Bank-Austria-Mutter warnt vor Ende des Euro

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Die italienische Großbank UniCredit spricht im Zusammenhang mit der aktuellen Schuldenkrise von einer „Wiedereinführung nationaler Währungen“. Die Aktie der UniCredit setzte ihre Talfahrt auch am Freitag fort.

Rom/Wien/Bloomberg/APA/stef. Es sind die bislang düstersten Worte, die eine europäische Großbank im Zusammenhang mit der aktuellen Schuldenkrise in den Mund genommen hat: Es gebe „Bedenken, dass sich die Staatsschuldenkrise verschlechtern könnte“, heißt es in dem aktuellen Börsenprospekt der italienischen UniCredit. Und weiter: Das „könnte zur Wiedereinführung von nationalen Währungen in einem oder mehreren Eurostaaten führen, oder unter besonders schlimmen Umständen zur Aufgabe des Euro“.

Die größte Bank Italiens versucht derzeit, auf dem Kapitalmarkt 7,5 Mrd. Euro aufzutreiben. Dieser Betrag fehlt dem Institut, um die von der Europäischen Bankenaufsicht bis Juni geforderten Kapitalquoten zu erfüllen. Grundsätzlich ist es durchaus Usus, in einem Börsenprospekt Eventualitäten zu berücksichtigen. Damit wollen sich die Banken absichern und sicherstellen, die Aktionäre im Voraus gewarnt zu haben, falls sie ihren Einsatz verlieren. Trotzdem kam die Deutlichkeit der Wortwahl für viele Beobachter überraschend.

„Große negative Effekte“ befürchtet

Sollte es tatsächlich zu einer Verschärfung der Eurokrise kommen, wäre die Mutter der österreichischen Bank Austria wohl eine der ersten Großbanken, die vor dem Bankrott stünde beziehungsweise Staatshilfen benötigte. Das Institut hält italienische Staatsanleihen im Wert von 38,85 Mrd. Euro. Das Risiko, dass Staaten aus dem Euro austreten, könnte „große negative Effekte auf das operative Resultat, die Kapital- und die Finanzbasis der Gruppe haben“, heißt es in dem Börsenprospekt.

Die Aktie der UniCredit setzte ihre Talfahrt der vergangenen Tage zunächst auch am Freitag fort und notierte zu Mittag bei einem Minus von mehr als zehn Prozent. Am Nachmittag kauften die Investoren allerdings zu und machten die Tagesverluste teilweise wieder wett. Seit Wochenbeginn brach der Kurs um ein Drittel auf 4,40 Euro ein. Ende des Monats will das Finanzinstitut junge Aktien zu einem Kurs von 1,94 Euro begeben. Noch ist unklar, welcher Teil der Altaktionäre vom Bezugsrecht Gebrauch machen wird. Entsprechend wird sich der Kurs bis Anfang Februar voraussichtlich zwischen diesen beiden Werten einpendeln.

Die Sorgen um die Schuldenkrise in Griechenland und Italien sowie um die größte italienische Bank ließen in den vergangenen Tagen auch den Eurokurs einbrechen. Ein Euro kostete am Freitag weniger als 1,28 Dollar – so wenig wie seit September 2010 nicht mehr. „Jegliche Verschlechterung der politischen oder sozioökonomischen Situation in Griechenland könnte zu noch größeren Verlusten für die UniCredit führen, als am 30. September 2011 verzeichnet“, warnt das Institut. Im dritten Quartal hatte es für die Bank nach hohen Abschreibungen einen Rekordverlust in Höhe von 38,85 Mrd. Euro gesetzt.

Was passiert mit der Marke Bank Austria?

Noch unklar ist, was die aktuellen Warnungen und die Aktienemission der UniCredit für die österreichische Tochter Bank Austria bedeuten. Im Börsenprospekt spricht die UniCredit von einem „Rebranding“. Demnach werde die Verwendung diverser Marken von Tochterbanken in Kürze beendet. Betroffen davon wären neben der Bank Austria auch die Hypo Vereinsbank, die Banca di Roma und die Banco di Sicilia. Eine Abschreibung des Markenwerts der jeweiligen Banken wäre in diesem Fall unausweichlich. Die Kosten beliefen sich laut Prospekt auf 643 Mio. Euro.

Von der Bank Austria in Wien heißt es dazu, dass in dem Börsenprospekt bloß alle Eventualitäten aufgelistet seien. Ein Namenswechsel von Bank Austria zu UniCredit sei „derzeit kein Thema“. Die Zentrale in Mailand wollte sich dazu ebenso wenig äußern wie zu den Details rund um einen möglichen Zusammenbruch des Euro. In einem Interview mit der Zeitung „Il Sole 24 Ore“ vom Donnerstag hatte Bankenchef Federico Ghizzoni ein Aus für den Euro noch als „unrealistisch“ bezeichnet.

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