Die Inflation lässt sich nicht bändigen

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Die Preise steigen in Österreich viel stärker als im EU-Schnitt. Der Wocheneinkauf wurde um fast sieben Prozent teurer. Die tatsächlich erlebte Inflation liegt in Österreich also bei knapp sieben Prozent.

Zuerst die schlechte Nachricht: Der sogenannte „Miniwarenkorb“ ist im Jahresabstand (von November bis November) um 6,9 Prozent teurer geworden. Im Miniwarenkorb sind alle Produkte enthalten, die man im Laufe einer Woche (von Lebensmitteln über Benzin bis zur Miete) zum Leben braucht. Die tatsächlich erlebte Inflation liegt in Österreich also bei knapp sieben Prozent – und das seit vielen Monaten. Ein im vorigen November verdienter Tausend-Euro-Schein war beim Wocheneinkauf zuletzt also gerade noch 931 Euro wert.

Die offizielle Inflationsrate, die auch Produkte enthält, die man nicht jeden Tag kauft, sieht natürlich freundlicher aus. Aber immer noch trist genug: Demnach sind die Verbraucherpreise nach österreichischer Rechnung im November um 3,6 Prozent über dem Vorjahreswert gelegen, nach der EU-Ermittlungsmethode (Harmonisierter Verbraucherpreisindex HVPI) sogar um 3,8 Prozent. Die Preise steigen in Österreich also viel schneller als im EU-Schnitt, den das Brüsseler Statistikamt mit drei Prozent ermittelt hat.

Vor allem aber: Trotz stark abgebremster Konjunktur geht die Inflation nicht zurück. Gegenüber Oktober hat die Teuerung sogar leicht angezogen. Erst im kommenden Februar erwarten die Statistiker ein Absinken der Rate. Freilich nicht, weil dann die Preise zurückgehen, sondern, weil der „Basiseffekt“ dafür sorgt: Die zu Jahresbeginn 2010 stark gestiegenen Preise sind dann Ausgangspunkt für den Jahresvergleich.

Dieser „Basiseffekt“ dürfte freilich bereits zu Jahreswechsel von den jüngst beschlossenen Gebührenerhöhungen der Gemeinden (die in Wien überaus saftig ausfallen) konterkariert werden.

Sparen vernichtet Kapital

Das ist ein echter Jammer für Leute, die ihr Geld nicht sofort verbrauchen: Wer spart, schaut bei diesen Inflationsraten durch die Finger. Ein einjährig gebundenes Sparbuch mit 10.000 Euro Einlage, für das man im Schnitt mickrige zwei Prozent Zinsen bekommt, hat heuer zwar 200 Euro an Zinsen abgeworfen. Von den so erreichten 10.200 Euro bleiben abzüglich 50 Euro Kest und 3,6 Prozent Inflation nur 9784,60 Euro an realer Kaufkraft übrig. Sparer betreiben bei dieser hohen Inflation also Kapitalvernichtung.

Unter den Preistreibern findet man auch im November die „üblichen Verdächtigen“: Die Treibstoffpreise haben im Jahresabstand sehr stark zugelegt (Diesel beispielsweise um 21Prozent). Heizöl ist sogar um mehr als ein Viertel teurer geworden. Kräftig zugelangt haben auch die Gaslieferanten (plus 14 Prozent).

Teure Nahrungsmittel

Überdurchschnittlich stark gestiegen sind weiters die Preise für Nahrungsmittel, deutlich preisdämpfend haben sich im November dagegen Pauschalreisen ausgewirkt. Was in der absoluten Nebensaison aber wenig überrascht.

Die Prognosen von Wifo und IHS, die für heuer bei 3,1 bzw. 3,2Prozent liegen, werden wegen der hartnäckigen Teuerung jedenfalls nach oben korrigiert werden müssen.

Leicht möglich, dass in diesem Jahr die höchste Inflationsrate seit 1993 (damals waren die Verbraucherpreise um 4,1 Prozent gestiegen) registriert wird. Seit der Einführung des Euro hat die Inflationsrate nur ein Mal den Wert von drei Prozent überschritten: im Krisenjahr 2008.

Die Europäische Zentralbank macht freilich auf Optimismus: EZB-Chef Mario Draghi sagte gestern, die mit drei Prozent recht hohe Inflation in der Gemeinschaft beruhe auf „Einmaleffekten“, die Teuerung werde bald in Richtung des EZB-Richtwerts von zwei Prozent sinken.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2011)

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