Krankmacher Eurokrise: EU leugnet Sparpolitik-Folgen

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Krankmacher Eurokrise leugnet SparpolitikFolgen(c) EPA (SIMELA PANTZARTZI)
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In Europa können sich immer weniger Menschen einen Arztbesuch leisten, zeigt eine Studie. Die EU ignoriere das Problem, lautet der Vorwurf.

Gesundheitsexperten haben den Politikern in Europa vorgeworfen, die Folgen der jüngsten Sparprogramme auf die Gesundheit ihrer Bürger zu leugnen. Die tiefen Haushaltseinschnitte und steigende Arbeitslosigkeit führten unter anderem zu fallenden Einkommen, weswegen weniger Menschen zum Arzt gingen oder sich Medikamente kauften, hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie in der medizinischen Fachzeitschrift "The Lancet". Als Folge davon habe sich seit 2007 der langfristige Rückgang bei Selbstmorden umgekehrt.

Besonders in Griechenland sei es zu besorgniserregenden Ausbrüchen von Krankheiten wie Aids und sogar Malaria gekommen. Die gestiegene Zahl an HIV-Neuinfektionen unter Drogenabhängigen ist eine direkte Folge des Stopps des staatlichen Programms, das Drogenkonsumenten mit sterilen Injektionsnadeln versorgt. Die griechischen Krankenhäuser kämpfen laut Studie darum, die medizinischen Mindeststandards zu halten. Die Zahl der Selbsttötungen war 2011 laut Regierungsangaben im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent gestiegen.

Gesundheitsvorbild Island

Es gebe ganz klar das Problem, dass die Folgen der Sparprogramme für die Gesundheit geleugnet würden, erklärte der Leiter der Untersuchung Martin McKee von der European Observatory on Health Systems and Policies. "Die Europäische Kommission ist per Abkommen dazu verpflichtet, die Auswirkungen ihrer Politik auf die Gesundheit zu prüfen", sagte er. Bisher sei dies bei den Sparprogrammen jedoch nicht geschehen. McKee verglich das Verhalten der Kommission und der einzelnen EU-Staaten mit Verschleierungstaktiken der Tabak-Industrie.

In der Studie wird das Vorgehen Islands als Alternative bezeichnet. Dort hätten die Bürger in einem Referendum harte Einschnitte abgelehnt. Es sei weiter in staatliche Dienste investiert worden. Entsprechend hätten in der Studie keine negativen Folgen der Krise für die Gesundheit nachgewiesen werden können.

Die Studie wurde unter anderem vom Europäischen Observatorium für Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik, einem Partner der Weltgesundheitsorganisation, erstellt.

(APA/Reuters)

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