Stattdessen plädiert der Ökonom für einen Marshall-Plan für die Griechen nach deren Ausstieg. Das sei besser als das Geld kollektiv zu verteilen.
Der Ökonom Werner Sinn hält einen freiwilligen Austritt Griechenlands aus der Eurozone für angezeigt. Deutschland solle den Euro nicht selbst verlassen, weil der ein "zentrales europäisches Integrationsprojekt" sei, sagte der Chef des Münchener Ifo-Instituts der Zeitung "Die Welt". "Aber wenn ein Land mit dem Euro nicht zurechtkommt, weil es nicht mehr wettbewerbsfähig ist, sollte es besser selbst austreten."
Laut Sinn ist auch ein Strategiewechsel Berlins notwendig: "Deutschland sollte aufhören, solche Länder künstlich mit immer mehr öffentlichen Krediten, die nie zurückgezahlt werden, im Euro zu halten." Stattdessen plädiert er für ein Szenario, das dem Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg ähnelt. "Ich bin für einen Marshall-Plan für Griechenland nach dem Austritt, den wir gegebenenfalls auch im Alleingang stemmen."
Horrorszenarien sind übertrieben
Das sei "besser und billiger, als alles Geld durch kollektive Rettungsinstitutionen wie die EZB verteilen zu lassen, bei denen wir kaum etwas zu sagen haben, am meisten zahlen und dann dennoch den Schwarzen Peter bekommen", sagte Sinn. Auch für die betroffenen Länder wäre das viel besser. "Griechenland wäre inzwischen schon lange über den Berg, wäre es im Frühjahr 2010 in Konkurs gegangen und ausgetreten. Es wäre von seiner Schuldenlast weitgehend befreit worden und hätte mit einer abgewerteten Drachme seine Wettbewerbsfähigkeit wieder erreicht."
Warnungen vor einem kompletten Zerfall der Eurozone nach dem Austritt einzelner Mitglieder sind für Sinn zu weitgehend: "Die Horrorszenarien, die für einen Austritt gemalt werden, sind allesamt übertrieben", sagte er. Selbst Deutschland könne seiner Meinung nach gut ohne den Euro zurechtkommen, ohne dass dies der nationalen Exportindustrie dauerhaft schaden würde.
(APA/AFP)