Irland: "89,5 Mrd. nur für die Banken"

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Attac kritisiert, dass während des Hilfsprogramms für Irland mehr Gelder in die Finanzwirtschaft geflossen seien, als es erhalten habe.

Wien. Der Rettungsschirm für Irland war alles andere als eine Erfolgsgeschichte: Das behaupten jedenfalls die Globalisierungskritiker von Attac. „Irland hat während seiner angeblichen Rettung mehr Geld in den Finanzsektor gesteckt, als es an Hilfskrediten erhalten hat“, kritisiert Lisa Mittendrein von Attac Österreich.

Laut der Organisation stehen den 67,5 Milliarden Euro, die Irland von der Troika an Hilfsgeldern seit Ende 2010 erhalten hat, 89,5 Milliarden Euro gegenüber, die im selben Zeitraum aus dem Land in den Finanzsektor geflossen sind. Konkret seien 18,1 Milliarden Euro für die Rekapitalisierung der irischen Banken aufgewendet worden, 55,8 Milliarden Euro kamen Gläubigern des irischen Staates zugute, 1,6 Milliarden Euro seien zum Aufkauf von faulen Immobilienpapieren verwendet worden, und 14 Milliarden Euro habe die bisherige Abwicklung zweier staatlicher Pleitebanken gekostet. Die irische Bevölkerung werde „ausgepresst“, um den europäischen Bankensektor am Leben zu erhalten, so Mittendrein.

Für Irland selbst gab es zuletzt positive Nachrichten: Das Land konnte den Rettungsschirm Mitte Dezember als erstes „Programmland“ verlassen.

Mit 85 Milliarden Euro haben die Europartner und der Internationale Währungsfonds (IWF) das hart von einer Bankenkrise getroffene Land in den vergangenen drei Jahren vor der Pleite bewahrt. Nach Reformen und der Sanierung seines Bankensektors finanziert sich Irland mittlerweile wieder voll über den Kapitalmarkt.

Wirtschaftlich besser in Schwung

Zudem kommt der ehemalige „keltische Tiger“ auch wirtschaftlich immer besser in Schwung. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs von Juli bis September 2013 um 1,5 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt des Landes mitteilte. Das ist mehr als doppelt so viel, wie von Ökonomen erwartet. Zudem wurde das Wachstum für das zweite Quartal von 0,4 auf 1,0 Prozent kräftig nach oben korrigiert. Für den Schub sorgten vor allem die Verbraucher. Die privaten Konsumausgaben stiegen um 0,9 Prozent, nachdem sie zu Jahresbeginn noch kräftig gefallen waren. Ein Grund dafür ist die sinkende Arbeitslosenquote: Sie liegt derzeit bei 12,5 Prozent, nachdem es 2012 noch 15,1 Prozent waren. Auch die Bauausgaben legten kräftig zu. Die Exporte schrumpften dagegen um 0,8 Prozent. (APA/Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2013)


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