Bankenkrise: Madrid verlässt Rettungsschirm

(c) REUTERS (KAI PFAFFENBACH)
  • Drucken

Noch im Jänner will Madrid auf die Hilfe des ESM verzichten. Die Wunden der Krise sind aber noch lange nicht verheilt.

Madrid. Wenn Immobilien teurer werden, ist das für viele Menschen keine gute Entwicklung. Für die spanische Volkswirtschaft ist die aktuelle Steigerung von 0,7 Prozent – die erste seit 2007 – hingegen ein Anzeichen, dass sich das Land langsam aus der Krise bewegt. Noch im Jänner will Madrid den Euro-Rettungsschirm (ESM) verlassen. ESM-Chef Klaus Reding spricht von einer „beeindruckenden Erfolgsgeschichte“. Spanien hatte von den Europartnern für die Sanierung seiner Banken 2012 eine Kreditsumme von 100 Milliarden Euro zugesichert bekommen. Schließlich hat es nicht einmal die Hälfte – 41,2 Milliarden – benötigt. Nach Irland wird sich auch Spanien künftig wieder zur Gänze über die internationalen Finanzmärkte finanzieren.

Die Ursache der Krise, die einseitigen und verfehlten Investitionen in Immobilien, die überwiegend ausländischen Kunden angeboten werden sollten, ist freilich noch lange nicht überwunden. Immer noch stehen im ganzen Land hunderttausende Neubauten leer. Eine Bad Bank wurde eingerichtet, um die geplatzten Immobilienkredite aus den Bilanzen der Geldinstitute zu nehmen. Seit Mitte 2007 sind die Immobilienpreise im Schnitt um 37 Prozent gefallen. Investoren sind um ihr Geld, hunderttausende Arbeitnehmer im Baugewerbe um ihren Job umgefallen. Derzeit sind 26,7 Prozent der Spanier arbeitslos. Laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers wird es noch 20 Jahre dauern, bis die durch die Krise verloren gegangenen Jobs wieder neu geschaffen werden. Die Regierung hat zwar Arbeitsmarktreformen eingeleitet. Doch die zielen einseitig nur darauf ab, die Anstellung und Kündigung von Arbeitnehmern zu erleichtern und somit der Wirtschaft mehr Anreize zu bieten, Personal aufzunehmen. Laut OECD sind dadurch monatlich 25.000 Neuanstellungen möglich geworden. Der Kampf gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit mit derzeit 57,4 Prozent kann aber allein damit nicht gewonnen werden. Die OECD schlägt unter anderem bessere Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen für Arbeitslose vor.

Schulden von fast einer Billion Euro

Neben der Arbeitslosigkeit ist auch die Staatsverschuldung erheblich gestiegen. Der Abbau wird Jahrzehnte benötigen. Ungeachtet der Sparpolitik der Regierung unter dem konservativen Mariano Rajoy hat die Gesamtverschuldung mittlerweile einen Höchststand von 93,4 Prozent des BIPs erreicht. Spanien hat Schulden von nicht weniger als 954,9 Milliarden Euro angehäuft. 2008, zu Beginn der Krise, lag die Staatsverschuldung noch bei moderaten 36 Prozent des BIPs.   (ag/wb)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.