russland empört: "Diebstahl in Zypern geht weiter"

Der russische Präsident Wladimir Putin (rechts) und der russiche Premierminister Dmitrij Medwedjew
Der russische Präsident Wladimir Putin (rechts) und der russiche Premierminister Dmitrij Medwedjew(c) EPA (DMITRY ASTAKHOV)
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Vor allem russische Anleger zählen zu den Verlierern des Rettungsplans Zyperns. Auf zyprischen Banken lagern russische Guthaben von rund 24 Milliarden Euro.

Der russische Ministerpräsident Dmitrij Medwedjew hat mit Empörung auf den Rettungsplan für Zypern reagiert, der mit massiven Verlusten für ausländische Anleger auf der Mittelmeerinsel verbunden ist. "Meiner Meinung nach geht der Diebstahl von dem, was bereits gestohlen wurde, weiter", sagte Medwedew am Montag vor Regierungsvertretern in Moskau.

Das überschuldete Euroland Zypern war in einer dramatischen Nachtsitzung der Euro-Finanzminister vor einer Staatspleite bewahrt worden. Zur Rettung Zyperns werden Gläubiger und Kunden der beiden größten Banken des Landes, der Bank of Cyprus und der Laiki Bank, viel Geld verlieren - die genaue Summe ist noch unklar (mehr dazu...). Sparer mit Einlagen von bis zu 100.000 Euro werden aber nicht zur Sanierung des Landes und seiner Kreditinstitute beitragen. Ein Großteil der betuchten Bankkunden der Insel sind Russen. Verhandlungen mit Russland über eine Rettung Zyperns waren zuvor ohne Ergebnis geblieben.

Russische Guthaben im Wert von 24 Mrd. Euro

Medwedjew will aber auch abwarten. "Wir müssen herausfinden, was diese Geschichte auf die Dauer bringt", sagte er am Montag nach Berichten russischer Nachrichtenagenturen. Es müsse "untersucht" werden, was die Beschlüsse für "Auswirkungen auf das internationale Finanzsystem" hätten.

Auf zyprischen Banken lagern nach den jüngsten Berechnungen der Ratingagentur Moody's russische Guthaben mit einem Nominalwert von rund 24 Milliarden Euro. Bei der marktführenden Bank of Cyprus, die den größten Teil der russischen Guthaben verwaltet, soll auf Bankguthaben von mehr als 100.000 Euro nach den Beschlüssen der Regierung in Nikosia eine Zwangsabgabe von rund 30 Prozent erhoben werden.

Guthaben über 100.000 Euro werden eingefroren

In der vergangenen Woche hatte es noch einen Plan gegeben, in dem die Zwangsabgabe auf knapp zehn Prozent angesetzt war. Verhandlungen der zyprischen Regierung in Moskau über eine direkte Beteiligung Russlands an einem Rettungsplan waren gescheitert.

Laut der Einigung mit den Geldgebern Zyperns wird Laiki, die zweitgrößte Bank des Landes, zerschlagen. Faule Papiere werden in einer Bad Bank angesiedelt, die anderen Guthaben sollen an die Bank of Cyprus überführt werden. Die Guthaben über 100.000 Euro bei der Bank of Cyprus, bei der besonders viele ausländische Kunden - etwa aus Russland - Geld lagern, werden zunächst eingefroren, um die Erhebung der Zwangsabgabe zu gewährleisten.

Russen wollen aber auch helfen

Indes will Russland nun aber doch einen Beitrag zur Rettung des EU-Krisenstaates Zypern leisten. Kremlchef Wladimir Putin habe die Regierung angewiesen, die Bemühungen der Eurogruppe zu unterstützen. Das sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow am Montag nach Angaben der Agentur Interfax. "Präsident Putin hält es für möglich, die Anstrengungen des zypriotischen Präsidenten und auch der EU-Kommission zu unterstützen", sagte Peskow. Ziel müsse sein, die Krise in der Wirtschaft und im Bankensystem des Inselstaates zu überwinden.

Dabei geht es um die "Umstrukturierung" des 2011 ausgezahlten Kredits von 2,5 Milliarden Euro. Zypern hatte beantragt, die Rückzahlung von viereinhalb auf fünf Jahre zu strecken sowie den Zinssatz von 4,5 Prozent zu senken. In der vergangenen Woche hatte Russland eigene Hilfen von einer vorherigen Einigung auf eine Rettung innerhalb der EU abhängig gemacht.

(APA/Reuters)

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