Die Europartner hätten die Mittelmeer-Insel unfair behandelt, kritisiert der zurückgetretene Michael Sarris. Der Haircut sei nicht klug gewesen.
Der gerade aus dem Amt geschiedene zypriotische Finanzminister Michael Sarris hat die Geldgeber trotz der zehn Milliarden Euro umfassenden Hilfen für sein Land scharf kritisiert. Die Euro-Partner hätten die Mittelmeer-Insel unfair behandelt, erklärte Sarris im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Eine Korrektur ohne die gewaltigen negativen Auswirkungen auf die zypriotische Wirtschaft wäre möglich gewesen.
Es wird erwartet, dass die Wirtschaft allein dieses Jahr um satte acht Prozent und nächstes Jahr um weitere drei Prozent schrumpft. Frühestens 2015 wird wieder mit einem kleinen Wachstum gerechnet. Gleichzeitig räumte er hausgemachte Probleme ein. "Es gab exzessives Wachstum bei den Bank-Krediten und den Ausgaben der Regierung."
Sarris war am Dienstag nach nur fünf Wochen im Amt zurückgetreten. Er hatte zusammen mit Präsident Nikos Anastasiades das Rettungspaket mit der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ausgehandelt, das im Gegenzug für die zehn Mrd. Euro eine radikale Schrumpfkur des Finanzsektors vorsieht. Die zweitgrößte Bank des Landes, die Laiki, wird geschlossen. Reiche Kunden der Bank of Cyprus, des größten Instituts des Landes, werden zudem als Beitrag zur Sanierung teilweise enteignet. Sarris hatte sich über Tage vergeblich um neue Hilfen aus Moskau bemüht. Viele Russen haben ihr Vermögen in Zypern angelegt.
Rolle von Sarris als Bank-Chef wird überprüft
Spätestens seit dem Schuldenschnitt für Griechenland waren die zypriotischen Banken marode. Die dort stark engagierten Geldhäuser haben zusammen rund 4,5 Milliarden Euro verloren, während andere Großbanken zuvor ihre Hellas-Bestände reduzierten. Sarris sagte, der sogenannte Haircut, der zu schmerzhaften Abschreibungen führte, sei nicht klug gewesen.
Unterdessen wurden in Zypern mehrere Ex-Richter des höchsten Gerichts mit einer Sonderprüfung beauftragt. Sie sollen klären, wie es zu der Krise des Landes kommen konnte und wer für die Fehler verantwortlich ist - politisch sowie zivil- und strafrechtlich. Sarris sagte, die Öffentlichkeit solle einen Überblick bekommen, was besser hätte laufen können und getan hätte werden können, um die Krise zu vermeiden. Sarris stand vergangenes Jahr kurz der Laiki-Bank vor, die nun abgewickelt wird. Seine Rolle wird deswegen genau unter die Lupe genommen. Er wird in der Untersuchung viele Fragen beantworten müssen.
In Zypern wird zudem seit Tagen über auffällige Abbuchungen vor der Rettung des Landes diskutiert. Anastasiades betonte, er will im Rahmen der Überprüfungen nicht immun sein. Es geht dabei unter anderem um zwei verdächtige Überweisungen einer Firma, deren Eigentümer mit dem Präsidenten verwandt sind, von jeweils gut zehn Mio. Euro Anfang März. Von den beteiligten Instituten wollte sich niemand zu dem Fall äußern. Die Firma betonte zuletzt, dass die Transaktionen nicht anstößig gewesen seien. Sie seien vorgesehen, um Immobiliengeschäfte abzuwickeln.
(APA/Reuters)