Die Notenbank Zyperns weiß nichts von angeblich geplanten Goldverkäufen für die Rettung des Inselstaats. Zur Zypern-Rettung müsse das Land selbst um sechs Milliarden Euro mehr beitragen, als bisher angenommen.
Wien/Jil. Volle Kraft zurück: Nachdem am Mittwochabend ein Bericht über Goldverkaufspläne Zyperns für Aufsehen sorgte, dementierte die zyprische Notenbank diesen am Donnerstag umgehend. „Eine Entscheidung über etwaige Goldverkäufe müsste die Führung der Zentralbank Zyperns tätigen. Dieses Thema wurde aber bisher nicht besprochen. Es gibt derzeit viele Gerüchte – das ist eines davon“, sagte eine Sprecherin der Notenbank dem US-Finanzsender CNBC.
Laut einem vorläufigen Dokument der EU-Kommission zur Zypern-Rettung müsse das Land selbst um sechs Mrd. Euro mehr beitragen, als bisher angenommen. 600 Mio. sollen aus zusätzlichen Steuereinnahmen kommen – und 400 Mio. Euro aus dem Verkauf eines Teils der Goldreserven.
Verkauf rechtlich möglich
Zum aktuellen Marktpreis müsste Zypern aber rund zehn seiner insgesamt 14 Tonnen Gold verkaufen. Der Anteil des Goldes an den Währungsreserven (derzeit rund 60 Prozent) würde stark sinken – und könnte nur durch einen massiven Anstieg des Goldpreises wettgemacht werden.
Theoretisch wäre der Verkauf aber möglich und rechtens. Das Gold der Notenbank Zyperns gehört zum Eurosystem, ein Verkauf von zehn Tonnen würde aber weit unterhalb der vereinbarten Höchstgrenze von 400 Tonnen jährlich liegen. Die Zentralbanken des Eurosystems haben sich schon 1999 darauf geeinigt, ihre Goldverkäufe zu drosseln. Abnehmer gäbe es jedenfalls genug: Die aufstrebenden asiatischen Länder (allen voran China) haben in den vergangenen Jahren großes Interesse an Goldkäufen gezeigt, um ihre Reserven zu diversifizieren.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2013)