Präsident Jim Yong Kim bietet technische Unterstützung bei Wirtschaftsreformen an. Geld darf sich allerdings keines der kriselnden Euroländer erwarten.
Washington/Go. Der Präsident der Weltbank hält die Eurozone für stabil genug, um die Zypern-Krise allein zu meistern, erklärt sich aber bereit, der zypriotischen Regierung bei Reformen der Wirtschaftsstruktur zu helfen.
„Wenn Zypern mit der Weltbank arbeiten wollen sollte: Wir haben schon mit vielen Ländern kooperiert, die in Schwierigkeiten waren“, sagte Weltbank-Präsident Jim Yong Kim am Freitag im Gespräch mit Journalisten. Derzeit berät die Bank Griechenland bei Wirtschaftsreformen, die das Geschäftsklima verbessern und Investitionen erleichtern sollen.
Geld darf sich allerdings keines der kriselnden Euroländer erwarten: Die International Bank for Reconstruction and Development (IBRD), der wichtigste Zweig der Weltbankgruppe, vergibt Kredite und sonstige Finanzhilfen nur an arme Länder. Alle Eurostaaten fallen jedoch in die Klasse der Staaten mit hohem Einkommensniveau.
Armut bis 2030 beseitigen
Präsident Kim, der sein Amt im Juli 2012 angetreten hat, betonte zudem sein wichtigstes Anliegen für die Frühjahrstagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds, die kommende Woche in Washington stattfinden wird. „Wir wollen die Welt dazu antreiben, die Armut bis zum Jahr 2030 zu beseitigen. Wir haben die historische Chance, das binnen einer Generation zu schaffen.“
Dafür sei es allerdings notwendig, dass die Wirtschaft in den ärmsten Ländern stärker wächst als im Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre, fügte der frühere Rektor des Dartmouth-College in New Hampshire hinzu; der in Südkorea geborene Kim war damals der erste asiatische Amerikaner an der Spitze einer Ivy-League-Universität.
Die Frage nach einer Kapitalerhöhung für die Bank wollte Kim nicht beantworten; das ist eines der heikelsten Themen der Frühjahrstagung. „Eines ist sicher: Es ist unmöglich, dass die Weltbank allein die Weltarmut beendet.“ In den vergangenen 25 Jahren sei die Armutsrate von 42 auf 21 Prozent gefallen. Wolle man sie bis 2030 auf das Ziel von unter drei Prozent drücken, seien enorme Anstrengungen der Entwicklungsländer selber notwendig.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2013)