Sloweniens hausgemachte Probleme

Sloweniens hausgemachte Probleme
Sloweniens hausgemachte Probleme(c) REUTERS (SRDJAN ZIVULOVIC)
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Slowenische Banken leiden unter faulen Krediten. Die OECD empfiehlt ihre Entstaatlichung, sowie die Beteiligung der Investoren an den Kosten der Rettung.

Brüssel. Nachdem der Staatsbankrott Zyperns abgewendet worden war, dachten viele, die nächste Episode des Schuldendramas werde sich in Slowenien abspielen. Stattdessen steht nun Portugal im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit – doch die Probleme Sloweniens sind damit keineswegs vom Tisch, wie ein am Dienstag veröffentlichter Bericht der OECD darlegt.

Ähnlich wie Zypern laboriert Slowenien an einer Bankenkrise – damit hören sich aber die Gemeinsamkeiten auf, denn erstens ist der slowenische Bankensektor nicht überdimensioniert, und zweitens entsprechen die Slowenen eher dem Klischeebild des frugalen Nordländers: Die Verschuldung der Haushalte zählt mit 50Prozent des verfügbaren Jahreseinkommens (Stand 2011) zu den niedrigsten im OECD-Raum. Zum Vergleich: In Österreich waren es im selben Zeitraum etwa 80Prozent.

Nichtsdestoweniger sind Sloweniens Probleme hausgemacht. Denn die Firmen des Landes haben in den vergangenen Jahren das niedrige Zinsniveau ausgenutzt und sich in einen kreditfinanzierten Kauf- und Expansionsrausch gestürzt. Nach Berechnungen der OECD ist mittlerweile jeder vierte an ein Nicht-Finanzunternehmen vergebene Kredit als faul einzustufen. Das bedeutet, dass die Banken einen Teil ihrer Forderungen eigentlich abschreiben müssten. Dass sie es bisher nicht getan haben, hängt damit zusammen, dass ihre Kapitaldecken dafür zu dünn sind – täten sie es, wären sie pleite.

Ljubljana geht davon aus, dass die Banken mit einer Milliarde Euro (das sind drei Prozent des BIPs) rekapitalisiert werden müssen – eine Schätzung, die laut OECD zu optimistisch sein könnte. Gemäß der Ratingagentur Fitch, die am Montag die zwei größten Institute des Landes, NLB und NKBM, auf Ramschniveau herabgestuft hatte, liegt der Kapitalbedarf 2013 bei zwei Mrd. Euro – ein hoher Betrag für ein Land, das seit zwei Jahren in der Rezession steckt. Für heuer prognostiziert die OECD ein BIP-Minus von 2,1Prozent.

Politische Vergabekriterien

Apropos NLB und NKBM: Beide Banken befinden sich im Staatsbesitz – was nach Ansicht der OECD für die Probleme mitverantwortlich ist, denn zumindest ein Teil ihrer Kredite dürfte nicht nach ökonomischen, sondern nach politischen Kriterien vergeben worden sein. Deswegen rät die Organisation zum Rückzug des Staates aus dem Finanzsektor. Weiters empfohlen wird eine gründliche Durchleuchtung der Banken (die letzte Untersuchung wird von der slowenischen Notenbank unter Verschluss gehalten), die Gründung einer Bad Bank, die faule Kredite auffangen soll – sowie die Beteiligung der Investoren und Gläubiger an den Kosten der Rettung. Zumindest Letzteres dürfte seit Zypern für weniger Kontroversen sorgen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2013)


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