Bei 15 Staaten der Eurozone, darunter Österreich, hat Standard & Poor's den Ausblick auf "negativ" geändert. Gesprochen wird darüber kaum.
"Watch ist nicht negativ", war die erste Reaktion von VP-Finanzministerin Maria Fekter, als die US-amerikanische Ratingagentur Stand & Poor's im Dezember 2011 die Bonitätsnote von 15 Euro-Staaten mit einem "Credit Watch negative" versah. Mit dieser Einstufung wurde Ländern wie Deutschland, Österreich, Belgien, Finnland, die Niederlande und Luxemburg eine Abwertung um eine Stufe in Aussicht gestellt.
Nun wurde die Herabstufung der Kreditwürdigkeit mehrerer Eurozonen-Länder durch S&P Wirklichkeit. Österreich und Frankreich verloren das begehrte "Triple A". Österreich muss den Haushalt sanieren, unabhängig davon, wie die internationalen Ratingagenturen die Bonität des Landes einstufen. Darüber war sich eine hochkarätige Diskussionsrunde in der ORF-Sendung "Im Zentrum" am Sonntagabend einig. Die Politiker und Fachleute hatten aber vornehmlich die Ratingagentur S&P im Visier. Maria Fekter etwa sagte, "aber wir werden uns nicht durch Ratingagenturen kopfscheu machen lassen".
Ernst der Lage erkannt?
Untergegangen in allen Beschwichtigungsversuchen ist die Tatsache, dass Standard & Poor's in ihrem Rundumschlag 15 der 17 Euro-Staaten - nur Deutschland und Slowakei kamen ungeschoren davon - mit dem Ausblick "negativ" versehen hat. Aus manchen Diskussionsbeitragen in der Fernseh-Sendung konnte man den daraus resultierenden Ernst der Lage nicht zweifelsfrei erkennen.
"Wir hatten jetzt für die meisten Euro-Staaten auch einen negativen Ausblick gleich mit angekündigt", sagte der Leiter der für die Länderratings zuständigen Abteilung bei S&P Deutschland, Moritz Kraemer. "Das bedeutet, dass innerhalb der nächsten ein oder zwei Jahre weitere Herabstufungen folgen könnten."
1:3 Chance bei Ausblick "negativ"
Im Wortlaut der S&P-Entscheidung zu Österreich wurde der langfristige Rating-Ausblick "negativ" damit begründet, dass die Ratingagentur glaubt, dass eine Chance von zumindest 1:3 bestehe, dass das Rating schon heuer oder 2013 weiter nach unten gesetzt werden könnte. Vor allem dann, wenn die allgemeine Nettostaatsverschuldung auf über 80 Prozent steigt, weil die Regierung österreichischen Banken Geld borgen muss.
Geld vom Staat brauche sein Haus in absehbarer Zeit nicht, sagte Erste-Bank-Chef Andreas Treichl zum wiederholten Mal. Treichl kritiserte in der ORF-Sendung "Im Zentrum" die "sehr undifferenzierte Blickweise" von S&P auf Mittel- und Osteuropa. Es werde zu wenig berücksichtigt, dass seine Bank - wie andere österreichische Banken auch - in den strittigen Ländern Osteuropas nicht nur Kredite vergeben, sondern im gleichen Ausmaß auch Einlagen eingesammelt hat.
(Red. / herbas)