Griechenland kehrt an den Kapitalmarkt zurück

EPA
  • Drucken

Dem Staat soll am Donnerstag eine fünfjährige Anleihe 2,5 Mrd. Euro in die Kasse spülen. Insidern zufolge soll sehr großes Interesse bestehen.

Die Anzeichen mehrten sich, nun soll Griechenlands Rückkehr an die Finanzmärkte perfekt sein. Das Land wird am Donnerstag erstmals seit mehr als vier Jahren wieder den Kapitalmarkt anzapfen. Wie das griechische Finanzministerium am Mittwoch mitteilte, beauftragte Athen internationale Banken, demnächst eine über fünf Jahre laufende Staatsanleihe auszugeben. Aus dem Finanzministerium verlautete, die Auktion solle bereits am Donnerstagmorgen stattfinden und insgesamt zwischen zwei und drei Milliarden Euro erlösen, berichtet "Spiegel Online". Die Rendite könnte Schätzungen zufolge zwischen 4,75 und 5,25 Prozent betragen.

Hintergrund ist die derzeit positive Stimmung für viele Länder im Süden der Eurozone, nachdem sich die Stimmung am Rentenmarkt für die Randgebiete in den vergangenen Monaten deutlich verbessert hat. Das Interesse der Anleger an dem Papier sei sehr groß.

Bereits am Dienstag hat sich das schuldengeplagte Land kurzfristig mit einem sechsmonatigem Papier 1,3 Mrd. Euro am Kapitalmarkt besorgt. Der Zinssatz belief sich auf 3,01 Prozent. Er lag damit deutlich niedriger als bei vergleichbaren Titeln im Vormonat mit 3,6 Prozent Zinsen, wie die Schuldenagentur PDMA am Dienstag mitteilte.

Marktzins von 40 auf sechs Prozent gesunken

Der Marktzins für Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit liegt derzeit bei sechs Prozent. Vor zwei Jahren - als private Anleger bei einem Schuldenschnitt 130 Mrd. Euro verloren - waren es rund 40 Prozent. "Noch vor einem Jahr war es undenkbar, dass Griechenland den Kapitalmarkt anzapft", sagte Alessandro Giansanti, Zinsstratege bei der Großbank ING. "Jetzt ist es Realität."

Griechenland hat sich zuletzt im März 2010 an den Markt gewagt - damals ebenfalls mit einer fünfjährigen Anleihe. Um seinen Finanzbedarf zu decken, ist das Land seither auf Hilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Euro-Partner angewiesen. Daher ist derzeit privates Geld vom Kapitalmarkt kein Muss. Athen will aber das Interesse der Anleger testen, bevor es sich wieder vollständig über den Markt refinanziert.

Euro-Krisenländer statt Schwellenländer

Griechenland profitiert davon, dass Anleger Geld im großen Stil aus Schwellenländern abziehen. Allein Russland verlor im ersten Quartal mehr als 50 Mrd. Dollar (36,4 Mrd. Euro). Da Anleihen mit erstklassiger Bonität - wie etwa von Deutschland - nur sehr niedrige Zinsen abwerfen, haben Investoren die Euro-Krisenländer wiederentdeckt - zumal diese auch konjunkturell Fortschritte machen. So wuchs die griechische Produktion im Februar mit 1,7 Prozent bereits den dritten Monat in Folge. Einen so langen Aufwärtstrend gab es seit 2007 nicht mehr.

Vom unmittelbar bevorstehenden Comeback Griechenlands profitierten auch italienische und spanische Anleihen, deren Renditen im zehnjährigen Bereich weiter nachgaben. So rentierten die Staatspapiere aus Rom mit 3,19 Prozent etwas niedriger als am Dienstagabend. Die Rendite des spanischen Pendants lag bei 3,19 nach 3,21 Prozent am Vorabend. Auch die griechischen Papiere waren gesucht, so dass der Zins auf 6,16 von 6,18 Prozent sank. Zum Vergleich: Die deutsche Bundesanleihe liegt bei knapp 1,6 Prozent.

>> Artikel in "Spiegel-Online"

(APA/Reuters)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.