Zyperns Bankdirektoren müssen gehen

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Die Vorstände von Laiki Bank und Bank of Cyprus wurden auf Geheiß von Regierung und Troika entlassen. Unklar war bis zuletzt, wann die Zyprioten wieder an ihr Geld kommen – und zu welchen Bedingungen.

Brüssel. Öffnen die Banken heute, oder öffnen sie nicht? Diese Frage stellten sich am Mittwoch vermutlich alle Zyprioten, die seit gut eineinhalb Wochen darauf angewiesen sind, ihr Erspartes Banknote für Banknote aus den Geldautomaten des Landes zu ziehen. Seit in der Nacht auf Montag die finanzielle Rettung der Mittelmeerinsel beschlossen wurde, wird in der Zentralbank in Nikosia die Wiederaufnahme der Bankgeschäfte vorbereitet. Die größte Herausforderung dabei ist, zu verhindern, dass Kleinsparer und Großkunden versuchen, ihr Geld in Sicherheit zu bringen und die Banken aufgrund des Ansturms kollabieren.

Am Freitag hatte das Parlament Zyperns Notenbank ermächtigt, Kapitalverkehrskontrollen einzuführen. Die Behörde kann dabei aus einem umfangreichen Maßnahmenkatalog wählen, der unter anderem die zwangsweise Umwandlung aller zypriotischen Girokonten in Termineinlagen umfasst. Im Vorfeld wurden etwa ein Limit von 5000 Euro pro Person und Bank bei Überweisungen sowie maximal 3000 Euro Bargeld pro Auslandsreise kolportiert. Derzeit sind Behebungen an den Bankomaten mit 100 Euro pro Tag limitiert.

Aus EU-Kreisen in Nikosia hieß es am Nachmittag, es sei „sehr unwahrscheinlich“, dass die zwei größten Banken des Landes, Bank of Cyprus und Laiki Bank, am Donnerstag tatsächlich öffnen würden – beide Institute sind nämlich von dem Rettungspaket unmittelbar betroffen. Die überschuldete Laiki wird abgewickelt: Während alle Konten unter 100.000 zur Bank of Cyprus wandern, werden alle Guthaben darüber zur Tilgung der Verbindlichkeiten herangezogen. Auch die Großkunden der Bank of Cyprus müssen ihren Beitrag leisten – wie groß er ausfallen wird, ist noch nicht gewiss, im Gespräch ist ein „Haircut“ von 40 Prozent der Guthaben.

Köpferollen in den Vorständen

In den Chefetagen der beiden Institute ist das große Köpferollen bereits voll im Gang. Wie es gestern aus der Notenbank hieß, hätten Zyperns Regierung und die internationale Troika-Hilfstruppe (EU, Internationaler Währungsfonds und Europäische Zentralbank) beschlossen, die Vorstände von Laiki und Bank of Cyprus zu entlassen. Dementiert wurde hingegen der Abgang von Notenbankchef Panikos Demetriades.

Trotz der Tatsache, dass die Retter Zypern zehn Milliarden Euro zugesagt haben, dürfte das Hickhack im Vorfeld negative Folgen für die Kreditfähigkeit der Insel haben. So stellte die Ratingagentur Fitch Zypern eine Herabstufung des Kreditratings von der derzeitigen Note B in Aussicht. Dafür sei vor allem das gescheiterte zypriotische Bankensystem verantwortlich.

Die Nachwehen der Zypern-Krise sind aber nicht nur auf den Kreditmärkten spürbar – die Rettung in letzter Sekunde hat auch innerhalb der europäischen Gemeinschaft tiefe Gräben aufgerissen. In Deutschland herrschte am Mittwoch Verärgerung darüber, dass die harschen Bedingungen des Rettungspakets ausschließlich Berlin angelastet werden. Die Euro-Gruppe hätte die Entscheidung gemeinschaftlich getroffen, betonte Regierungssprecher Steffen Seibert. Und Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger forderte die Spitzen der Union auf, Deutschland vor ungerechtfertigten Angriffen in Schutz zu nehmen.

Auch in Luxemburg rückten die Regierungssprecher aus. Grund dafür waren jüngste Vergleiche mit Zypern, was den Umfang der Bankeinlagen im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung anbelangt. Der EU-Schnitt beträgt rund 300 Prozent des BIPs, in Zypern waren es zuletzt rund 700 Prozent, und auch Luxemburgs Finanzsektor ist überdurchschnittlich groß. Die Branche werde „effizient“ kontrolliert und sei „ein wichtiger Zutrittspunkt“ für internationale Investoren, ließ Luxemburgs Regierung wissen.

EU-Budget als britische Nebenfront

Eine Nebenfront eröffnete indes die britische Regierung, indem sie gestern einen direkten Vergleich zwischen der Zypern-Hilfe und dem Haushalt der EU zog. Der Grund: Am Mittwoch beantragte die EU-Kommission einen Nachtragshaushalt von 11,2 Mrd. Euro für das laufende Jahr. Das Geld werde benötigt, um noch offene Rechnungen aus dem Vorjahr zu bezahlen und Verpflichtungen aus der EU-Kohäsionspolitik für 2013 zu erfüllen, hieß es gestern. Finanzstaatssekretär Greg Clark will die Begründung nicht gelten lassen: Es sei „inakzeptabel“, dass die Kommission mehr Geld haben will als das Rettungspaket für Zypern ausmacht. Über den Entwurf müssen die EU-Mitglieder und das Europaparlament befinden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2013)


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