Banken zittern vor EZB-Stresstest

File photo of tram runing past the euro sign landmark outside the headquarters of the European Central Bank in Frankfurt
File photo of tram runing past the euro sign landmark outside the headquarters of the European Central Bank in FrankfurtREUTERS
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Als Vorbereitung für den EZB-Stresstest werden in Europa die Bilanzierungsregeln für Banken vereinheitlicht. Derzeit gibt es bei der Verbuchung von Problemkrediten Unterschiede.

Wien. Vor mehr als fünf Jahren erreichte die Finanz- und Wirtschaftskrise mit dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers ihren Höhepunkt: Doch erst am gestrigen Montag hat die EU-Finanzaufsicht einheitliche Bilanzierungsregeln für die Banken vorgelegt. Derzeit gibt es in diesem Bereich relevante Unterschiede – vor allem, was den Umgang mit Problemkrediten betrifft. Finanzinstitute müssen für Kredite in ihrer Bilanz Kapital hinterlegen. Die Höhe hängt von der Ausfallswahrscheinlichkeit der Darlehen ab.

Je nachdem, ob eine Bank in Deutschland, Frankreich, Italien oder Griechenland ihren Sitz hat, kann es bei der Berechnung der Kapitalquoten zu deutlichen Unterschieden kommen. Dies war auch der Grund, warum die nationalen Aufseher in der Vergangenheit bei der Überprüfung der Bilanzen teilweise versagt haben. Einmal wurde irischen Banken ein gutes Zeugnis ausgestellt. Kurz danach wurde bekannt, dass diese trotzdem Staatshilfe brauchen. Mit der europäischen Bankenunion soll sich der Wildwuchs ändern.

Muss der Staat einspringen?

Ab November 2014 wird die Europäische Zentralbank (EZB) rund 130 Großbanken in 17 Euroländern beaufsichtigen. Die EZB will sich aber zuvor einen Überblick über den finanziellen Zustand dieser 130 Banken verschaffen. Daher müssen sich die betroffenen Institute einem Stresstest unterziehen. Dieser soll klären, ob die Banken eine neuerliche Krise bewältigen können. Fällt ein Institut bei dem Test durch, sollen die Eigentümer Geld zuschießen.

Ist das nicht möglich, kommt der Steuerzahler zum Handkuss. Um den Stresstest möglichst objektiv durchführen zu können, werden nun die Bilanzierungsregeln vereinheitlicht. Damit sollen „Zweifel an der Qualität der Vermögenswerte in der ganzen EU beseitigt werden“, hieß es dazu am Montag von der EU-Finanzaufsicht.

Am 23.Oktober wird die Europäische Zentralbank erste Details zu den geplanten Stresstests veröffentlichen. In vielen europäischen Ländern wächst die Angst vor den EZB-Prüfern. Slowenien, wo viele Banken massive Probleme haben, führt derzeit noch schnell einen eigenen Stresstest durch.

In Deutschland verlangt die Finanzbranche eine längere Vorbereitungszeit auf die EZB-Prüfung. Für Unruhe sorgt auch die Ankündigung von EZB-Direktor Yves Mersch, man werde von den 130 Großbanken einen zusätzlichen Kapitalpolster verlangen. Aus Österreich werden voraussichtlich folgende Banken am Stresstest teilnehmen: die Erste Group, die Raiffeisen Zentralbank, die Bawag, das marode Volksbanken-Spitzeninstitut ÖVAG, die angeschlagene Kärntner Hypo Alpe Adria sowie die Raiffeisenlandesbanken aus Ober- und Niederösterreich. Die Bank Austria wird gemeinsam mit ihrer Konzernmutter UniCredit unter die Lupe genommen.

Probleme in Österreich

Die staatliche Kärntner Hypo und die ÖVAG dürften beim Stresstest durchfallen. Beide Institute schreiben seit Jahren Verluste. Im Krisenfall muss wieder der Steuerzahler einspringen.

Vor wenigen Monaten erklärte die Oesterreichische Nationalbank (OeNB), dass die heimischen Banken wegen der neuen Eigenkapitalvorschriften in den nächsten Jahren bis zu acht Milliarden Euro brauchen werden. Sollte die Europäische Zentralbank von den Banken tatsächlich einen zusätzlichen Kapitalpolster verlangen, dürfte der Geldbedarf steigen.

Viele österreichische Institute planen große Sparprogramme, um die Anforderungen bewältigen zu können. Zudem wird das Geschäft in Osteuropa teilweise zurückgefahren. Abbauprogramme gibt es beispielsweise in Slowenien, Ungarn und in der Ukraine.

Nicht zu vergessen ist, dass Raiffeisen und Bawag noch die im Zuge der Finanzkrise erhaltenen Staatshilfen zurückzahlen müssen. Bislang hat nur die Erste Group alle Schulden beim Staat getilgt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2013)

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