Zypern: Problem der Geldwäsche größer als befürchtet

Workmen dismantle a sign of the Cyprus Popular Bank at its headquarters in the Cypriot capital Nicosia
Workmen dismantle a sign of the Cyprus Popular Bank at its headquarters in the Cypriot capital NicosiaReuters
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Die Lage werde eher schlechter als besser, sagen die Prüfer. Obwohl oft verdächtige Summen nicht denBehörden gemeldet werden, bewilligt der IWF die erste Tranche der Hilfsgelder.

Geldwäsche bleibt einer Studie zufolge ein großes Problem in Zypern. Wie aus einem Bericht vom Expertenausschusses Moneyval des Europarates und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte hervorgeht, können die Banken der gerade erst von den Euro-Partnern und dem IWF geretteten Mittelmeer-Insel bisher keine Erfolge bei der Bekämpfung von Geldwäsche vorweisen. Im Gegenteil: Das Bankensystem ist sogar noch anfälliger als zuvor befürchtet. Die Schutzmaßnahmen und Kontrollen der Institute seien in einigen Fällen mangelhaft gewesen, hieß es in dem Bericht.

Dieser datiert vom 10. Mai. Die Experten hätten Zypern vom 19. bis 31. März besucht. Moneyval habe danach seine zuvor günstigere Einschätzung "deutlich revidiert". Zuletzt hatte sich der Ausschuss Zypern Ende 2011 angesehen. Die dortigen Banken wüssten manchmal nicht einmal, wer ihre Kunden tatsächlich seien. Außerdem hätten sie eine beträchtliche Zahl von verdächtigen Transaktionen nicht an die Behörden gemeldet.

Finanzbranche soll umgebaut werden

Zypern hat gerade von seinen Partnern aus der Euro-Zone und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) Hilfe in Höhe von zehn Mrd. Euro zugesichert bekommen. Immer wieder wurde dem Land vorgeworfen, zu lasch gegen Geldwäsche vorzugehen. Teil des Rettungspakets ist daher auch ein Umbau der zyprischen Finanzbranche. Die zweitgrößte Bank des Landes wird abgewickelt, reiche Bank-Kunden werden mit in die Pflicht genommen und verlieren im Zuge der Sanierung einen Teil ihres Vermögens.

Der IWF gab nun Finanzhilfen über eine Mrd. Euro frei. Die restlichen neun Mrd. Euro kommen aus dem Euro-Rettungsfonds ESM. IWF-Chefin Christine Lagarde sprach von "substanziellen Risiken", weil die zypriotische Wirtschaft in den nächsten beiden Jahren deutlich schrumpfen dürfte. Die vereinbarten Punkte müssten schnell und im vollen Umfang umgesetzt werden. Das sei entscheidend, damit die Hilfen auch Wirkung zeigen könnten. Trotzdem fließen sofort rund 86 Mio. Euro vom IWF aus Washington nach Nikosia.

Mit den Geldern soll der überdimensionierte Finanzsektor zurechtgestutzt werden, der das Land in Schieflage gebracht hat. Die zyprischen Banken haben sich in Griechenland die Finger verbrannt und beim Schuldenschnitt für Hellas viel Geld verloren. Besserung für die zyprische Wirtschaft ist allerdings erst 2015 in Sicht. Dieses Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt um satte neun Prozent und 2014 noch einmal um vier Prozent einbrechen.

(APA/Reuters)

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